Nach einem ereignislosen Flug und einer ebenfalls ereignislosen Einreise in die USA saßen wir nach einer Stunde zusammen im Mietwagen und wurden von „Bluecifer“, dem blauen Mustang, mit rot blinkendem, wildem Blick vom Flughafen Denver verabschiedet. Wie schon so oft bei unseren Flügen hatten wir auch dieses Mal eine besonders nette Stewardess, die es mit ihren Späßchen auf den armen Florian abgesehen hatte 😉 .
Einzig und alleine bleibt erwähnenswert, das ich in Deutschland bei der Security den SSSS-Status (Secondary Security Screening Selection Status) erhalten habe und nochmals extra vor dem Abflug am Gate kontrolliert worden bin. Dies war wohl auch der Grund, dass Florian am Vortag seine, aber nicht meine Boarding Card ausdrucken konnte. Je Flug nach Amerika trifft es immer eine handvoll Passagier und nach 15 Jahren hat es mich jetzt halt erwischt.
Aber alles nicht so wild, einen weiteren Abstrich auf Drogen und Sprengstoff haben meine Kamera und der Ebook-Reader dann gerade noch verkraftet. Ich wurde nämlich bereits bei der regulären Security extra kontrolliert – aber doppelt hält ja bekanntlich besser und Rothaarige sind ja besonders gefährlich 😉 .
The Beast
So nennen wir ja liebevoll unseren Nissan Armada SL, der die nächsten drei Wochen als hoffentlich treuer Begleiter mit von der Partie sein wird. Mit einem starken V8 Motor und über 300 PS ist er sicherlich nicht das umweltfreundlichste Auto, aber was den Komfort und den nötigen Platz für unsere Campingausrüstung betrifft, die beste Wahl. Zudem ist das Fahrgefühl auf schlechten oder teils nur notdürftig befestigten Straßen in einem großen Auto einfach besser.
Florian hatte bereits zu Hause den ganzen Papierkram rund um die Anmietung erledigt und so konnten wir gleich auf den Parkplatz zu den Mietwägen hinaus und mussten uns nicht mit dem Mitarbeiter am Schalter herumschlagen, der doch gerne mal versucht uns ein Upgrade anzudrehen.
Bisher hatten wir immer Glück, aber die Wartezeiten am Schalter beim Abholen des Mietwagens können beträchtlich sein. Auf diese Weise spart man sich natürlich auch einiges an Zeit. Der von uns dieses Jahr genutzte Service ist zudem bei Alamo kostenlos.
Leider war dieses Jahr die „Choiceline“ bei Alamo nicht allzu groß und so konnten wir uns zwischen zwei Armadas – in Silber oder Schwarz und mit 33.000 oder 11.000 Kilometer – entscheiden 😉 .
Castle Rock – Shopping and Sleeping
Wir hatten unsere erste Nacht im Motel bereits von zu Hause aus vorgebucht und sind daher in Richtung Süden nach Castle Rock, wo sich das „Super 8“ befand, gefahren. Dort befindet sich auch eine von drei Outlet Malls im Großraum Denver.
Hier haben uns die Shops zur Aufwertung unserer Campingausrüstung besonders interessiert. Dazu gehören der Coleman Store für Campingzubehör, sowie die Geschäfte von Columbia, dem amerikanischen Jack Wolfskin. Florian liebt die Hemden der Marke und ich bin ein Fan der Kleider und Outdoorjacken.
Wir haben uns im Verlauf des Sonntags auf dem Weg nach Ceyenne, der Hauptstadt Wyomings, noch die anderen beiden Outlet Malls in Thornton und Loveland angeschaut. Insgesamt hat es uns aber nicht vom Hocker gerissen, wie man so schön sagt. Wir hatten uns u.a. einen Timberland und Fossil Store erhofft und uns den Columbia Store ein wenig großzügiger vorgestellt. Insbesondere das in Loveland war ein wenig merkwürdig, werden doch zwischenzeitlich Teile der Mall von den örtlichen Kirchengemeinden genutzt. Das hat sich ein wenig komisch angefühlt – Gott und Kommerz so nahe beieinander, aber gut, ein Stück weit ist da ja typisch Amerikanisch.
Auf Buffalo Bills Spuren
Bevor wir uns aber nördlich von Denver nochmals ins Shoppingerlebnis gestürzt haben, hatten wir einen kurzen Abstechen zu den östlichen Ausläufern der Rocky Mountains gemacht und dort am Sonntagmorgen das ehemalige Goldgräber-Städtchen „Golden“ besucht und uns hinauf auf den Lookout Mountain zu Buffalo Bills Grab gemacht.
Unterwegs in den Lookout Mountains An Buffalo Bills Grab An Buffalo Bills Grab
Mir war gar nicht bekannt, dass Buffalo Bill nicht nur für seine Wild West Shows bekannt ist, sondern auch Entdecker und Förderer der Indianer war. Das er diese im Rahmen seiner Militärzugehörigkeit auch bekämpft hat, ist wohl eine Ironie des Schicksals. Was an dieser Stelle noch anzumerken ist, ist dass wir immer am ersten Morgen unser Auto für die nächsten Wochen packen und alles so verstaut wird, dass wir es auf dem Campingplatz schnell finden und vor allem nicht für eine Sache, wie beispielsweise das Verlängerungskabel zum Aufpusten der Luftmatratze, das halbe Auto auf den Kopf stellen müssen.
