Die letzten Tage vor unserem letzten Wochenende in Chicago haben wir am Lake Michigan verbracht. Ich verbinde mit dem Lake Michigan vor allem eines: Dünen, Strand und blauer Himmel. Wenn man nicht wüsste, dass man sich in Nordamerika befindet würde man denken man wäre in Italien oder Frankreich am Mittelmeer. Das hat mich zutiefst beeindruckt und auch überrascht. Ich hätte nicht erwartet hier soviel strahlend weißen und feinkörnigen Strand vorzufinden und auch in Dünen zu wandern.
Nach der Fahrerei der letzten Tage sind wir schon am frühen Nachmittag im Indiana Dunes National Lakeshore angekommen und haben dort im gleichnamigen State Park unser Zelt aufgebaut. Früher war das Gebiet eine Müllhalde und wurde ab 1966 immer weiter zum Naturschutzgebiet ausgebaut. Der Indiana Dunes State Park existiert bereits seit den 20er Jahren und seine Dünen locken vor allem die „Städter“ aus der nahe liegenden Metropolregion Chicagos auf die Countryside um dort im Sommer ihre Wochenenden zu verbringen. Auch ich würde regelmäßig mit der Metra, dem Zugsystem für die Vororte Chicagos, raus an den See ins Strandbad fahren 🙂 .
Krass und für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich ist, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft ein Kohlekraftwerke, ein Atomkraftwerk und zieg Fabriken befinden. Die Metropolregion um Chicago liegt nicht umsonst im Rust Belt. Der „Rostgürtel“ mit seinen Stahlwerken erstreckt sich über Detroit bis nach Pittsburgh und zählt zu der ältesten Industrieregion der USA.
Michigan bedeutet in der Sprache der Ojibwe bzw. Anishinabe Indianer „Großer See“. Viele Amerikaner haben dem Staat den Beinamen „Great Lakes State“ oder „Water Winter Wonderland“ geben da das Wasser und auch der Winter doch bestimmende Faktoren sind. Hier sind jetzt auch wieder extra für Schneemobile gekennzeichnete Winterwege ausgeschildert. Die Küste ist von Dünen un das Hinterland von riesigen Wäldern geprägt und man sieht dort sprichwörtlich vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr 😉 .
Wir sind am nächsten Tag bist zum Ludington State Park im Nordwesten Michigans gefahren und haben dort unsere vorletzte Nacht im Zelt verbracht. Der State Park befindet sich am östlichen Seeufer und gehört mit seinem tollen Leuchtturm zu einem der beliebtesten Ausflugsziele und Fotomotive entlang dem Lake Michigan.
Das Big Sable Point Lighthouse wurde 1867 erbaut und ist nur über einen 2 Meilen langen Wanderweg zu erreichen der in den Dünen verläuft. Hat man dann den schwarz-weißen Leuchtturm erreichen umgibt einen wunderbare Stille die nur durch das Rauschen der Wellen unterbrochen wird.
Die Ruhe täuscht jedoch. Entlang des Ufers ist nämlich, je nach Strömung und Wasserstand, eines von hundert Wracks zu sehen. Auch der Lake Michigan ist ein großer Schiffsfriedhof – da helfen wohl auch die Leuchttürme entlang der Küstenlinie nichts. In den Dünen befinden sich auch noch die Reste einer Lifesaver Station aus dem vorherigen Jahrhundert. So ganz hat man die Sache mit der sicheren Schifffahrt auf dem See aber nicht in den Griff bekommen, nicht umsonst bildet Ludington zusammen mit Benton Harbor und Manitowoc das „Michigan Dreieck“.
Unser Zeltchen war Gott sei Dank in den Dünen gut geschützt und ist nicht einfach so verschwunden bzw. ich habe es nicht gemerkt das wir in elektromagnetische Felder oder einen Methan-Blowout gekommen wären 😉 . Vielleicht war ich ja auch nur verwirrt weil mich Nachts auf dem Weg zur Toilette unvermittelt sechs von der Taschenlampe hellrot erleuchtete Augenpaare angestarrt haben. Verrückte Tierwelt – schlafen Rehe nicht in der Nacht ?
Die letzte Nacht im Zelt, bevor es nach Chicago zurückgeht und der Urlaub sich endgültig dem Ende neigt, haben wir im Warren Dunes State Park verbracht. Ich bin traurig das die Zelterei jetzt ein Ende nimmt, aber es kann nicht Ewig so weitergehen und irgendwann muss man ja auch wieder heim 😉 .
Der Campingplatz lag diese Mal im Wald und nicht in den Dünen und war ein wenig privater und auch nicht so gut besucht wie die Letzteren. Wir hatten zuvor noch einen Abstecher nach Grand Rapids gemacht, das sich aber als Flop herausgestellt hat. Die Stadt gibt nicht viel her, obwohl der Reiseführer an dieser Stelle mehr versprochen hatte. Wie es halt so ist schreibt der Autor auch nur aus einem subjektiven Winkel (wie ich ja auch) und so gehen bei manchen Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten die Meinungen einfach auseinander.
Zum Glück ist das, wenn es um Strand, Sonne und Meer geht nicht so 🙂 . Die Dünen im Warren Dunes State Park waren mit die höchsten und beeindruckendsten auf unsere Reise entlang dem See. Der große, jetzt komplett leere Parkplatz, hat aber schon darauf schließen lassen wie viele Menschen auch hier in den Sommermonaten den Strand stürmen. Wenn ich ehrlich bin möchte ich nicht im Juli / August im State Park sein, für mich ist nämlich ein menschenleerer Strand der beste Strand.
Den Beitrag möchte ich heute mit der tollen und farbenprächtigen Erinnerung an den spektakulären Sonnenuntergang im Ludington State Park direkt am Zeltplatz abschließen. Es gab nur ein paar Minuten in denen das Licht der Sonne den Strand schon fast überirdisch mystisch beleuchtet hat. Ich habe diesem Moment versucht für euch auf dem ersten, linkeren Foto einzufangen 🙂 .