Ich hatte euch in einem vorherigen Beitrag ja schon einmal in das Département Charente-Maritime mitgenommen. Heute wollen wir uns demnach auf dem „Festland“ und somit in einem ganz anderen Winkeln des wundervollen 17. Départements umschauen. Auf der Insel hatten wir unser wunderbares Ferienhaus bezogen, welches als „Basisstation“ für viele interessante und abwechslungsreiche Ausflüge diente.
Einer diese Ausflüge hat uns (nicht nur einmal) nach Rochefort, der Kleinstadt die der Insel am nächsten liegt, geführt. Hier gibt es nicht nur vielfältige Einkaufsmöglichkeiten – ich liebe ja die Auswahl an den Frischtheken in den französischen Megasupermärkten mit ihren bis zu 60 Kassen 😉 – sondern auch eine charmante Altstadt mit maritimen Flair und natürlich viel Geschichte.
Unterwegs in Rochefort
Rochefort liegt nämlich nicht direkt am Atlantischen Ozean sondern 20 km weit im Binnenland am Fluss Charente. Demnach liegt es auch für militärische Einrichtungen strategisch geschickt, was zur Folge hatte das hier im 17. Jahrhundert Frankreichs größtes Marinearsenal gebaut wurde.
Hier wurden also Schiffe, Geräte und Anlagen der französischen Marine gelagert, gewartet und repariert. Dabei gingen bis zu 350 Schiffe vom Stapel und noch heute sind viele Gebäude und Straßenzüge in der schachbrettartig angelegten Innenstadt von dieser Zeit geprägt.
Heute können im „Centre International de la Mer“ die Räumlichkeiten der Königlichen Seilerei („Corderie Royale“), sowie ein tolles maritimes Museum besucht werden. Wer Lust hat kann sich auch auf einem waschechten Seegelschriff umsehen, denn der Nachbau der Hermione, eine Fregatte aus dem 18. Jahrhundert, kann ebenfalls besichtigt werden. Mit dem Original war damals der Marquis de La Fayette ein paar Jahre nach der „Tea Party“ nach Boston gesegelte um die amerikanischen Kolonisten weiter in ihrem Unabhängigkeitskampf zu unterstützen. Ich finde es immer unglaublich beeindruckend, wenn so lange und auch gefährliche Wegstrecken mit, aus heutiger Sicht, so wenig Technik zurückgelegt wurden.
Was mir wieder besonders gut befallen hat ist, dass es in Rochefort auch viele verwunschene und in Teilen der Natur überlassenen ehemals städtische Ecken gibt. Seit ein paar Jahren wird ja von sogenannten „Lost Paces“ besprochen, vor 20 Jahren hätte man wohl noch ganz profan Bauruine dazu gesagt 😉 . Aber wie auch immer, für mich haben solche Gebäude immer einen besonderen Flair und ich bin natürliche auch gerne mit der Kamera unterwegs.
Ausflug nach Cognac
Wer in der Region Urlaub macht muss eigentlich fast einen Abstecher in das kleine, geschäftige Städtchen Cognac unternehmen. Hier ist der Name quasi Programm, denn der weltbekannte französische Weinbrand kommt aus dem umliegenden Weinbaugebiet. Dabei ist Cognac eine geschützte Herkunftsbezeichnung für den edlen Tropfen, der aus weißen Trauben gewonnen wird, aus der Charente-Maritime.
Wir hatten schon im Vorfeld überlegt, welche der vielen Destillerien wir besuchen wollen. Ich muss an dieser Stelle sagen, dass ich keine großer Cognactrinker war und eher mal ein Gläschen Schottischen Whiskey genossen haben. Wir haben uns dann für einen Besuch bei Camus entschieden, weil das Unternehmen als einziges noch im Familienbesitz ist und nicht ganz so „verkommerzt“, wie die größeren Hersteller Hennessy oder Rémy Martin schien. Das soll jetzt nicht heißen, dass deren Produkte schlechter sind, wird fühlten uns aber durch die großen Besuchergruppen und Bustouristen vor Ort in unserer Entscheidung irgendwie bestätigt.
