Heute möchte ich euch auf einen Ausflug in das schöne Augsburg mitnehmen. Der Titel des Beitrages verrät ja bereits wohin es geht und wer bisher noch nie von der Fuggerei gehört hat der sollte jetzt unbedingt weiterlesen. Die Fuggerei ist in ihrer Form nämlich weltweit einzigartig, denn schon bei ihrer Gründung vor rund 500 Jahren, wurden Konzepte des Wohnungsbaus und sozialen Zusammenlebens aufgegriffen und umgesetzt, die auch in heutiger Zeit noch aktuell sind.
Ich kann mich leider nicht mehr genau an meinen ersten Besuch hierher entsinnen, ich denke aber, dass ich bereits als Jugendliche zusammen mit meinen Eltern die idyllische Reihenhaussiedlung besucht habe und schon damals fasziniert war. Die vielen kleinen, ockerfarben gestrichenen Häuschen mit den grünen Fensterläden und Türen vermitteln, nur einen Steinwurf vom Rathausplatz entfernt, eine besondere Atmosphäre inmitten der quirligen Innenstadt. Die Fuggerei ist nämlich mit acht beschaulichen Gassen, drei Toren und einer Kirche eine kleine „Stadt in der Stadt“.
Eine Stadt in der Stadt
Kurz erklärt kann man sagen, dass es sich bei der Fuggerei um die weltweit erste und somit auch älteste, heute noch bestehende Sozialsiedlung handelt. Sie wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger als Wohnsiedlung für bedürftige katholische Augsburger Bürger gestiftet und umfasst ein 15.000 qm großes Gelände. Die bedeutende Stiftungsurkunde steht auch im Zentrum des Museums der Geschichte und des Wohnens, einem von vier Museen auf dem Gelände.
„Namlich so sollen soliche hewser Fromen Armen taglönern und handtwerckern und burgern und inwonern dieser stadt Augsburg, die es notturftig sein und am besten angelegt ist, umb gottes willen gelichen und darin weder schankung muet und gab nit angesehen …“
Auszug aus der Stiftungsurkunde
Jakob Fugger war damals der wohl reichste Unternehmer Europas sowie Kaufmann und Bankier in Personalunion. Die Idee, seinen Ruhm, sein Geld und die damit verbundene herausragende gesellschaftliche Stellung für das Gemeinwohl einzusetzen kann man in diesem Zusammenhang als revolutionär bezeichnen, war es doch damals nicht selbstverständlich, dass sich Unternehmer sozial engagieren und somit auch die Schwächsten in der Gesellschaft prominente Unterstützung außerhalb der kirchlichen Almosen erhielten.
Der Name Fugger ist übrigens nicht nur hier in Augsburg, sondern in ganz Bayerisch-Schwaben präsent, denn es wurden nicht nur soziale Projekte finanziert, sondern auch Stadtschlösser, wie das in Weißenhorn oder Babenhausen, gebaut. Eigentlich fasse ich die Sache an dieser Stelle zu kurz, denn auch im Ausland stößt man als geschichtsinteressierter Reisender auch immer wieder auf den Namen Fugger. Der Kaufmanns-Clans war nämlich eine weltweit agierenden Wirtschaftsmacht, mit dessen Vermögen übrigens noch heute die Fuggerei unterhalten wird. Dieser Aspekt und natürlich die Geschichte des Kaufmanns-Clans wird im Museums der Geschichte und des Wohnens, welches im letzten original erhaltenen Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist, beleuchtet. Die Fugger waren also ein wenig wie die Medicis aus Florenz, nur katholisch-schwäbisch und natürlich weniger skrupellos 😉 .
Unterwegs in der Fuggerei
Passiert man heute das unspektakuläre Eingangstor an der Jakoberstraße und hat seinen Eintritt an der Kasse bezahlt, lädt einen in den Sommermonaten zuerst der Biergarten zum Verweilen und natürlich auf ein kühles Getränk ein.
Gleich gegenüber befindet sich dann der Eingang zur Kirche St. Markus mit einem wunderbaren geschnitzten Altar und üppiger Ausstattung. Die Kirche wurde zu Zeiten der Reformation erbaut und im Jahr 1944 durch Bomben zerstört. Dem letzteren, schrecklichen Ereignis widmet sich dann auch das Museum im Bunker. Hier geht es für uns Besucher unter die Erde, durch eine massive Gasschleuse, in den ehemaligen Luftschutzbunker. Die interaktive Ausstellung in den düsteren Räumlichkeiten befasst sich mit dem zweiten Weltkrieg und speziell der Bombennacht im Februar 1944. Diese kostete etlichen Bewohnern das Leben und hinterließ große Schäden an der Wohnsiedlung.
Wer sich mehr für den heutigen Lebensstil und den Alltag der Bewohner interessiert ist im Museum der Bewohner und Museum des Alltags in der Ochsengasse an der richtigen Adresse. Hier kommen die Bewohner zu Wort und erzählen, wie es sich heute so mit einer Jahreskaltmiete von 0,88 Euro, Verpflichtung zu täglichen Gebeten, sowie einem Ave Maria für die Stifterfamilie Fugger lebt. Auf einer spannenden und interaktive Reise kann man in die Geschichte der Wohnsiedlung eintauchen und bekommt Einblicke in das Leben hinter den Haustüren.
Genau der Aspekt, dass die Fuggerei ein lebendes Museum von und für Menschen ist finde ich besonders erlebenswert, denn auch heute leben in den 67 Reihenhäusern rund 150 Bewohner (zu obigen Konditionen). Bitte respektiert dies auch immer bei eurem Spaziergang durch die Siedlung.
Ich würde sagen, die Fuggerei ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert und auch zusammen mit Kindern ein schönes Ausflugsziel. Dabei war der zentral gelegene Brunnen mit Geschichte, zu sehen auf dem Titelbild des Beitrages, für meinen knapp 2-jährigen Sohn natürlich das Highlight schlechthin 😉 . Weiterführende Informationen, Öffnungszeiten und Eintrittspreise findet ihr auf der in der Infobox verlinkten offiziellen Homepage der Fuggerei.