Unterwegs im Schlossgarten Glienicke

Ich möchte euch in meinem aktuellen Blogbeitrag noch einmal in das grüne Berliner Umland mitnehmen. Dieses Mal geht es eher königlich gediegen als schnodderig, wie bei unserem Ausflug auf den Teufelsberg, zu. Natürlich hatte ich wieder meine Kamera dabei und auch bei unserem zweiten Ausflug in den Ortsteil Wannsee hatten wir wieder echt Glück mit dem Wetter und konnten die Zeit bei einem entspannten Spaziergang und einer Kaffeepause auf der Pfaueninsel kurzzeitig komplett vergessen.

Pfaueninsel! Wie ein Märchen steigt ein Bild aus meinen Kindertagen vor mir auf: ein Schloß, Palmen und Kängurus; Papageien kreischen; Pfauen sitzen auf hoher Stange oder schlagen ein Rad, Volieren, Springbrunnen, überschattete Wiesen; Schlängelpfade, die überall hinführen und nirgends; ein rätselvolles Eiland, eine Oase, ein Blumenteppich inmitten der Mark.“

Theodor Fontane, Wanderung durch die Mark Brandenburg

Falls ich euch verwirrt haben sollte – die Pfaueninsel, welche in diesem Beitrag im Mittelpunkt steht, liegt nicht wie evtl. vermutet im Wannsee (dem Gewässer) sondern in der Havel. Diese fließt im Südwesten an Berlin vorbei und ist vielleicht dem ein oder anderen (Haus-)bootfahrer in schöner Erinnerung geblieben. Das ist jetzt aber nochmals ein anderes Thema 😉 .

Das 67 Hektar kleine Inselchen am Rande des Düppeler Forsts ist nur per Fähre erreichbar und komplett auto- und fahrradfrei. Also der ideale Ort zum aus- und entspannen 🙂 . Abseits gelegen und auch ein wenig verträumt liegt sie jenseits der großen Parkanlagen von Sanssouci und ist bei weitem weniger touristisch frequentiert wie diese. Beide Orte stehen zusammen mit dem Nahe gelegenen Schloss Glienicke auf der Liste der Weltkulturerben der UNESCO.

Verfehlen könnt ihr die Pfaueninsel eigentlich nicht, da es mit dem Auto nur einen einzigen Zufahrtsweg gibt. Alternativ könnt ihr mit der BVG Linie 218, sprich per Bus, oder mit dem Fahrrad anreisen. Der Parkplatz für PKWs liegt in der Nähe des Fähranlegers am Nikolskoer Weg. Das Fährticket für 4 Euro kann direkt auf der Fähre gekauft werden und ist auch gleichzeitig die Eintrittskarte für die Insel.

Das für mich interessanteste Gebäude auf der Insel war das von König Friedrich Wilhelm II. erbaute Schloss Pfaueninsel. Ein Lustschloss für seine Mätresse, das mehr Zimmer vorzuweisen hat als meine Wohnung und letztendlich nur der seichten Freizeitbeschäftigung des Königs diente. Ich glaube Florian und ich brauchen auch ein kleines „Schlösschen“ als Rückzugsort 😉 . Ich habe noch im Reiseführer nachgeschlagen und dort wurde der Architekturstil des Schlosses ziemlich treffend als „romantische Ruinenarchitektur“ beschrieben. Dabei ist die „Ruine“ zum großen Teil nur vordergründig aus Stein gebaut. Bei der anzutreffenden Konstruktion handelt es sich nämlich großteils um eine Holzkonstruktion, die sich geschickt in die Architektur des Gebäudes einfügt.

Friedrich Wilhelm II. hatte Ende des 18. Jahrhunderts damit begonnen die Insel „auszubauen“ bzw. zu gestalten. Dabei sind neben der beachtlichen Parkanlage über die Jahre auch der Luisentempel, die Alte Meierei im Stil einer gotischen Klosterruine und das neogotische Kavaliershaus entstanden. Habt ihr gewusst, dass Letzteres in den 60er Jahren auch ein halbes Dutzend Mal Kulisse für verschieden Edgar-Wallace-Filme wie „Neues vom Hexer“ oder „Der Hund von Blackwood Castle“ war? Wollt ihr in das innere der Meierei oder des Kavaliershauses müsst ihr nochmals extra ein paar Euro Eintritt bezahlen.

