Rocky Mountain National Park

Ich muss ja ehrlich gesagt gestehen, dass ich mich auf den Besuch im Rocky Mountain National Park schon vor dem Urlaub mega gefreut habe und insgeheim natürlich gehofft hatte, dass das Wetter gut wird und wir im Park campen und natürlich auch wandern können.

Wir waren im Jahr 2013 bereits in Colorado unterwegs und damals gab es ein paar Tage vor unserer Ankunft im Großraum Denver ein solch schweres Unwetter, dass der National Park (nicht nur zu meinem Bedauern) geschlossen wurde. Noch heute sind nicht alle Wanderwege im Park zugänglich und auch, wenn man es im Sonnenschein nicht für möglich hält, auch wir haben während unserer Zeit im Park einen krassen Wetterumschwung mit einem Temperatursturz von über 20 Grad innerhalb weniger Stunden miterlebt. Davon aber später mehr.

Ich war also ein wenig erschrocken als wir gegen Mittag in Estes Park angekommen sind und bei der Einfahrt in den National Park feststellen mussten, dass bereits Zwei (Moraine Park und Aspenglen) der verbleibenden Drei Mitte September noch geöffneten Campingplätze komplett belegt waren.

Die Rangerin im Golden Gate Canyon State Park, auf dem wir die Nacht zuvor übernachtet hatten, hatte schon darüber philosophiert, dass dieses Jahr enorm viele Besucher in den National und State Parks unterwegs sind und die Campingplätze in den Sommermonaten auch unter der Woche teilweise komplett ausgebucht waren. Das ist hier in der Region sicherlich auch ein wenig dem guten bzw. zu guten Wetter geschuldet, denn knapp 25 Grad Mitte September im Hochgebirge sind zwar toll aber auch nicht normal. Aber laut dem US-Präsidenten gibt es ja keinen Klimawandel 😉 .

Camping im Golden Gate Canyon State Park

Etwas gehetzt sind wir daher auf der Trail Ridge Road, dem Highway 34 der auf knapp 80 Kilometern Länge durch den National Park führt, in den westlichen Teil gefahren um auf dem Timber Creek Campground hoffentlich noch einen Platz für unser Zelt zu ergattern.

Timber Creek Campground am Colorado River

Hier werden die Sites nämlich ausschließlich auf Basis des first-come-first-serve Prinzips vergeben und wir hatten uns daher ganz gute Chancen ausgemacht, wäre doch die Alternative irgendein National Forest Campground außerhalb des Parks gewesen. Im Nachhinein war das vielleicht ein Wink des Schicksals, denn wir hatten letztendlich hier am Colorado River nicht nur tierische Begegnungen mit einer Herde Elks, sondern auch eine fantastische und ruhige Zeit inmitten des abgeschiedenen bewaldeten Tales.

Besuch auf dem Timber Creek Campground

Es ist einfach sensationell und nicht mit Worten zu beschreiben, wenn man den Abend am Lagerfeuer; die Nacht umgeben von grasenden Elks und den Morgen mit einem tollen Sonnenaufgang erleben darf.

Wir haben uns für insgesamt zwei Nächte einquartiert und auch das erste Mal in diesem Urlaub unsere Mützen und die Jacke aus dem hintersten Winkel des Autos, getreu dem Motto „Zwei Fleece Pullover sind besser als einer“ 🙂 , hervorgekramt.

Auch wenn tagsüber die Sonne geschienen hatte gingen die Temperaturen in der Nacht bis auf 2 Grad runter, was Mitte September und auf 3000 Metern Höhe auch irgendwie keine allzu große Überraschung ist. Und so hat dann auch der Handföhn im Toilettenhaus seinen Dienst als Miniheizung für kalte Erwachsenen- und Kinderhände aufgenommen.

Trail Ridge Road

Was mich hier im Park absolut fasziniert und beeindruckt hat ist, dass einen die Trail Ridge Road von Estes Park auf 2390 Metern Höhe, bis hinauf zum Alpine Visitor Center (welches übrigens das höchstgelegene Visitor Center aller US National Parks, sprich auch denen in Alaska, ist) auf 3595 Metern Höhe und wieder hinab zum Grand Lake auf 2658 Meter führt.

Blick auf das Alpine Visitor Center

Dazwischen passiert man den highest point on road auf schlappen 3713 Metern und darf dort auch erleben wie schnell das Wetter von „Wandern im T-Shirt“ zu „Glühweinwetter bei 0 Grad“ umschlagen kann. Leider gab es im Visitor Center keinen Glühwein zu kaufen, auch wenn dieser am späten Nachmittag unseres zweiten Tages im National Park bei Graupelschauer und starkem Nebel mit Sicht unter 10 Metern sicherlich für die nötige innere Wärme gesorgt hätte.