Die Straße auf den Lookout Mountain schlängelt sich in engen Serpentinen den Berg hinauf und wird vor allem von Rennradfahrern gerne und stark frequentiert. Von hier oben eröffnet sich einem eine mega Aussicht über den Großraum Denver und die Wolkenkratzer in Downtown. Der perfekte Platz also für den Genuss des morgendlichen Kaffees 🙂 .
Mit „Golden“ verhält es sich ein wenig wie mit vielen anderen historischen Attraktionen in den USA. Es ist nett ein wenig im Ort rumzuschlendern und sich die Beine in der ohne Frage nett zurechtgemachten Innenstadt zu vertreten, einen extra Umweg ist es aber nicht wirklich wert.
Bye bye Colorado – Hello Wyoming
Im ca. 25 Meilen von Ceyenne entfernten Curt Gowdy State Park haben wir dann auch unsere erste Nacht im Zelt verbracht. Dabei haben wir Colorado bereits den Rücken gekehrt, wollen wir uns doch auf dem Rückweg (sprich vor dem Rückflug) Denver anschauen und den Rocky Mountains National Park besuchen. Der Campingplatz liegt idyllisch an einem See und ist der perfekte Ort zum erstmaligem Aufstellen des Zeltes und checken der Ausrüstung auf Vollständigkeit.
Camping im Curt Gowdy State Park Camping im Curt Gowdy State Park
Einziger Wermutstropfen war der starke Wind, der die ganze Geschichte ein wenig schwieriger als geplant gemacht hatte. Um Gewicht zu sparen hatten wir beispielsweise nicht alle Heringe mitgenommen und so mussten wir zum Abspannen auf einen Karabiner und zwei Nylonseile zurückgreifen. Das hat letztendlich gut, wenn auch umständlich funktioniert.
Aber die tolle Aussicht und die Ruhe haben das Ganze wieder wett gemacht und draußen in der Natur muss man sich halt den vorherrschenden Gegebenheiten anpassen.
Grassland – Gasland
Mit einem morgendlichen Kaffee bewaffnet haben wir dann dem State Capitol in Cheyenne einen kurzen Besuch abgestattet und sind dann weiter in Richtung Norden gefahren. Traditionellerweise besuchen wir immer das State Capitol eines Staates, wenn es nicht ein allzu großer Umweg bedeutet und hier lag es quasi auf der Strecke.
Unser Ziel ist der Devils Tower, das erste National Monument der USA und eines der bekanntesten Fotomotive. Wenn ihr es seht, kommt es euch sicherlich bekannt vor 😉 . Dazu aber mehr im nächsten Blogbeitrag.
Große Teile zwischen Douglas und Gillette sind im Thunder Basin National Grassland, einer weitläufigen, hügeligen Landschaft die sich bis zum Horizont erstreckt zusammengefasst.
Durch Zufall haben wir im verschlafenen Nest Douglas auch noch ein sehr schönes Eisenbahnmuseum besucht. Sowas kann auch passieren, wenn man nur auf der Suche nach einer Toilette ist…
Eisenbahnmuseum in Douglas Eisenbahnmuseum in Douglas Eisenbahnmuseum in Douglas Jackalope – The American „Wolpertinger“
Einzig und allein die Highways 59 und 450 und eine vierspurige Eisenbahnstrecke durchkreuzen die Landschaft. Diese wird auch stark frequentiert, befindet sich doch hier ein riesen Anbaugebiet von Kohle und Erdöl und -gas. Erschreckend ist das letztes mit Hilfe von Fracking passiert. Nicht das ich das nicht schon im voraus gewusst hätte, aber wenn man mit eigenen Augen sieht wie die Natur zerstört wird, ist das nochmals ein Stück krasser.
Beim Fracking wird Wasser zusammen mit Chemikalien unter hohem Druck in das Erdreich gepumpt um das Erdöl und -gas leichter fördern zu können. Man muss jetzt kein Experte sein um zu erkennen, dass der Boden danach verseucht und komplett kaputt ist. Das ist er nach dem Abbau von Kohle natürlich auch und mit der „Thunder Basin Coal Mine“ befindet sich eine der größten Minen der Welt hier in der Pampa in „the middle of nowhere“.
Dementsprechend zerreißt regelmäßig das Tuten der kilometerlangen Güterzüge, voll beladen mit Kohle, die Stille. Man hat also nicht unbedingt den Eindruck durch ein Grassland, sondern eher durch ein kilometerlanges Industriegebiet zu fahren. Trotz alledem finden sich in der abwechslungsreichen Landschaft immer wieder kleine Oasen oder Herden mit Antilopen und Rehen.