Die Pfaueninsel bestand ursprünglich aus einer größeren Südinsel und einer kleineren Nordinsel und sollte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, ähnlich der Insel Schwanenwerder, mit Villen bebaut werden. Zum Glück konnte dies abgewendet werden und den Sommerfrischlern ist ein weiterer Kleinod im Grüngürtel um Berlin herum erhalten geblieben. Heute gibt es neben den Vögeln noch eine Herde Wasserbüffel auf der Hechtlaichwiese, dem vermoorte Teil der ehemaligen Wasserrinne, zu bestaunen. Leider waren diese nicht so zutraulich wie ich mir das erhofft hatte und so habe wird uns Kaffeegarten auf der Liegewiese eine Erfrischung gegönnt und die Pfauen beobachtet. An dieser Stelle muss ich jetzt ja wohl nicht sagen woher die Insel ihren Namen hat 😉 . Am Fähranleger auf dem Festland gibt es im Wirtshaus zur Pfaueninsel ebenfalls noch eine Möglichkeit zur Einkehr, verhungern und verdursten tut mal also auf keinen Fall.

Gestärkt haben wir im Anschluss das nahe gelegene Schloss Glienicke mit einem ebenso schönen Schlossgarten besucht. Auch hier muss das Fahrrad wieder draußen stehen bleiben, denn auch diese Parkanlage darf nur zu Fuß besichtigt werden. Irgendwie kann ich das auch verstehen, nachdem ich gesehen habe wie die Berliner auf ihren Drahteseln unterwegs sind: nämlich ohne Rücksicht auf Verluste und den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten.

Das Schloss befindet sich ebenfalls am Havelufer und ist nur einen Steinwurf von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. Bei Schloss Glienicke handelt es ich auch mal wieder um eine „Sommerschlösschen“ der preußischen Königsfamilie und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts im Stile einer italienischen Villa umgebaut. Prinz Carl von Preußen war ein großer Italien-Fan und begeistert von der dort vorherrschenden Harmonie zwischen Landschaft, Architektur und Antike. Ich denke er war hier eher auf die Lebensart der italienischen Oberschicht fixiert und hat sich letztendlich ein kleines Stückchen Italien am Rande von Berlin geschaffen. Über das Innere des Schlosses kann ich euch leider nichts erzählen, da wir das schöne Wetter bei einem Bierchen im Garten genossen hatten und irgendwie keine große Lust verspürt haben, in wahrscheinlich sehr schönen alten aber doch auch irgendwie muffigen Räumen herumzulaufen.

Mir hat es persönlich auf der Pfaueninsel besser gefallen, da der Park nicht nur weitläufiger sonder auch etwas „mehr“ als nur ein klassischer Schlossgarten mit Buchsbaumreihen war. Beide Ausflugsziele lassen sich zudem gut mit einer Fahrradtour und einem Badeausflug an den Wannsee verbinden. Wenn ihr wie ich auch an der aktuelleren deutschen Geschichte interessiert seit, müsst ihr natürlich noch auf der Glienicker Brücke unweit des Schlosses vorbeischauen. Hier wurde am 1. Februar 1986 der Dritte und somit auch letzte Austausch von Agenden spektakulär in Szene gesetzt. Die heutige Eisenfachwerkbrücke ist bereits die vierte Brückenkonstruktion, welche 1907 für den Verkehr freigegeben wurden und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein beliebtes Ausflugsziel, u.a. mit einem Fähranleger für Dampfschiffe, war. Ab 1952 wurde die Brücke, in folge der deutsch-deutschen Teilung dann aber für den privaten Autoverkehr gesperrt. An diese Teilung erinnern auch einige Info- und Gedenktafeln im Brückenbereich.