Cité du Train

In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf eine Zeitreise – von der Dampflokomotive bis hin zum TGV – und tauche mit euch in die faszinierende Welt der Eisenbahnen ein. Auf meinem Blog habe ich bereits über meinen Besuch im Bahnpark Augsburg berichtet, doch dieses Mal führt die Reise an einen ganz anderen Ort.

Sie beginnt nicht in meiner Heimat, dem schönen Bayerisch-Schwaben, sondern in Mulhouse, nahe der deutsch-französischen Grenze. Dort erwarten euch gleich zwei Highlights: die berühmte Collection Schlumpf, das größte Automobilmuseum der Welt, und die Cité du Train, das nationale Eisenbahnmuseum der Société Nationale des Chemins de fer Français (SNCF).

Die Cité du Train wurde 1971 eröffnet und entstand aus der Zusammenführung verschiedener historischer Eisenbahnsammlungen der SNCF. Ziel war es, die Entwicklung der französischen Eisenbahngeschichte von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute anschaulich darzustellen – was, wie ich finde, hervorragend gelungen ist.

Le parcours spectacle

Auf einer beeindruckenden Ausstellungsfläche von 60.000 Quadratmetern werden mehr als hundert Lokomotiven, Wagen und Waggons präsentiert. Die Ausstellung ist in drei Bereiche, zwei Hallen und eine Außenfläche, unterteilt. Der Rundgang beginnt in einer großen Halle, in der eine eindrucksvolle Ton- und Lichtshow die Atmosphäre verschiedener Bereiche des goldenen Eisenbahnzeitalter verstärkt.

Hier erfährt man, wie die Eisenbahn als Arbeitsgerät in den Bergen eingesetzt wurde, welche Rolle sie als Transportmittel im Krieg spielte und wie sie den Menschen Urlaubsreisen ermöglichte. Mein persönliches Highlight waren die mondänen, eleganten und luxuriösen Züge, die nicht nur während der Blütezeit des Schienenverkehrs in Frankreich eine bedeutende Rolle spielten. In diesem Bereich werden auch offizielle Züge ausgestellt, mit denen früher die Staatsoberhäupter Frankreichs zu Treffen und Konferenzen in ganz Europa gereist sind.

Les quais de l’histoire

Die zweite Dauerausstellung der Cité du Train entführt die Besucher auf eine faszinierende Zeitreise durch die Eisenbahngeschichte. Von den Anfängen im 19. Jahrhundert, über die industrielle Revolution, bis hin zur modernen Ära im Jahr 2013 wird die Entwicklung des Schienenverkehrs lebendig. Das Herzstück der Ausstellung ist zweifellos die 111 Buddicom Nr. 33, die älteste erhaltene Dampflokomotive Europas. Dieses technische Meisterwerk gibt einen einzigartigen Einblick in die Pionierzeit der Eisenbahn.

Um das Funktionsprinzip dieser imposanten Maschinen zu veranschaulichen, präsentiert die Ausstellung eine „offene“ Lokomotive. Hier wird auf anschauliche Weise erklärt, wie diese schweren Dampfkolosse überhaupt in Bewegung gesetzt werden konnten. Alle 30 Minuten wird die Funktionsweise der Treibstangen demonstriert und dank einer speziellen Grube kannst die Lokomotive sogar von unten betrachten und ihre Mechanik aus einer einzigartigen Perspektive erlebt werden.

Die Eisenbahn erlebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine bemerkenswerte Transformation. Während in der Belle Époque elektrische Maschinen noch Zukunftsmusik waren, brachte die turbulente Zeit zwischen 1919 und 1938 trotz Wirtschaftskrise und politischer Unruhen entscheidende technologische Fortschritte.

In dieser Ära diversifizierten die Eisenbahngesellschaften ihre Flotten erheblich. Neben den traditionellen Dampflokomotiven fanden nun auch elektrische und Diesellokomotiven sowie Triebwagen- und Triebzüge Einzug in den Schienenverkehr. Diese Vielfalt diente nicht nur der technischen Weiterentwicklung, sondern war auch eine strategische Entscheidung, um für potenzielle Krisen und Ressourcenengpässe gerüstet zu sein.

