In diesem Beitrag nehme ich euch wieder mit ins schöne Elsass, genauer nach Mulhouse, etwa 60 Kilometer südwestlich von Freiburg im Breisgau. Den Grundstein für das dortige Musée National de l’Automobile legten die Brüder Hans und Fritz Schlumpf, zwei ortsansässige Textilfabrikanten, mit ihrer wunderbaren und einzigartigen Automobilsammlung.

Über die leider traurigen Anfänge der Sammlung erzähle ich euch aber später noch mehr. Heute beherbergt das Museum über 500 Fahrzeuge und ist im Gebäude einer der ehemaligen Fabriken der Gebrüder untergebracht. Und keine Sorge, hier trefft ihr nicht auf die kleinen, blauen Nervegeister auch wenn es gewisse Namensähnlichkeiten gibt 😉 .

Collection Schlumpf
Peugeot
Collection Schlumpf
Anfänge des Automobils

Rundgang durch das Museum
Das Museum bietet einen faszinierenden Überblick über die Entwicklung des Automobils – von den ersten Fahrzeugen des 19. Jahrhunderts bis hin zu den Hightech-Modellen der 1970er Jahre. Zudem beherbergt es zwei der sechs erhaltenen Bugatti Type 41 „Royale“, die zu den teuersten Autos aller Zeiten gehören. Besonders beeindruckend sind die wechselnden Sonderausstellungen und die Abteilungen, in denen man in die Welt der Renngeschichte oder der Hypersportwagen eintauchen kann. Als Besucher können wir nicht nur die exquisite Handwerkskunst und die technischen Innovationen bewundern, sondern auch die Geschichte des Automobils als kulturelles Erbe erleben. Die Leidenschaft für Geschwindigkeit, Design und Technik wird auf einer Ausstellungsfläche von unglaublichen 25.000 m² lebendig.

Kühlerfigur
Elefant
Kühlerfiguren
Spirit of Ecstasy

Ich habe das Museum bereits zweimal besucht und bin, auch als nicht absoluter Autokenner, immer wieder aufs Neue begeistert. Besonders schön finde ich die Sammlung der Kühlerfiguren, und der Mercedes 300 SL mit seinen Flügeltüren hat es wahrscheinlich nicht nur mir angetan.

Die wunderbare Sonderausstellung im Herbst 2024 präsentierte eine Auswahl von Autos aus der Sammlung des Fürsten von Monaco. Die Leidenschaft der Fürstenfamilie für Automobile wurde mit Multimediainstallationen und rund zwanzig Fahrzeugen für alle greifbar. Auch romantisch veranlagte Besucher kamen auf ihre Kosten, denn der originale Lexus LS 600h „Landaulet“, das Hochzeitsfahrzeug von Albert II und Charlene Wittstock – das der ein oder andere sicherlich aus dem Fernsehen kennt – konnte ebenfalls bestaunt werden.

Sonderausstellung
Sammlung des Fürsten von Monaco
Sonderausstellung
Sammlung des Fürsten von Monaco

Auch der Rennleidenschaft der Fürsten und dem Großen Preis von Monaco wird in der Ausstellung Platz eingeräumt. Mein kleiner Sohn war ganz fasziniert von den Rennautos, vor allem weil er sich nicht vorstellen konnte, dass der Kurs durch den Zwergstaat auf normalen Straßen verläuft, auf denen er mit seinem Roller und wir mit unserem Wohnmobil fahren können. Als wir ihm dann erzählten, dass Nizza, das wir im Spätsommer besucht hatten, ganz in der Nähe von Monaco liegt, meinte er, dass wir nächstes Jahr unbedingt dorthin in den Urlaub fahren müssen und er fünf Euro Taschengeld hat 😉 .
Vom 30. November 2024 bis zum 2. März 2025 zeigt das Museum eine Sonderausstellung, die uns in die Legenden des Rallyesports von den 70er Jahren bis Anfang der 2000er Jahre eintauchen lässt. Die Besucher können 18 Rallyeautos besichtigen, darunter ikonische Fahrzeuge wie den Lancia Delta S4, den Ford RS 200 oder den Renault 5 GT Turbo.
Für die kleinen Museumsbesucher gibt es eine Spielecke, einen Fahrsimulator und eine Mini-Rennstrecke mit Elektroautos. Dafür fällt eine extra Gebühr an, die jedoch in einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis steht. In der öffentlich zugänglichen Cafeteria könnt ihr nach dem Museumsbesuch einen kleinen Snack genießen oder an der Bar einen Kaffee oder Cocktail trinken. Auf dem geräumigen Museumsparkplatz gibt es außerdem ausreichend Platz für Wohnmobile.

Für die kleinen Besucher
Spieleecke
Für die kleinen Besucher
Rennstrecke

Von den Anfängen der Sammlung bis zum heutigen Museum
Die in Italien geborenen Brüder kehrten 1908 als kleine Kinder in die Heimat ihrer Mutter zurück, wo sie bis 1977 lebten. Dort bauten sie ein erfolgreiches Textilunternehmen auf und erlangten zwischen den 1930er- und 1970er-Jahren in Frankreich ein Monopol für gekämmte Garne. Besonders Fritz hatte es die Marke Bugatti angetan. Neben ihrer Leidenschaft für exklusive Autos verfügten die beiden auch über genügend Kapital, um ihrer jahrzehntelangen Sammelleidenschaft nachzugehen.
In den 1940er Jahren begannen sie mit der Zusammenstellung ihrer Sammlung, die vor allem Luxus- und Sportwagen aus dem 19. und 20. Jahrhundert umfasste. 1957 kauften sie in Mulhouse einen Wollhersteller auf und brachten ihre beeindruckende, aber zunächst private Sammlung in dessen Räumlichkeiten unter.

Formel 1
Rennsportbegeisterung
Traumauto
Alfa Romeo

Zur Finanzierung ihres Hobbys belasteten die Brüder ihr Unternehmen jedoch so stark, dass sie 1977 zahlungsunfähig wurden und über 2000 Arbeiter entlassen werden mussten. Die bis dahin weitgehend unbekannte Automobilsammlung wurde während eines Streiks von den ehemaligen Arbeitern des Textilwerks entdeckt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Fahrzeuge hätten die Forderungen der Gläubiger bedient werden können. Doch aufgrund der Intervention der französischen Regierung konnte die Sammlung erhalten bleiben. Die Brüder flohen daraufhin im Jahr 1977 ins Schweizer Exil. Ich finde das Handeln der Gebrüder Schlumpf zeigt sich in vielerlei Hinsicht als widersprüchlich: Trotz ihres völligen Versäumnisses, wirtschaftliche und soziale Verantwortung zu übernehmen, schufen sie ein Erbe, das mit einem der größten und beeindruckendsten Automobilmuseen der Welt in die Geschichte einging.
Musée National de l’Automobile
17 Rue de la Mertzau
68100 Mulhouse (France)

Musée National de l’Automobile
Eingangsbereich
Musée National de l’Automobile
Cafeteria

Virtuelle Kaffeekasse
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