Wo sich einst die Bundeswehr und ihre NATO-Bündnispartner auf kleinere und größere militärische Konflikte vorbereiteten, sind heute vor allem Wanderer und Radfahrer unterwegs, um ein paar entspannte Stunden in der unberührten Natur zu verbringen. Das 6500 Hektar umfassende Areal des ehemaligen Truppenübungsplatzes (TrÜbPl) im Münsinger Hardt ist ein bedeutender Teil des UNESCO Biosphärenreservats „Schwäbische Alb“ und steht für eine Kultur des Umdenkens in den Bereichen Artenschutz sowie der touristischen Ertüchtigung.
Heute hat sich die Natur große Teile des Geländes zurückerobert, und Gebäudekomplexe wie das „Alte Lager“ oder die Überreste des Dorfes Gruorn wurden auf nachhaltige Weise touristisch erschlossen. Letzteres beherbergt neben der Möglichkeit zur zünftigen Einkehr auch ein kleines Heimatmuseum im Obergeschoss des ehemaligen Schulhauses.
Zudem liegt es vom Wanderparkplatz Trailfinger Säge aus in fußläufiger Entfernung (ca. zwei Kilometer einfache Wegstrecke) und eignet sich so als perfekter Ausgangspunkt für den entspannten, sonntäglichen Familienspaziergang.
Der Truppenübungsplatz wurde 1895 errichtet und im Oktober 2005, also nach 110 Jahren militärischen Betriebs, geschlossen bzw. außer Dienst gestellt. Auf ihm haben sich also das württembergischen Armee-Korps, die Wehrmacht, die französischen Besatzungsmacht und nicht zuletzt die Bundeswehr auf größere und kleinere militärische Konflikte vorbereitet und Übungen durchgeführt.
Dem Dorf Gruorn kam dabei eine besondere Bedeutung zu, wurde es doch im Jahr 1939 vollständig geräumt und diente im Anschluss als „Kulisse“ für den Häuserkampf. Die alten Gebäude wurden, bis auf die Stephanus Kirche und dem Schulhaus, jedoch dem Verfall preisgegeben und im Laufe der Jahre abgerissen.
Durch die über ein Jahrhundert währende militärische Nutzung wurde das Gebiet von Straßenbau und Flurbereinigungen weitestgehend verschont, und die für die Alb so typische Weidelandschaft aus dem 19. Jahrhundert konnte erhalten werden. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch auszumachen, dass hier schweres militärisches Gerät zur einen oder anderen Erdverschiebung beigetragen hatte.
Abseits ausgetretener Pfade
Jetzt kann man aber ganz in Ruhe und Frieden auf den 13 sehr gut ausgeschilderten Wegen beim Wandern oder Radfahren die wunderschönen und unberührten Natur genießen. Zudem hat man von den beiden Aussichtstürme nahe Zainingen (42 Meter) und Heroldstatt (30 Meter) einen tollen Rundumblick über den ehemaligen Truppenübungsplatz.
Für schwindelfreie Besucher ist der Aufstieg daher Pflicht. Von dort aus eröffnet sich einem ein spektakulärer Ausblick über die umliegenden Mischwälder und Wiesen. Von hier aus sind auch die etwa 30.000 Schafe, welche zwei Drittel der Gesamtfläche des Offenlandes beweiden, als unzählige kleine weiße Punkte inmitten der hügeligen Landschaft auszumachen.
Trotz alledem muss einem beim Erkunden des Geländes immer klar sein, dass man sich auf ehemaligem militärischen Sperrgebiet befindet und die markierten Wege und Strecken nicht verlassen werden sollten. Schäfer, Förster und Waldarbeiter finden nämlich immer mal wieder Munitionsreste auf dem Gelände. Hier findet ihr ein Beispiel für eine ca. 3,5 stündige Wanderung, mit Einkehrmöglichkeit in Gruorn:
Am besten lässt sich das weitläufige Gelände aber mit dem Fahrrad erkunden. Wer nicht die Möglichkeit hat, sein eigenes Fahrrad mitzubringen, kann im „Alten Lager“, einer unter Denkmalschutz stehenden ehemaligen Truppenunterkunft aus dem Kaiserreich, ein E-Bike leihen und mit diesem ganz entspannt und in friedlicher Mission auf den ehemaligen Panzerfahrwegen durch die Gegend cruisen.
Im Alten Lager ist zudem das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb beheimatet. Neben dem Verleih von Rädern befindet sich hier aber auch der Startpunkt für geführten Wanderungen und Exkursionen.
Biosphärenzentrum
Biosphärenallee 2
72525 Gutsbezirk Münsingen