Wenn man an Südfrankreich denkt, fallen einem oft Lavendelfelder, die Promenaden von Nizza oder der Hafen von St. Tropez ein. Doch wer sich etwas abseits der bekannten Orte bewegt, stößt zwischen Marseille und Cassis auf eine beeindruckende Landschaft: den Parc national des Calanques. Die steilen Kalksteinfelsen, das klare, grünlich schimmernde Wasser und das kleine Hafenstädtchen Cassis bilden eine Umgebung, die besonders für Wanderfreunde und Naturinteressierte viel zu bieten hat.

Calanques – Versteckte Buchten und steile Klippen
Der Parc national des Calanques wurde im Jahr 2012 ins Leben gerufen und gilt als erster europäischer Nationalpark, der sowohl terrestrische als auch maritime Flächen unter Schutz stellt. Er erstreckt sich über etwa 20 Kilometer entlang der Mittelmeerküste zwischen Marseille und Cassis und umfasst beeindruckende 87.000 Hektar Land sowie rund 141.000 Hektar Meeresgebiet. Die namensgebenden „Calanques“, ein Begriff aus dem Provenzalischen, bezeichnen fjordähnliche Buchten mit steil abfallenden Felswänden, die sich tief in die Küstenlandschaft einschneiden. Geologisch sind sie durch tektonische Bewegungen und jahrtausendelange Erosion entstanden und präsentieren sich heute als spektakuläre Naturkulissen.
Am eindrucksvollsten lässt sich der Nationalpark allerdings vom Wasser aus erleben. Zahlreiche Bootstouren starten direkt im Hafen von Cassis und führen entlang der Küste zu den schönsten Calanques. Vom Schiff aus eröffnen sich Perspektiven, die zu Fuß kaum erreichbar sind – steile Felswände, versteckte Buchten und das klare, türkisfarbene Wasser wirken aus dieser Sicht besonders eindrucksvoll. Neben Cassis bieten auch Marseille und La Ciotat regelmäßige Ausfahrten an, sodass Besucher die Küstenlandschaft ganz entspannt vom Meer aus erkunden können.



Auf schmalen Pfaden durch die Calanques – Wandern mit Meerblick
Die Calanques sind natürlich ein echtes Paradies für Wanderfreunde – allerdings eines das auch Respekt verlangt. Die Wege durch diese zerklüftete Küstenlandschaft sind oft steil, uneben und mit losem Geröll bedeckt. Trittsicherheit ist hier ebenso wichtig wie gutes Schuhwerk, ausreichend Wasser und ein zuverlässiger Sonnenschutz, denn Schatten ist auf vielen Strecken Mangelware. Wer sich gut vorbereitet, wird jedoch mit eindrucksvollen Naturerlebnissen belohnt.
Besonders beliebt ist die Wanderung zur Calanque d’En-Vau, die als eine der fotogensten Buchten der Region gilt. Eingebettet zwischen steilen Felswänden leuchtet das Wasser hier in einem intensiven Smaragdgrün – ein Anblick, der sich tief ins Gedächtnis einprägt. Der Weg dorthin ist anspruchsvoll und erfordert Kondition, doch die Mühe lohnt sich.
Deutlich leichter zugänglich ist die Calanque de Port-Pin, die sich in unmittelbarer Nähe zu Cassis befindet. Der Weg dorthin ist vergleichsweise kurz und gut begehbar, weshalb sie sich besonders für Familien oder weniger geübte Wanderer eignet. Die Bucht selbst ist klein, aber charmant, mit flachem Wasser und schattigen Plätzen unter Pinien.
Wer etwas weiter Richtung Marseille wandert, stößt auf die Calanques de Sormiou und Morgiou. Beide bieten spektakuläre Ausblicke auf die Küste und das offene Meer, und sind bei Einheimischen wie Besuchern gleichermaßen beliebt. Die Wege dorthin sind ab Cassis länger, jedoch landschaftlich äußerst reizvoll.

Cassis – Mediterranes Lebensgefühl zwischen Felsen, Meer und Pinien
Der charmante Hafen von Cassis ist das pulsierende Zentrum des Ortes. Bunte Fischerboote schaukeln sanft im Wasser, während sich Cafés und Restaurants entlang der Kais aneinanderreihen. Die Fassaden der Häuser leuchten in Pastelltönen, und die Atmosphäre ist lebendig und südfranzösisch entspannt.
Nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt befindet sich der kleine Stadtstrand von Cassis – ein ruhiger, einladender Ort, der sich perfekt für eine kurze Pause am Meer eignet. Zwar ist der Strand nicht besonders groß, doch seine Lage direkt unterhalb der Altstadt macht ihn besonders attraktiv. Mit Blick auf die Bucht, das glitzernde Wasser und die umliegenden Felsen lässt sich hier wunderbar entspannen. Der Untergrund besteht aus einer Mischung aus feinem Kies und Sand, das Wasser ist klar und meist ruhig – ideal für ein kurzes Bad, ein Sonnenbad oder einfach zum Füße-ins-Wasser-halten nach einem Spaziergang durch den Ort.
Wer vormittags am Strand ist, kann den Besuch wunderbar mit einem Abstecher zum Wochenmarkt verbinden, der nur wenige Schritte entfernt auf dem Place Baragnon und den umliegenden Sträßchen stattfindet. Mittwochs und Freitags wird Cassis zum Schauplatz eines lebhaften Markttreibens mit bunten Ständen und regem Treiben. Hier bieten lokale Händler frisches Obst und Gemüse, provenzalische Spezialitäten, Oliven, Käse, Honig und handgemachte Produkte an. Der Markt ist nicht nur ein Ort zum Einkaufen, sondern auch zum Erleben und besonders schön ist es, sich mit ein paar Leckereien einzudecken und anschließend am Hafen oder Strand ein kleines Picknick zu genießen.
Etwas oberhalb des Ortes, eingebettet in eine grüne Umgebung, liegt der Campingplatz Les Cigales, eine echte Empfehlung für alle die Cassis hautnah erleben möchten. Der Platz bietet rund 250 Stellplätze, die durch Hecken voneinander getrennt sind und so etwas Privatsphäre ermöglichen. Die Ausstattung würde ich als solide bezeichnen. Wir waren mit unserem Wohnmobil in der Nebensaison dort und konnten den Platz ganz unkompliziert direkt am Morgen ohne vorherige Reservierung beziehen.
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