Unterwegs in Carnac

In diesem Beitrag möchte ich euch in die wunderbare Bretagne entführen und natürlich auch ein wenig in vergangenen Reiseerinnerungen schwelgen. Der Artikel wird von mir von Zeit zu Zeit überarbeitet und mit neuen Reisetipps versehen. Wir haben die Bretagne bereits einige Male mit dem Wohnmobil besucht und ich muss sagen, dass es immer etwas Neues zu Entdecken und Erkunden gibt. Daher sind hier sicherlich nicht alle Sehenswürdigkeiten der gesamten Region aufgeführt, aber vielleicht kann ich euch ja trotzdem für eine Reise in den hohen Nordwesten Frankreichs begeistern bzw. dazu inspirieren 🙂 .

Degemer mad

… heißt auf Bretonisch so viel wie Willkommen und das ist man als Tourist in der westlichsten Region Frankreichs ohne Frage. Die Bretagne besteht aus vier Départements, die ein wenig mit unseren Regierungspräsidien in Deutschland zu vergleichen sind. Sie haben jedoch weniger Rechtsfreiheiten und Mitspracherechte bei der Regierung wie hierorts.

Ein signifikanter Unterschied zu anderen Regionen Frankreichs ist die Tatsache, dass sich die Menschen im westlichsten Winkel Frankreichs primär als Bretonen und nicht als Franzosen fühlt und die Pflege von Traditionen und ihrer Kultur einen hohen Stellenwert einnimmt. Ich als Bayerin kann das natürlich ein Stück weit nachvollziehen 😉 . Reist man durch die Region stechen einem immer wieder Schilder und Beschriftungen auf Bretonisch ins Auge. Diese als Einzige auf dem europäischen Festland verbreitete moderne, keltische Sprache ist zwischenzeitlich leider vom Aussterben bedroht und wird meist nur noch von den britophonen Bretonen älteren Semesters gesprochen.

Côte d’Émeraude – Smaragdküste

Hier hat übrigens fast jeder Abschnitt an der Küste einen wohlklingenden Namen und so möchte ich euch zuerst zwei wunderbare Ort an der sogenannten Smaragdküste, deren Küstenlinie entlang des Ärmelkanals im Osten an die Normandie angrenzt, vorstellen.

Blick auf Cancale

Das Städtchen Cancale liegt malerisch in einer Buch und ist als „Site remarquable du goût“ für seine hervorragenden Austern und Muscheln bekannt. Demnach stapelt sich auch an der Kaimauer meterhoch die Schalen der von den Franzosen auf der Kaimauer gegessenen Austern. Gerade wenn am Sonntag auf dem Markt die ganze Region auf den Füßen ist und die Sonne sich im türkisblauen Wasser spiegelt, kann man hier pures französische Lebensgefühl „Savoir vivre“ erfahren.

Etwas ruhiger geht es da schon auf den Küstenpfaden rund um den Pointe du Grouin zu. Hier kann man sich den Wind um die Nase wehen lassen und die fantastische Aussicht auf die Inselchen und die zerklüftete Küste genießen. Auf den folgenden Wanderbildern seht ihr übrigens an den dunklen Felsen der Île des Landes, wie stark auch hier die Gezeitenunterschiede sind.

Unterwegs im Département Côtes-d’Armor

Das Land am Meer, wie auch das Département Côtes-d’Armor genannt wird, gehört mit seinen Steilküsten sowie den zahlreichen Sandstränden und Buchten zu meinen absoluten Favoriten. Was die Flora und Fauna betrifft, weiß man auch nicht so recht ob man jetzt noch auf dem europäischen Festland verweilt oder schon auf den britischen Inseln seinen Urlaub verbringt. Die mittelalterliche Hauptstadt Saint-Brieuc ist eine etwas verschlafene Provinzstadt mit einer schönen gotischen Kathedrale und ein paar netten Buchten, die sich hervorragend für eine kurze Rast bzw. ein Picknick am Meer eigenen.

