Wenn sich die Blätter an den Bäumen jetzt bunt färben und die Sonne zunehmend an Energie verliert, ist es Herbstzeit – Wanderzeit und die perfekte Gelegenheit, abseits des sommerlichen Trubels einige Regionen zu erkunden. Die französische Grenzregion Elsass ist von der Mitte Süddeutschlands aus in wenigen Stunden mit dem Auto oder Wohnmobil erreichbar und bietet neben verschiedenen Museen und historischen Städten auch ein gut ausgebautes Netz an Wanderwegen.
Besonders im Naturpark Vogesen lässt sich die Natur wunderbar genießen, und es gibt zusätzlich die Möglichkeit, die ein oder andere spektakuläre Aussicht zu erleben.
Auf meinem Blog habe ich euch vor kurzem bereits das Ausflugsziel Parc Animalier de Sainte-Croix nahe Sarrebourg (Nordvogesen) vorgestellt. Der wunderbar angelegte Zoo beherbergt rund 100 verschiedene Tierarten und kann auf drei unterschiedlichen Erlebnispfaden sowie mit einem Safari-Zug erkundet werden. Wenn ihr, wie wir, mit dem Wohnmobil unterwegs seid, könnt ihr auf dem Besucherparkplatz vor dem Tierpark oder auf dem Campingplatz in Rhodes übernachten.
Seid ihr mit dem Auto unterwegs und habt euer Bett nicht dabei, könnt ihr beispielsweise über die Website von Gîtes de France individuelle Unterkünfte buchen. Ich selbst habe aufgrund unseres Wohnmobils keine eigenen Erfahrungen mit den Unterkünften von Gîtes de France. An dieser Stelle möchte ich euch jedoch die positiven Erfahrungen von Freunden und Bekannten weitergeben.
Wunderbares Colmar
Colmar an der Elsässer Weinstraße ist neben Straßburg vor allem jetzt im Herbst, wenn die Touristenmassen nicht ganz so strömen, mit seinen Kopfsteinpflasterstraßen und Fachwerkhäusern ein wunderbares Ausflugsziel. Hier lässt sich unweit der Deutschen Grenze ein wenig französische Lebensart schnuppern. In den unzähligen Restaurants kann auch das Elsass kulinarisch mit Flammkuchen, Gugelhupf und Baeckeoffe entdeckt werden. Die kleine, aber feine Altstadt rund um den Place de la Cathédrale mit dem gotischen Martinsmünster lädt mit ihren engen Gassen zum Bummeln ein.
Eine der schönsten Ecken ist dabei das Gerberviertel Quartier des Tanneurs entlang des Flüsschens Lauch. Hier können in der Markhalle Marché Couvert, nebst saisonalem Obst und Gemüse, leckere regionale Spezialitäten gekauft werden. Klein Venedig Petite Venise liegt nur einen Steinwurf von der Markthalle entfernt. Hier lässt sich die romantischen Seite Colmars, bei einer Bootsfahrt, vom Wasser aus entdecken.
Bei nicht ganz so gutem Wetter laden uns die unzähligen Museen im Stadtgebiet zu einem Besuch ein. Mit Kindern kann das Spielzeugmuseum gesucht werden und im Museum der Elsässischen Weine erfahren wir mehr über den edlen Tropfen, der hier in der Gegend gekeltert wird. Im Kunst- und Lokalmuseum Unterlinden erfahren wir einiges über die Geschichte der drittgrößten Stadt im Elsass, deren erste Erwähnung bis ins 9. Jahrhundert zurückgeht.
Auch dem bekanntesten Sohn der Stadt, dem Bildhauer Frédéric-Auguste Bartholdi, ist in seinem Elternhaus ein sehr schönes Museum gewidmet. Ich glaube, ihr alle kennt sein bekanntestes Werk, und wenn ihr aus dem Norden in die Stadt fahrt, könnt ihr es auf Höhe des Flughafens auch im Miniaturformat erspähen. Bartholdi ist nämlich der Schöpfer der Freiheitsstatue von New York, die ursprünglich auch nach ihm benannt war und Bartholdi-Statue hieß.
