Friedhof in Douaumont

Etappe 1 – Am Morgen des 26. August ging es schon um kurz vor 6 Uhr früh bei uns daheim los. Wir haben den etwas verdutzt dreinschauenden Henry in sein Sitzerchen gepackt und sind in Richtung Frankreich losgefahren. Die Woche zuvor waren wir ja bereits in Österreich unterwegs und haben uns dort auf unsere Elternzeit-Auszeit eingestimmt. Da ich am 25. August jedoch eine Drehtermin mit dem ZDF für dessen Reisemagazin „Hallo Deutschland“ am Blautopf in Blaubeuren hatte, haben wir den Urlaub kurz unterbrochen.

Unser erstes Etappenziel für den quasi zweiten, langen Teil der Elternzeit-Auszeit ist Verdun, wo wir gegen Mittag dann auch – zum Glück für alle Insassen des Wohnmobils ohne Stau – angekommen sind.

Verdun – Ein Zeigefinger der Geschichte

Für mich als Geschichtsinteressierte stand ein Besuch der Gedenkstätte schon seit längerem auf der „Sightseeing-Bucket-List“. Irgendwie hatte sich aber bisher nie so richtig die Gelegenheit geboten hier, eine Stunde westlich von Metz, einen Zwischenstopp einzulegen.

Die Schlacht von Verdun fand hier in den grünen Hügeln rund um den Ort von Februar bis Dezember 1916 statt und höre ich heute nur den Namen „Verdun“ muss ich leider auch noch über 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges sofort an diese grausige Begebenheit denken 🙁 .

Das Mémorial de Verdun in den Hügeln über der Stadt stellt in einer anschaulichen und äußerst interessanten Ausstellung das Leben und Leiden an der Front dar und ich kann den Besuch nur empfehlen. Wir haben natürlich auch im Vorfeld diskutiert, bis bzw. ab wann man Kinder in eine solches Museum mitnehmen kann/darf. Ich finde, wenn sie noch so klein wie Henry sind ist es vollkommen ok, im Kindergarten- oder Vorschulalter wird es aber dann schwieriger und man muss als Eltern auf jeden Fall Erklärungsarbeit leisten oder eine solche Art von Museen erst dann besuchen, wenn die Kinder etwas älter sind. Auch dann sind Erklärungen natürlich weiterhin eine Voraussetzung, aber das Verständnis der Kinder hat sich ja auch bis dahin geändert.

Der Titel des Beitrages „Ils ne passeront pas!“ bedeutet übrigens zu Deutsch „Sie werden nicht durchkommen!“ und wurde von den französischen Generälen Robert Nivelle und Philippe Pétain als Slogan für den Widerstand gegen die deutschen Angreifer während der Schlacht von Verdun verwendet.

Versteckt in den Hügeln befinden sich zig Friedhöfe und weitere Gedenkstätte und -tafeln, die allesamt auch erwandert werden können. Es ist, fährt man heute durch das Gebiet, eh schwer vorstellbar, wie der Krieg die vormals friedliche Landschaft in eine schlammige, zerfurchte und lebensfeindliche Umgebung verwandelte.

Neben dem Mémorial haben wir noch das Beinhaus von Douaumont besucht. Hier haben die Überreste von mehr als 100.000 Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden und in der imposanten Krypta über dem Ossarium wird an die vielen Vermissten erinnert. Vom Turm eröffnet sich einem zudem eine toller Ausblick über den Friedhof und die umliegenden Wälder.

Dort sind auch zig ehemalige Fort zwischen den Bäumen versteckt von denen wird lediglich das dem Beinhaus nahe gelegene Fort Douaumont angeschaut haben. Wir haben ja im Urlaub nicht nur den Kinderwagen, sondern auch die Kraxe sowie die Babytrage dabei, die hier gute Diente geleistet hat. Ein Besuch des Beinhauses, sowie der Besuch des Forts wäre nämlich ohne bzw. nur mit Kinderwagen nicht möglich gewesen. Ich denke, es werden auch nicht die letzten Sehenswürdigkeiten sein, die quasi aus baulichen Gründen schon mal nicht barrierefrei sind. Ich finde es gerade im Urlaub wichtig, dass man sich Sachen als Familie anschaut und nicht einer immer draußen mit dem Kinderwagen warten muss.

Rund um Verdun fährt man immer wieder durch sogenannte verschwundene Dörfer, sogenannte Villes détruit. Diese wurden vor der Schlacht evakuiert oder auch teilweise zum Verteidigungspunkt ausgebaut. Heute stehen an Ort und Stelle Gedenk- oder Informationstafeln, wie beispielsweise im ehemaligen Dorf Douaumont.

Übernachtung

Übernachtet haben wir auf dem wunderbar ruhigen Wohnmobilstellplatz in dem Örtchen La Cheppe etwa eine Fahrstunde östlich von Verdun. Wenn ihr bisher von dem Ort noch nicht was gehört habt, macht nichts, ich auch nicht 😉 . Solltet ihr aber mit dem Wohnmobil unterwegs und auf der Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz im Grünen sein, seid ihr hier gut aufgehoben.

Am Ortsrand befindet sich das Camp d’Attila und der zugehörige Wanderparkplatz ist gleichzeitig auch Stellplatz für Wohnmobile. Der Platz verfügt über Picknicktische, Abfallbehälter und einer Ver- sowie Entsorgungseinheit für Mobile.


Etappe 2 – Am nächsten Tag sind wir vor allem eines, nämlich Auto gefahren. Wir wollen ans Meer!! Unsere Reisepläne sehen ja vor, dass wir die Atlantikküste entlang bis nach Portugal fahren. Starten wollen wir aber oben in der Bretagne. Und was gibt es Besseres, als mit einem echten Sehenswürdigkeiten-Klassiker zu starten? Ich nehme euch daher morgen mit Mont-Saint-Michel – seid also schon gespannt 🙂 .

Übernachtung

Ich bin ja vor allem wegen Henry immer auf der Suche nach „grünen“ Stellplätzen, auf denen man ohne Probleme auch die Spieledecke ausbreiten kann. Wir haben daher auf dem Aire Municipal in dem kleinen Örtchen Val-d’Izé etwa eine Stunde entfernt von Mont-Saint-Michel die Nacht verbracht.

Aire Municipal Val-d’Izé

Auch hier steht man Nachts ruhig an einem Bach in der Nähe des Sportplatzes. Wir hatten am Abend zudem ein wenig Unterhaltung durch eine Gruppe Boule spielender Franzosen, die ihrem „Volkssport“ ja immer mit viel Enthusiasmus nachgehen.