Auch in Frankreich gibt es im Landesinneren so manche Perle zu entdecken, und so erlebten wir einen wunderbaren Tag in Roanne, einer geschäftigen Kleinstadt an der Loire. Wie ihr wisst, planen wir unsere Reiseroute im nie weit im Voraus, und genau das machte diesen spontanen Abstecher so besonders. Denn Roanne hat uns mit seinem charmanten Flair überrascht und sich mit ihrem hervorragend gelegenen Wohnmobilstellplatz als echter Geheimtipp erwiesen. Die Stadt besticht nämlich durch ihre Mischung aus historischer Architektur, lebendigem Treiben und kulinarischen Highlights.

Roanne liegt etwa 70 Kilometer nordwestlich von Lyon und entwickelte sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region. Der Bau des Roanne-Digoin-Schifffahrtskanals, der parallel zur Loire verläuft, trug entscheidend zur Wiederbelebung des Handels bei. Da die Loire nicht durchgehend schiffbar ist, stellt der Kanal eine wichtige Verbindung zum Loire-Seitenkanal dar, der die Binnen- und Freizeitschifffahrt bis hin zum Mittelmeer ermöglicht. Heute ist der Kanal nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung, sondern auch ein beliebtes Ziel für Freizeitkapitäne und Naturliebhaber.


Die lebhafte Innenstadt von Roanne lädt mit ihren zahlreichen Geschäften und Boutiquen zu einem entspannten Schaufensterbummel ein. Gleichzeitig bietet der große Park entlang des Loire-Ufers mit seinem Spielplatz, einem nostalgischen Karussell und einem gemütlichen Kiosk die perfekte Gelegenheit, eine Pause einzulegen und die Natur zu genießen. Besonders gut gefallen hat uns jedoch die charmante Altstadt, deren liebevoll gestaltete Fußgängerzone mit ihren hübsch dekorierten Fassaden und kleinen Cafés ein ganz besonderes Flair versprüht. Hier lässt es sich wunderbar flanieren und das französische Lebensgefühl genießen.
Der imposante Obelisk in der Nähe des Hafenbeckens erinnert an ein schwieriges Thema in der französischen Geschichte: den Umgang mit der Résistance und der Vichy-Regierung. In der Gegend um Roanne war der Widerstand gegen die Kollaboration mit den Nazis während des Zweiten Weltkriegs besonders stark. Oft waren es jedoch die eigenen Landsleute, die den Widerstandskämpfern gefährlich wurden und sie an das sprichwörtliche Messer lieferten. Noch heute ist dieses Thema bei den Franzosen sehr unbeliebt und emotional aufgeladen. Viele würden das Kapitel der Kollaboration mit den Nazis am liebsten ganz vergessen. Für alle, die sich für das „geteilte“ Frankreich und die Demarkationslinie während des Zweiten Weltkriegs interessieren, kann ich einen Besuch des Centre d’interprétation de la ligne de démarcation in Génelard, etwa 80 Kilometer nördlich von Roanne, nur empfehlen.



Bei schlechtem Wetter bietet das Joseph-Déchelette Museum, ein Universalmuseum mit Schwerpunkt Kunst und Archäologie, eine gute Ausflugsalternative. Das Museum, sowie die zugehörige Bibliothek sind in einer luxuriösen Villa aus der 19. Jahrhundert untergebracht und bietet auch regionalen Künstlern eine Bühne für ihre Schöpfungen und Werke.
In der Markhalle Halles Diderot haben wir die regionale Spezialität Praluline entdeckt – ein Pralinenbrioche, der nur in der Region um Roanne hergestellt wird. Die Butterbrioche ist mit rosa Pralinen gefüllt und basiert auf einem Rezept aus dem Jahr 1955. Beim Essen wechselt die Konsistenz zwischen fluffig-buttrig und süß-knusprig, wenn man auf eine der Pralinen beißt.




Solltet ihr also einmal in der Gegend unterwegs sein, müsst ihr die Praluline unbedingt probieren. Schon allein der Moment, wenn der Kuchen in der Konditorei sorgfältig und liebevoll eingepackt wird, ist wie ich finde ein Erlebnis für sich. Und dann erst die Vorfreude darauf, ihn endlich anzuschneiden und zu genießen, ist einfach göttlich 🙂 .
Übernachtet haben wir mit unserem Wohnmobil wunderschön ruhig am Freizeithafen, mit einem idyllischen Blick auf die Hausboote und das sanft plätschernde Wasser. Der kleine, aber sehr gepflegte Wohnmobilstellplatz ist gut ausgeschildert und bietet eine kostenpflichtige Möglichkeit zur Ver- und Entsorgung. In die charmante Altstadt mit ihrer einladenden Fußgängerzone läuft man gemütlich etwa eine Viertelstunde.



Wer also lieber sein Glas Wein in einem der Restaurants genießt, anstatt wie wir den Abend entspannt vor dem Mobil zu verbringen, hat es anschließend nicht weit zurück. Besonders schön fanden wir die ruhige Atmosphäre am Hafen, die perfekt war, um unseren Tag entspannt ausklingen zu lassen.
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