Mit dem Wohnmobil könnt ihr entweder auf dem Camping de l’Ill oder auf dem Stellplatz am Freizeithafen am Ufer des Flüsschens Ill übernachten. Auch wenn Letzterer nicht ganz so idyllisch neben einer Art Industriebrache liegt, kann ich ihn euch uneingeschränkt empfehlen. Es gibt Möglichkeiten zur Ver- und Entsorgung, Grillstellen und einen kleinen Kinderspielplatz. Zudem kann man im Gebäude der Hafenmeisterei duschen und erreicht die Altstadt fußläufig in einer knappen halben Stunde.
Naturpark Vogesen – Umkämpfte Bergkette mit atemberaubendem Panorama
Ein, zu den engen Altstadtgassen Colmas, komplett gegensätzliches Ausflugsziel ist die karge Bergwelt auf dem Große Belchen. Der Grand Ballon ist mit 1424 Metern der höchste Gipfel der Vogesen, und das Panorama auf die umliegenden Berge und die Oberrheinische Tiefebene einfach nur atemberaubend.
Bei gutem Wetter sind die Alpen zu sehen und gerade wenn im Herbst am Morgen noch der Nebel in den Tälern hängt, bietet sich einem ein wunderbares Fotomotiv, wie ihr auf den Bilder sehen könnt.
Auf dem Gipfel befindet sich eine Radarstation. Das Gebirgsjäger-Ehrenmal seht ihr auf dem Titelbild des Beitrages. Neben unzähligen Wanderwegen ist der Große Belchen auch ein beliebtes Skigebiet mit verschiedenen Pisten und Langlaufloipen.
Südlich des Grand Ballons erinnert die beeindruckende Gedenkstätte auf dem Hartmannswillerkopf an die Schlachten, die hier während des ersten Weltkriegs geschlagen wurden. Der pyramidenförmige Felsvorsprung ist in Frankreich unter dem Namen Vieil Armand bekannte und war vor allem im Kriegsjahr 1915 ein strategisch wichtiger Ort an dem über 7000 französischen und deutschen Soldaten ihr Leben lassen mussten. Heute sind immer noch zahlreiche gut erhaltene Unterstände und kilometerlange Schützengräben auf dem ehemaligen Kriegsschauplatz zu sehen.
Neben dem Historial, welches als Museum und Begegnungsstätte einen Überblick über den Ersten Weltkrieg und den Geschehnissen am Hartmannswillerkopf gibt, ist der Soldatenfriedhof, der so gar nicht in die heute so wunderbar friedliche Landschaft passen mag, Erinnerung und Mahnung zugleich.
Auf Zeitreise im Écomusée d’Alsace
Ebenfalls südlich von Colmar, vor den Toren Mulhouse, kann in Ungersheim im Écomusée d’Alsace eine Zeitreise in das frühe 20. Jahrhundert unternommen werden. Einen Besuch im größte Freilichtmuseum Frankreichs kann ich euch vor allem mit Kindern nur empfehlen. Hier können rund 80 Gebäude besichtigt und auch in den ein oder anderen Stall hineingeschaut werden.
Dabei stehen die alten Handwerkskünste im Haus des Barbiers, in der Schmiede oder in der Wagnerei im Fokus und man erfährt im alten Schulhaus wie damals im Elsass der Unterrichtstag vonstattenging. Auf dem Museumsgelände befinden sich zudem der alte Wehrturm aus Mulhouse und verschiedene Themengärten.
Besuch des Musée National de l’Automobile – Collection Schlumpf
Für Technikinteressierte ist die Sammlung Schlumpf in Mulhouse ein Eldorado. Keine Angst, hier im größten Automobilmuseum der Welt trefft ihr nicht auf die kleinen, blauen Nervegeister 😉 . Hans und Fritz Schlumpf waren in Italien geborene Textilfabrikaten und hatte ein Faible für exklusive Autos und auch genug Geld, um einer jahrzehntelangen andauernden Sammelleidenschaft zu frönen.
Vor allem Fritz hatten es die Autos der Marke Bugatti angetan, und so kauften die beiden Brüder im Jahr 1957 einen Wollhersteller hier in Mulhouse auf und brachten in dessen Räumlichkeiten ihre bis dato schon beeindruckende Sammlung an Automobilen unter. Das im Jahr 1982 eröffnete Musée National de l’Automobile hat heute eine Ausstellungsfläche von unglaublichen 25.000 m². Diese enorme Größe der Ausstellung und die vielen auf Hochglanz polierten Oldtimer haben auch mich bei meinem Besuch nachhaltig beeindruckt. Für einen Besuch solltet ihr daher auf jeden Fall ein paar Stunden einplanen.
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