Chicago & Great Plains

Countryside – Dairy and Hunting

14. September 2017

Unsere erste Nacht im Zelt auf dem High Cliff State Park Campground war einfach wunderschön erholsam. Am Abend zuvor saßen wir noch am Lagerfeuer und haben unseren Nachbarn beim Musizieren und den Fröschen beim Quaken zugehört.

Traditionellerweise sind wir in den neuen Tag mit einer kurzen Wanderung im State Park gestartet. Dieser liegt direkt am Lake Winnebago, einem großen Binnensee in Wisconsin, und ist über den Campingplatz hinaus mit einer recht großen Marina ausgestattet. Die Wanderungen verlief entlang dem See und einem kleineren Teich.

High Cliff State Park

Seinen Namen hat der State Park vom Kalkgestein das im gesamten Park terrassenförmige Klippen gebildet hat. So sind die jahrtausend alte einzelnen Gesteinsschichten gut sichtbar. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde am Ufer auch noch aktiv Kalk abgebaut. Die Ruinen der Fabrik können heute noch bestaunt werden.

Interessanterweise hat nach Chicago bzw. Milwaukee sofort die tiefste Provinz angefangen. Irgendwie dachte ich die Ballungsräume um die großen Städte herum sind weitläufiger und dichter besiedelt. Stattdessen sieht man viele kleine bunte Farmhäuser mit den typischen runden Silos und großen Stallungen. Auf dem umliegenden leicht hügeligen Gelände wir vor allem Mais angebaut und Rinderzucht betrieben. Der Staat Wisconsin ist einerseits vom Lake Michigan und andererseits von Farmland geprägt und hat mich im Hinterland manchmal ein wenig an meine Heimat erinnert 😉 . Das haben sich wohl auch viele deutsche Auswanderer gedacht und sich so im Laufe der Jahrhunderte eine kleine „Kolonie“ geschaffen. Die Dörfer haben dann Namen wie Kiel oder New Holstein.

Auch im Bezug auf regionale Lebensmittel hat sich die Lebensart aus der alten Welt in Teilen durchgesetzt. In unheimlich vielen Produkten wie Grillsaucen oder Salatdressings ist Senf ein wichtiger Bestandteil und auch an den Farmständen wird, neben Hartwürsten (es gibt hier sehr leckere Landjäger zu kaufen) und Käse, vor allem Senf in den verschiedensten Geschmacksrichtungen zum Verkauf angeboten. Beim Käseangebot überwiegt natürlich, wie könnte es auch anderst sein, der Cheddarkäse in verschiedenen Reifegraden.

Farmstand

Produkte mit bzw. aus Äpfeln erfreuen sich auch großer Beliebtheit und jetzt im Herbst leuchten die roten Früchte schon von weitem sichtbar. Sie werden zu Cider oder Apfelkuchen weiter verarbeitet und auch an den Farmständen verkauft.

Im Norden Wisconsins an der Grenze zu Michigan wird es zunehmend bewaldeter. Auch das Seeufer ist von Mischwald gesäumt. Wenn man jetzt einen kleinen Ausflug in den Baumarkt macht wird schnell klar was hier ein beliebter Zeitvertreib ist: auf die Jagd gehen.

Ich glaube das man dort alles was das Jäger-Herz begehrt käuflich erwerben kann. Angefangen bei Messern zum Zerlegen des Tieres bis zu modernen mobilen Hochständen für ein paar hundert Dollar. Selbst nach einem Dutzend USA Reisen und vielen Besuchen in diversen Baumärkten habe ich sowas noch nie gesehen. Die Jagd hat in den Staaten ein sehr gutes Image und wird im Gegensatz zu Deutschland auch aktiver gelebt und ausgelebt. Das hängt einerseits sicherlich mit den laxeren Waffengesetzen, andererseits aber auch mit dem Verhältnis zur eigenen Geschichte zusammen. Der Amerikaner ist ja quasi Nachfahre der Pelzhändler und Trapper die sich, umgeben von den Indianern, ihren Lebensunterhalt in den Wäldern organisiert haben. Dieses Erbe und vielleicht auch der Männlichkeit wegen und um dem Bild des Versorgers näher zu kommen treibt es viele Amerikaner mit dem Gewehr hinaus in die Wälder.

Das der Herbst und Halloween vor der Türe stehen ist beim Rundgang durch die Bau- un Supermärkte ebenfalls nicht zu übersehen 🙂 . Die Amerikaner rüsten ihr Eigenheim mit derselben Inbrunst wie zu Weihnachten auf und jeder versucht die Deko des Nachbarn zu übertrumpfen. Ein Milliarden-Dollar Geschäft also.

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