Wer Illertissen im Landkreis Neu-Ulm besucht, sollte sich Zeit nehmen für einen ganz besonderen Ort: das Vöhlinschloss. Hoch über der Stadt gelegen, thront das barocke Schloss als eindrucksvolles Zeugnis regionaler Geschichte und beherbergt heute zwei Museen, die unterschiedlicher kaum sein könnten – und sich dennoch wunderbar ergänzen. Das Bayerische Bienenmuseum und das Museum Illertissen laden dazu ein, Natur und Kultur auf neue Weise zu entdecken. Beide Ausstellungen sind im Schloss untergebracht und bieten spannende Einblicke in die Welt der Honigbienen sowie in die Geschichte der Stadt und ihrer Menschen.


Das Vöhlinschloss selbst blickt auf eine lange und bewegte Vergangenheit zurück. Ursprünglich als Sitz der Patrizierfamilie Vöhlin erbaut, wurde es über die Jahrhunderte mehrfach umgestaltet und erweitert. Heute ist es nicht nur ein architektonisches Schmuckstück, sondern auch ein lebendiger Ort für Bildung, Begegnung und kulturelle Vielfalt.
Die Kombination aus Naturkunde und Heimatgeschichte macht das Schloss zu einem idealen Ziel für Familien, Schulklassen, Geschichtsinteressierte und alle, die mit offenen Augen durch die Welt gehen. Der Eintritt in beide Museen ist frei. Sie sind von Donnerstag bis Sonntag sowie an Feiertagen geöffnet. In der Umgebung stehen ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Für Gruppen und Schulklassen empfiehlt sich eine vorherige Anmeldung – insbesondere, da auch Führungen und Workshops angeboten werden. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Veranstaltungen und museumspädagogischen Angeboten findet ihr auf der offiziellen Museumsseite.
Bayerische Bienenmuseum – Einblicke in ein faszinierendes Ökosystem
Das Bayerische Bienenmuseum ist eines der wenigen Museen in Deutschland, das sich ausschließlich der Honigbiene widmet. Es zeigt eindrucksvoll, wie eng die Geschichte der Biene mit der des Menschen verknüpft ist – als Bestäuberin, Heilmittel, Symbolfigur und Kulturträgerin. Die Ausstellung ist liebevoll gestaltet und bietet eine Fülle an Informationen, Exponaten und vor allem interaktiven Elementen.


Die Geschichte des Museums beginnt mit Karl August Forster, einem Illertisser Chemiker, der in den 1930er Jahren Bienengift als Heilmittel gegen Rheuma erforschte. Seine Sammlung bildet das Fundament des Bienenmuseums und veranschaulicht eindrucksvoll, wie eng Wissenschaft und Natur miteinander verbunden sind. Die Entwicklung der Imkerei wird dabei lebendig, von den ersten Honigsammlern der Antike über die Zeidlerei im Mittelalter bis hin zur modernen Bienenhaltung mit Magazinbeuten und Schleudertechnik, dargestellt. Millionen Jahre alte Bienen, eingeschlossen in fossilem Bernstein, erzählen eine andere aber nicht minder faszinierende Geschichte: Sie zeigen, wie lange es die Honigbiene bereits gibt – und wie unverändert wichtig ihre Rolle im Ökosystem bis heute geblieben ist.



Ein Highlight beim Rundgang durch die modernen Räumlichkeiten ist ohne Frage der gläserne Schaukasten, in dem man von Frühling bis Herbst ein lebendes Bienenvolk beobachten kann. Die Königin, umgeben von ihrem Hofstaat, zeigt eindrucksvoll das komplexe Sozialgefüge innerhalb eines Bienenstocks. Für große und vor allem für die kleinen Besucher ist dieser direkte Blick in die Welt der Bienen ein faszinierendes Erlebnis.
Museum Illertissen – Geschichte, Handwerk und Identität
In den oberen Räumlichkeiten befindet sich das Museum Illertissen, das bis 2017 als Heimatmuseum bekannt war. In acht thematisch gestalteten Räumen wird hier die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung lebendig. Die Ausstellung beginnt mit der Vor- und Frühgeschichte des Illertals, zeigt Funde aus der Bronzezeit und dokumentiert die ersten Siedlungsstrukturen in der Region. Sie bietet weiter einen vielschichtigen Einblick in die Geschichte der Stadt und ihrer Region. Ein besonderer Fokus liegt auf dem traditionsreichen Handwerk und den Zünften, die über Jahrhunderte das wirtschaftliche Leben prägten. Werkzeuge, Produkte und historische Dokumente erzählen von der Kunstfertigkeit und dem Selbstbewusstsein der lokalen Handwerker. Auch die Geschichte der Illertisser Druckerei wird anschaulich vermittelt – inklusive einer kleinen Stempel-Druckwerkstatt, die vor allem bei meinem kleinen Sohn für große Begeisterung gesorgt hat.

Darüber hinaus widmet sich die Ausstellung der Volksfrömmigkeit, der Verwaltungsgeschichte und den militärischen Prägungen der Region. Der Einfluss von Kriegen, vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Zweiten Weltkrieg, wird durch eindrucksvolle Exponate und multimediale Installationen für die Besucher greifbar gemacht. Auch die Nachkriegszeit und der Beginn des Wirtschaftswunders, das Illertissen in eine neue Ära führte, sind Teil der historischen Darstellung.



Die verspiegelte Wunderkammer – inspiriert von den Schatzkammern der Renaissance – zeigt eine faszinierende Sammlung von Objekten aus verschiedenen Epochen, die zum Staunen und Entdecken einladen. Ebenso beeindruckend ist das Kempter-Kabinett, das der Malerin Caroline Kempter (1856–1925) gewidmet ist. Ihre Werke und persönlichen Gegenstände geben Einblick in das Leben einer bemerkenswerten Frau, die in Illertissen künstlerisch gewirkt hatte.


Doch das Museum bietet mehr als historische Fakten: Im sogenannten Forum treten persönliche Geschichten in den Vordergrund. Hier begegnet man den Biografien von Illertisser Bürgerinnen und Bürgern, die das Leben in der Stadt auf vielfältige Weise geprägt haben. Diese individuellen Lebenswege zeigen eindrucksvoll, wie eng persönliche Erfahrungen, kollektives Gedächtnis und regionale Identität miteinander verwoben sind – für mich ein besonders bewegender Teil des Rundgangs durch die Ausstellung.
Illertisser Bienenweg und Schlosspark – Natur erleben rund um die Museen
Im Anschluss an den Museumsbesuch lohnt sich ein Abstecher in den Schlosspark mit seinem idyllischen, kleinen aber auch feinen Barockgarten und ein Besuch des Dammwildgeheges im Schlosspark. Hier können die Tiere aus nächster Nähe beobachtet werden. Wer nach dem Museumsbesuch noch Lust auf mehr Bewegung hat, kann den Illertisser Bienenweg erkunden – eine familienfreundliche Wanderung mit Einkehrmöglichkeiten und Naturerlebnis pur. Der Weg beginnt am Schloss und führt entlang mehrerer Stationen, die Wissenswertes über Bienenhaltung, regionale Flora und Fauna sowie die Bedeutung der Artenvielfalt vermitteln. Spielerische Elemente, wie ein Bienenquiz oder ein Insektenhotel, laden zum Mitmachen ein und machen den Weg besonders für Kinder spannend. Auch die Gestaltung der Stationen mit liebevollen Details und anschaulichen Illustrationen sorgt für ein kurzweiliges und auch lehrreiches Erlebnis.



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