Die Zitadelle von Sisteron ist ein wahres Juwel im Herzen der Provence und steht schon seit Jahren auf meiner Liste der Sehenswürdigkeiten in Frankreich, die ich unbedingt mal besuchen muss. Hoch oben auf einem Felsen thront sie majestätisch über der Stadt und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Tal der Durance und die umliegenden Berge. Sisteron selbst, mit seinen engen mittelalterlichen Gassen, charmanten Häusern und dem kleinen aber feinen Wochenmarkt, lädt zum Entdecken und zu einer Auszeit ein.
Aufmerksame Leser wissen ja, dass wir meist mit unserem Wohnmobil unterwegs sind. Daher haben wir uns auch dieses Mal auf dem Wohnmobilstellplatz am Rande der historischen Innenstadt gestellt und sind die wenigen Meter in die Altstadt gelaufen. Solltet ihr die Zitadelle mit dem Auto besuchen, könnt ihr direkt vor den Toren der Anlage parken. Mit dem Wohnmobil solltet ihr es euch jedoch überlegen, direkt vor die Haustüre zu fahren, da es in der Innenstadt einen Tunnel sowie einige Torbögen gibt, die möglicherweise nicht mit der Höhe eures Campers kompatibel sind 😉 .
Der majestätisch anmutende Ort markiert den nördlichsten Punkt der Provence und wird daher oft als Tor zur Provence bezeichnet. Diese Bezeichnung verdankt Sisteron aber auch seiner eindrucksvollen Lage auf der historischen Route Napoléon. Der Fluss Durance hat sich hier über Jahrtausende seinen Weg durch den Fels gebahnt und einen imposanten Durchbruch mit bizarren Felswänden geschaffen.
Die Gegend wird seit rund 4000 Jahren bewohnt und schon in der Antike verlief hier die bedeutende römische Handelsstraße Via Domitia. Aus diesem Grund wurden auch hier ein Kastell zur Sicherung dieser wichtigen Handelsroute errichtet. Über die Jahrhunderte behielt Sisteron seine strategische und wirtschaftliche Bedeutung, weshalb die Befestigungsanlagen kontinuierlich ausgebaut wurden. Im Mittelalter erreichte dieser Ausbau mit der Errichtung der imposanten Zitadelle seinen Höhepunkt.
Sisteron wurde 1483 Teil Frankreichs, als die Provence an König Ludwig XI. fiel. Während der Hugenottenkriege (1562–1594) war die Stadt stark umkämpft und wurde zweimal belagert.
Die Stadtmauern und die Zitadelle, die von Jean Errard, einem Mathematiker und Ingenieur, errichtet wurden, stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Errard gilt als Vater des französischen Festungsbaus und war ein Vorbild für den bekannteren Festungsbaumeister Vauban, der berühmte Befestigungen wie das Fort de Bellegarde (Pyrénées-Orientales) sowie die Zitadellen von Bitsch (Lothringen) und Blaye (Aquitanien) entwarf. In Letzterer befindet sich übrigens ein wunderbarer Campingplatz, den ich euch links im Beitrag verlinkt habe.
Im Jahr 1639 ließ Richelieu Prinz Johann Kasimir von Polen in Sisteron ein halbes Jahr lang gefangen halten, nachdem dieser auf dem Weg nach Spanien in Marseille verhaftet worden war.
Die Belagerung, Einblicke in das Leben der Soldaten sowie die Gefangenschaft Kasimirs werden auf dem kurzweiligen und interessanten Rundgang durch teils unterirdische Gänge an mehreren Audiostationen eindrucksvoll als kurzes Hörspiel (auch auf Deutsch) erläutert.
Während des Ersten Weltkriegs diente die Zitadelle Sisteron als Gefängnis für deutsche Kriegsgefangene. Im Jahr 1920 wurde sie demilitarisiert und nicht mehr als Militärstützpunkt genutzt. Während der deutschen Besetzung Frankreichs nach dem Waffenstillstand von Compiègne am 22. Juni 1940 gehörte Sisteron zum sogenannten unbesetzten Teil Frankreichs. In der Zitadelle richtete man dann ein Internierungslager für politische Häftlinge als auch gewöhnliche Kriminelle ein.
Heute ist die Zitadelle von März bis November für Besucher zugänglich. Mit den Eintrittsgeldern wird der Erhalt und die Restaurierung des Gebäudekomplexes finanziert. Zudem gibt es eine Freilichtbühne, auf der jährlich das über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Festival Nuits de la Citadelle stattfindet.
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