Folgt man der Küste weiter in den Norden, erreicht man nach rund 20 Kilometern das quirlige Örtchen Saint-Quay-Portrieux von dem aus man auf dem ehemaligen Sentier des Douanieres wunderbar entlang der Küste wandern und in den unzähligen Buchten an den Stränden entspannen kann. Dabei empfehle ich in der L’ile Aux Pirates am Plage du Moulin leckere Moules-frites zu essen und der Seefahrerkapelle Notre Dame d’Esperance einen Besuch abzustatten.

25 Kilometer weiter nördlich kurz vor dem Örtchen Paimpol lädt die verwunschene Abbaye de Beauport, ein ehemaliges mittelalterliches Kloster, zu einer Auszeit ein. Die Gärten in denen die Obstbäume und der Rhododendron blühen bilden einen gekonnten Kontrast zur imposanten gotischen Kirchenruine, von der nur noch das Hauptschiff, sowie das nördliche Seitenschiff und das linke Querschiff existieren, und die bizarr in den Himmel ragt.

Abbaye de Beauport

Die im 13. Jahrhundert gegründete Abtei zählt zu den bedeutendsten touristischen Ziele in der Bretagne und die halbverfallene Fassade ist einfach das perfekte Fotomotiv. Paimpol selbst ist um einiges kleiner als Saint-Brieuc und hat neben einer Uferpromenade auch einem sehr netten Sportboothafen vorzuweisen. Hier beginnt dann auch der wohl schönste Abschnitt der Küste mit dem wohlklingenden Namen Côte de Granit Rose.

Dieser Küstenabschnitt mir seinen bizarren Felsformationen aus rotem Granit ist einer der Touristenattraktionen und steht für viele Besucher auch sinnbildlich für die Bretagne. Ich liebes es ja auf den Felsen zu klettern und hier gibt es weiß Gott genug Möglichkeiten dafür.

Etwas südwestlich von Paimpol befinden sich das Château de la Roche-Jagu, für dessen Besuch sich auf jeden Fall ein Abstecher ins Landesinnere lohnt. Das Château ist genau genommen eine gotische Burg aus dem 15. Jahrhundert mit einem fantastischen Landschaftsgarten und einer tollen Aussicht auf den Fluss Trieux.

Folgt man der Küstenlinie weiter in Richtung Westen ist die Gemeinde Perros-Guirec fast nicht zu verfehlen. Dort befindet sich auch das eigentliche touristische Zentrum der Côte de Granit Rose mit ihrem Wahrzeichen dem berühmten Phare de Ploumanac’h der auch gerne als Postkartenmotiv verwendet wird. Der 15 Meter hohe trutzige Leuchtturm, der mit offiziellem Namen Phare de Mean Ruz heißt, flankiert die Hafeneinfahrt von Ploumanac’h.

Etwas im Landesinnere befinden sich zwei weiter Sehenswürdigkeiten, wovon die Erstere vor allem das Herzen von Technik-Interessierten höherschlagen lässt: Le Radôme ist eine Satellitenantenne, welche unter einer riesigen, von weither ersichtlichen Kuppel verborgen ist. Die Anlage wurde Anfang der 60er-Jahre gebaut und vor ein paar Jahren als historisches Monument deklariert. Heute umfasst die Cité des Télécoms, so der Name der Themenparks, neben der Kuppel auch ein sehr interessantes Museum.

Unterwegs an der Côte de Granit Rose

Das Asterixdorf Le Village Gaulois ist vor allem für die kleineren Besucher ein echtes Highlight und nur einen Steinwurf von Le Radôme entfernt. Ich würde es am ehesten als kleines, aber feines Freilichtmuseum mit einem großen Spielplatz und einigen Einkehrmöglichkeiten beschreiben.