Die Führung bei Camus war mit nur einem weiteren Pärchen aus England dann schon fast exklusiv. Wir wurden im Keller herumgeführt und haben dabei so einiges über die Herstellung des Weinbrandes erfahren. Und natürlich durfte man am Ende auch zwei Weinbrände probieren 😉 . Nach einem kurzen Ausnüchterungsspaziergang im historischen Ortskern und mit einer Flasche „Ile de Ré Cliffside Cellar“ im Gepäck, haben wir dann unsere Rückfahrt zum Ferienhaus angetreten.
Zoo de la Palmyre
Einen besonders schönen Ausflug, der meiner Ansicht nach mit Kindern eh Pflicht ist, ist der in den Zoo de la Palmyre. Er gehört mit 18 Hektar und bis zu 700.000 Besuchern pro Jahr zu den Meistbesuchten und Schönsten in ganz Frankreich.
Ich bin ja eine begeisterte Zoobesucherin, wobei ich mich schon manchmal bei dem Gedanken ertappe zu hinterfragen, ob das Halten von Tieren fernab ihrer eigentlichen Heimat und quasi „hinter Gittern“ eine so gute Sache ist. Ich habe auch schon Kleinzoos besucht, in denen es den Tieren offensichtlich nicht gut ging und der dortige Zoobesuch hat mich nur noch wütend und unendlich traurig gemacht. Hier in Palmyre werden die Tiere aber wirklich artgerecht gehalten, super gepflegt und betreut. Ich denke man muss bei solchen Überlegungen auch berücksichtigen, dass es durchaus Arten gibt, deren Fortbestand ohne die Zucht im Zoo noch stärker gefährdet wäre als er nicht eh schon ist. So gilt es auch hier beide Seiten der Medaille zu berücksichtigen.
Abtei Saint-Pierre de Maillezais
Unserer Besuch der Abtei Saint-Pierre de Maillezais hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und die lila, wogenden Lavendelfelder haben hier sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet, stehen sie doch im krassen Kontrast zu der imposanten Ruinen der ehemalige Benediktinerabtei. Die Abtei hatte durch ihre Lage in der Nähe einer der Nebenstrecken des Jakobsweges profitiert und erreichte so ihre Blütezeit als Kathedrale im 14. Jahrhundert.
Die folgenden Jahrhunderte waren von zig kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa geprägt und der Religionskrieg mit den Hugenotten hat ihr sozusagen den „Rest“ gegeben. Letztendlich wurde die Ruine, die 1872 in Staatsbesitz überging, im Jahr 1927 als „Monument historique“ klassifiziert und unter Denkmalschutz gestellt. Heute stehen nur noch wenige Grundmauern, die in den blauen Himmel ragen.
Die Küste der Leuchttürme
Ist man entlang der Küste unterwegs, kommt man an über einem Dutzend Leuchttürmen vorbei, von denen auch mancher besichtigt werden kann. Zu den schönsten, restaurierten gehören da sicherlich die beiden auf den großen Inseln Île de Ré und Île d’Oléron. Viele der Leuchttürme sind schön gemauert und wurden, wie der Phare de Chassiron, mit einer markanten Fassade versehen.
Unterwegs im Département
Zu guter Letzt möchte ich ein paar Impressionen aus dem Département mit euch Teilen und euch einen ganz besonderen Bewohner vorstellen.
Der kleine, zottelige Poitou-Esel lässt sich immer wieder auf den Weiden am Wegesrand entdecken. Die Rasse ist seit dem 11. Jahrhundert in Südwestfrankreich verbreitet und gehört heute leider zu den gefährdeten Großeselrassen.
Die schönsten Bilder und Erlebnisse entstehen ja immer, wenn man gar nicht richtig damit rechnet 😉 . So haben wir bei unserem Besuch des Forts auf der Isle Madame, die bei Ebbe über einem Damm mit dem Auto zu erreichen ist, zig Einheimische beim Ernten von wilden Austern getroffen.
Wir haben natürlich interessiert geschaut und uns wurde daraufhin erklärt, dass Pêche à pied (Fischen bei Ebbe) eine beliebte Familienbeschäftigung hier in der Gegend sei und das Austernmesser zur Grundausstattung eines jeden gehört. Da sagt mal einer, reisen bildet nicht 😉 .
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