Der Lake Superior ist einer der fünf großen Seen im Norden Amerikas und hat mich nicht nur wegen den tollen Sandstränden im Pictured Rocks National Lakeshore überrascht. Bei unserer Fahrt in den Westen haben wir noch eine andere Seite des Sees kennengelernt. Aber beginnen wir von vorne 😉 . Nachdem wir den Nationalpark verlassen hatten haben wir Fahrt gemacht und den Nachmittag auf der Straße verbracht. Am frühen Abend haben wir ein schönes Plätzchen auf dem Baraga State Park gefunden und dort unser Zelt aufgebaut.
Die Gegend um die Keweenaw Peninsula ist sehr ländlich (ja ihr lest richtig, noch ländlicher geht noch 😉 ) und noch weniger touristisch erschlossen. Ich habe bisher auch noch keines der einschlägig bekannten Mietwohnmobile (bunt beklebt und mit der Aufschrift „Cruise America“ oder „El Monte“ versehen) herumfahren sehen. Wenn überhaupt trifft man auf ein paar amerikanische Mitfünfziger die die Zeit in ihrem monstermäßig großen Wohnmobil verbringen und quer durch die Staaten fahren und dabei noch das Eine oder Andere anschauen.
Im Supermarkt in Baraga war auffällig, dass viele der Menschen sich extrem ähnlich sahen und somit nicht nur irgendwie über zehn Ecken, sondern ziemlich direkt miteinander verwandt sein müssen. Ebenfalls gab es auffällig viele junge Menschen mit einer angeborenen Gehbehinderung 🙁 . Ich denke es ist schwer wenn man in einem solchen Kaff aufwächst aus selbigem auch wieder herauszukommen. Da gibt es wohl nur die Möglichkeit über gute Noten in Kombination mit genügend Geld (teilweise sprechen wir hier von 10.000 bis 15.000 Dollar je Semester) oder die US Army der Countryside zu entfliehen und überdies einen Partner der von „wo anders herkommt“ kennenzulernen. Für mich als deutsches Kleinstadt-Kind schwer vorstellbar aber hier nunmal Realität und Reisen bildet ja auch immer ein wenig 😉 .
Eingangs hatte ich ja erwähnt das mich der Lake Superior, der übrigens nach dem kaspischen Meer das größte Binnengewässer der Erde ist, nochmalig überrascht hat. Mir war nämlich nicht bewusst, dass der Untertagebau u.a. der Abbau von Kupfer entlang der Küstelinie von Wisconsin und Minnesota eine lange Tradition hat. Über den See verläuft zudem eine wichtige Transportroute für Eisenerz und andere Bergbauprodukte, die über den Sankt-Lorenz-Seeweg in alle Welt verschifft werden. Zentrum sind die „Twin Ports“ Duluth und Superior mit einem beachtlichen Hafen sowie Verlademöglichkeiten für Erz und andere Schüttgüter.
Im Keweenaw National Historical Park und entlang dem Michigan’s Copper Country Trail National Byway kann hingegen ein Blick in die glorreiche Vergangenheit der Kumpels geworfen werden. Hier wird auch klar warum Amerika schon immer ein Einwanderungsland war und für viele Europäer der Ort an dem Träume oder auch ein besseres Leben zur Realität werden könnten.
Auf der Halbinsel haben sich Mitte des 19. Jahrhundert vor allem Finnen und Briten niedergelassen und mit ihrer Arbeitskraft der „Calumet and Hecla Mining Company“ sowie der „Quincy Mining Company“ zu großem wirtschaftlichen Erfolg verholfen. In den nächsten Jahrzehnten haben immer mehr Menschen aus Übersee die Arbeiterschaft verstärkt und in der neuen Welt ihr Glück gesucht. Die Calumet and Hecla Mining Company war schon damals sehr fortschrittliches Unternehmen, dass seinen Arbeitgebern eine Krankenversicherung und eine Art Invalidenrente sowie eine Sterbegeld geboten hatte.
Heute ist Calumet eine kleiner verschlafenen Ort und Nationalpark Zentrum. Kaum vorstellbar das früher hunderte Menschen mit dem Zug ankamen und die Main Street bevölkert haben.
Als zweite Übernachtung am Lake Superior haben wir den Jay Cooke State Park nahe Duluth ausgesucht, welcher zu den schönsten in ganz Minnesota gehört und am wilden St. Louis River liegt. Der Campground ist im Wald, zwischen großen Steinwällen gelegen.
Die Swinging Bridge über den St. Louis River ist nur einen Steinwurf vom Platz entfernt. Bei dem tollen Wetter und dem beginnenden Indian Summer bietet sie ein tolles Fotomotiv.
Die Brücke wurde in den 30er Jahren vom Civilian Conservation Corps errichtet und ist der Publikumsmagnet schlechthin.
Nach einer kleinen Wanderung entlang dem Fluss hab wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen lassen.