Keine 10 Kilometer von Perros-Guirec entfernt befindet sich das Städtchen Lannion. Dort findet immer donnerstags der größte Wochenmarkt an der Côtes d’Armor statt. Ihr wisst ja, dass ich Märkte und die damit verbundene Atmosphäre und das bunte Treiben liebe. Von Obst über Gemüse, Fleisch und Fisch bis hin zu Waren des täglichen Gebrauchs wird hier einfach alles angeboten. Darüber hinaus lohnt sich auch ein Besuch in der Markthalle. Die verwinkelte Altstadt mit den schmalen Fachwerkhäusern lädt den Besucher zum Bummel und die unzähligen Bänke entlang der Uferpromenade zum Verweilen ein.

La Vallée des Saints

Im Landesinneren an der Grenze zum Département Finistère befindet sich nahe dem unscheinbaren Örtchen Carnoët das beeindruckende La Vallée des Saints. Das Tal der Heiligen ist eine Kunstinstallation, bestehend aus aktuell rund 50 meterhohen Granitstatuen bretonischer Heiliger im megalithischen Stil und kann auf eigene Faust erkundet werden. Lediglich der Parkplatz kostet Gebühren, wovon sich aber meiner Meinung nach jeder Euro lohnt, da man vom Skulpturenpark aus eine wahnsinns Aussicht über das äußerst reizvolle bretonische Hinterland hat. Also hier unbedingt mal vorbeischauen, wenn ihr „in der Gegend“ sein solltet.

Der Plan des Initiators Philippe Abjean sieht übriges vor, hier generationenübergreifend bis zu 1000 Statuen, die an die Steinreihen der Bretagne anzuknüpfen sollen, zu installieren. Nahe dem Besucherzentrum können die noch nicht fertiggestellten Statuen in den Werkstätten bestaunt werden.

Halbinsel Quiberon und Carnac

Was wäre ein Urlaub in der Bretagne ohne einen Besuch der weltbekannten Steinreihen von Carnac ? Ich glaube es gibt wenige Dinge, die so stark mit der Bretagne in Verbindung gebracht werden wie die bis zu 7000 Jahre alten Megalithen. Leider wurden die Areale zwischenzeitlich komplett eingezäunt und können jetzt nur noch im Rahmen einer Führung durch das Gelände besichtigt werden. Ich vermute, dass hier dem Vandalismus ein Riegel vorgeschoben werden musste, was ja schon irgendwie traurig ist.

Steinreihen von Carnac

Das weltweit besondere hier in Carnac ist, dass die Menhire in gleichmäßig angelegten Reihen angeordnet sind. Die wichtigsten Stätten sind dabei Ménec und Kermario, welche entspannt auf rund vier Kilometern auch mit dem Auto erkundet werden können. In der neu gebauten Maison des Mégalithes kann man sich zu Beginn in einer Dauerausstellung sehr gut informieren und auf dem Gelände sind zusätzlich Hinweistafeln mit ausführlichen Erläuterungen angebracht. Alternativ kann hier auch eine der zahlreichen Führungen gebucht werden. Zudem gibt es am Straßenrand immer wieder wunderschöne Picknickplätze und Haltemöglichkeiten die zum Verweilen und zum Vespern einladen.

Habt ihr auch mal vor hierher einen Ausflug zu machen, vorab eine kleine Begriffserklärung der ganzen „alten Steine“: Megalith ist der Überbegriff des Ganzen. Bei einem Menhir handelt es sich um einen hochkant aufgerichteten Stein. Dass sind auch die Steine die Obelix durch die Gegend wirft 😉 . Spricht man von Dolmen sind Steingräber gemeint und ein Tumulus (hier gibt es auch welche in Carnac) ist ein frühzeitlicher Grabhügel. Bei Alignementen handelt es sich um Steinreihen bzw. Steinformationen und demnach ist die Sehenswürdigkeit auch mit Alignements de Carnac an der Straße ausgeschildert.

Die nahegelegene Halbinsel Quiberon, welche wie auch Carnac dem Département Morbihan zugeordnet ist, erkundet man am besten mit dem Fahrrad und packt die Badesachen ein. Hier ist die Landschaft topfeben und die kilometerlangen Sandstrände laden zum (Sonnen-)baden und Strandsegeln ein. Die Küstenlandschaft ähnelt bereits den südlicheren Abschnitten entlang der Atlantikküste.

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