Die 1920er Jahre markierten einen Wendepunkt mit der zunehmenden Elektrifizierung französischer Bahnstrecken. Parallel dazu revolutionierte das Konzept des Triebzugs den Betrieb auf Nebenstrecken, indem es die Effizienz steigerte und Kosten senkte. Überraschenderweise spielten auch Automobilhersteller wie Bugatti und Renault eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung. Sie brachten innovative Zugmodelle auf den Markt, die von einfachen Personenzügen bis hin zu luxuriösen Schnellwagen reichten und damit das Spektrum des Schienenverkehrs erweiterten..

Die Gründung der SNCF im Jahr 1938 markierte einen Wendepunkt in der französischen Eisenbahngeschichte. Diese Verstaatlichung war eine Reaktion auf die sich verschärfenden finanziellen Probleme, verursacht durch die Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, die Wirtschaftskrise der 1930er Jahre und die wachsende Konkurrenz der Automobilindustrie. Die ehemals unabhängigen Eisenbahngesellschaften wurden zu einem einzigen, staatlich gelenkten Schienennetz zusammengeführt.

In den 1950er Jahren, einer Zeit starken wirtschaftlichen Aufschwungs, erlebte der Straßenverkehr einen beispiellosen Boom. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ging die SNCF strategische Partnerschaften ein und entwickelte mit dem Trans-Europ-Express (TEE) schnelle, moderne und komfortable Züge, die auf die Bedürfnisse der Geschäftsreisenden zugeschnitten waren und ganz Europa verbanden.

Die Ölkrise von 1974 brachte unerwartete Veränderungen. Sie bedeutete das Aus für den vielversprechenden, aber kraftstoffintensiven Gasturbinen-Zug. Doch im selben Jahr traf Präsident Georges Pompidou eine zukunftsweisende Entscheidung: Der Bau einer neuen, elektrifizierten Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Paris und Lyon. Diese Entscheidung war mehr als nur ein Infrastrukturprojekt – sie legte den Grundstein für das moderne französische Hochgeschwindigkeitsnetz und prägte eine neue Vision nachhaltiger Mobilität.

Cité du Train

Die unermüdliche Forschung und Entwicklung im Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge zahlte sich schließlich aus. Während die Tests von 1955 noch erhebliche Probleme bei der Stromabnahme bei hohen Geschwindigkeiten aufgezeigt hatten, gelang es den Ingenieuren in den folgenden Jahrzehnten, diese Herausforderungen zu meistern. Der Durchbruch kam 1981 mit der Einführung des Train à Grande Vitesse (TGV). Dieser Moment markierte auch den Beginn einer neuen Ära im französischen Schienenverkehr. Der TGV revolutionierte nicht nur die Art des Reisens in Frankreich, sondern setzte auch weltweit neue Maßstäbe für Hochgeschwindigkeitszüge. Mit dem TGV positionierte sich die SNCF an der Spitze der technologischen Innovation im Schienenverkehr. Der Schnellzug wurde rasch zum Symbol für Fortschritt und Effizienz, und etablierte sich als das Standardtransportmittel für das 21. Jahrhundert. 

​Le panorama ferroviaire

Das Eisenbahnpanorama ist der dritte Bereich der Cité du Train. Trotz des etwas in die Jahre gekommenen Außengeländes, das bei unserem Besuch durch die herbstliche Stimmung noch betont wurde, präsentiert es eine beeindruckende Kulisse. Auf den Gleisen stehen historische Züge und Sonderzüge, darunter der erste TGV, der die Entwicklung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs in Frankreich einleitete.

Ein besonderes Highlight ist die liebevoll rekonstruierte Szenerie eines kleinen Bahnhofs aus dem frühen 20. Jahrhundert. Diese detailgetreue Nachbildung erweckt die Atmosphäre vergangener Zeiten zum Leben. Authentische Elemente wie ein mechanisches Lartigue-Signal, ein imposanter Bahnhofkran und diverse zeitgenössische Eisenbahnobjekte ergänzen das Bild. Das original erhaltene Stellwerk von Paris Invalides verleiht dem Ensemble zusätzliche historische Tiefe.

Cité du Train

2 Rue Alfred de Glehn
68200 Mulhouse (France)

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