Nebel und Graupelschauer auf der Trail Ridge Road

Hier oben in der Tundrazone hatten wir am Vormittag zwei kurze Wanderungen unternommen und gestaunt, wie sich das Leben den extremen klimatischen Bedingungen angepasst hat. Der Boden ist von Flechten und Moosen, die jetzt im Spätsommer in verschiedenen Gelb- und Rottönen leuchten, überzogen und die wenigen Blumen sind wahre Überlebenskünstler wenn es darum geht den langen Winter mit Schnee und Frost zu überstehen und den kurzen Sommer optimal für das Wachstum zu nutzen.

Leider war ich mit dem Foto nicht schnell genug um das dicke Murmeltier aufzunehmen, das nach einem markanten, kurzen Pfiff auch schnell wieder das Weite gesucht hatte. Stattdessen ist mir bei unserer Fahrt zum Bear Lake ein stattlicher Elk vor die Linse gelaufen, diesen ich euch nicht vorenthalten möchte.

Unterwegs im Park

Lakeside and Mountainview

Nahe dem östlichen Eingang des im Jahr 1915 gründeten Parks liegen ein halbes Dutzend kleine Gebirgsseen, die eingerahmt in Mischwäldern und umgeben von Bergen die Ideale Kulisse zum Wander wie aus dem Bilderbuch sind. Den Besuchern steht zudem ein Wanderbus zur Verfügung, der einen an die verschiedenen Trailheads bringt und so einen enspannten Start im Grünen ohne nervige Parkplatzsuche garantiert.

Die Wege sind auch ohne Wanderkarte allesamt gut ausgeschildert und wie ihr auf dem Bild oben seht, hat der Indian Summer schon ein bisschen Einzug erhalten. Für längere, tagesfüllende Wanderungen würde ich mir aber auf jeden Fall eine Wanderkarte im Beaver Meadows Visitor Center nahe Estes Park kaufen. Wir haben drei kurze Wanderungen, jeweils unter fünf Meilen um den Bear und Sprague Lake, sowie zu den Alberta Falls unternommen.

Durch die Nähe zu Estes Park und den dortigen Hotels, Lodges und Cabins ist der östliche Teil des Parks auch stärker von Touristen frequentiert als die westlichen Gebiete rund um Timber Creek. Es scheint mir als fahren die meisten Touristen nur hinauf bis zum Alpine Visitor Center, stellen fest das es da um einiges kälter ist und steigen wieder ins Auto ein um zurück in die Lodge zu fahren. Ich finde das sehr schade und denke, man sollte doch versuchen möglichst viele Facetten eines National Parks kennenzulernen, auch wenn man letztendlich nur wenige Tage oder sogar nur einen Tag vor Ort sein kann. Und wie heißt es so schön: Es gibt keine schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung 😉 .

Old Fall River Road

Die wunderbare Old Fall River Road verläuft vom Endovalley Picnic Area bis zum Fall River Pass und ist auch, das sollte man bei einem Besuch einplanen, nur aus dieser Richtung befahrbar. Bei dem unbefestigten Panoramaweg handelt es sich um die erste Autostraße auf der die Touristen ab dem Jahr 1920 durch den Park fahren konnten bzw. gefahren wurden. Die heutige asphaltierte Parkstraße wurde nämlich erst Anfang der 30er-Jahre fertiggestellt.

Unterwegs auf der Old Fall River Road

Die Straße verläuft unter überhängenden Felsen hindurch entlang einem Flüsschen mit ein paar Wasserfällen und bietet vor allem auf den letzten Meilen einen fantastischen Ausblicke auf die umliegenden Berggipfel. Zudem gibt es immer wieder kleine Parkbuchten, aber keine wirkliche Möglichkeit zum wenden. Daher sollte man es sich auch gut überlegen, ob man nicht nur das geeignete Auto sondern auch genug Mumm in den Knochen hat die knapp 10 Meilen mit teils sehr steilen Kurven und einem Teils sehr ausgewaschenen Straßenprofil zu fahren. Wer also im Vorfeld schon Zweifel hegt sollte es daher lieber lassen und anstelle dessen eine Wanderung, beispielsweise zur Holzwarth Historic Site, unternehmen. Ich glaube – Hand aufs Herz – das ich ohne meinen Schatz am Steuer die Straße nämlich nicht gefahren wäre auch wenn sie noch so schön ist.

Unterwegs auf der Old Fall River Road

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass auch wenn während unserem Aufenthalt das Wetter nicht ganz so gut wie in den vergangenen Tage war, für mich mit dem Besuch des Rocky Mountain Parks ein kleine Traum in Erfüllung gegangen ist. Dabei bin ich mir sehr sicher, dass ich mich noch lange an dieses fantastische Fleckchen Erde mit der atemberaubenden Bergwelt und den imposanten Elks zurückerinnern werde.