Bereits im Frühsommer des vergangenen Jahres hatten wir ein paar entspannte Tage im Norden der Republik verbracht. Dabei hatte es uns in das wunderschöne Schwerin und auf den Schweriner See „verschlagen“. Jetzt wo das neue Jahr so langsam in die Gänge kommt, seid ihr vielleicht schon mit der Urlaubsplanung beschäftigt und so möchte ich euch ein wenig inspirieren und auf eine wunderbare Hausboot-Auszeit entführen.
Auszeit auf dem Wasser
Sonst sind mein Mann und ich ja eher mit dem Zelt unterwegs und treiben uns auf den Campingplätzen Europas und Nordamerikas herum um Präriehunde und Büffelchen zu beobachten. Unabhängigkeit, und das auch im Urlaub, ist uns also wichtig. Was wir also auf dem Hausboot sehr geschätzt haben ist, dass man sein eigener Herr ist und sich nicht an irgendwelche Regularien halten muss und auch im Schlafanzug am Frühstückstisch sitzen kann.
Wir waren vor ein paar Jahren bereits mit Freunden ein Wochenende auf der Havel bei Fürstenberg unterwegs und schwärmen bis heute noch davon. Damals hatten wir richtige Huckleberry Finn Holzflösse die, wenn man es nicht mit der romantischen Brille betrachtet, auch Nachteile in Punkto Komfort hatten und für einen längeren Aufenthalt/Urlaub zwecks fehlender Toilette an Bord nicht unbedingt geeignet sind.
Urlaub auf einem COSY-Hausboot
Daher oder gerade wegen der Schwärmerei war letztes Jahr auch die Zeit reif für einen erneuten und vor allem etwas längeren Urlaub auf einem Hausboot. Wir haben ein wenig im Internet herumgeschaut und sind so auf die Seite von COSY-Hausboote, einem von einer knappen handvoll Vermietern im Wasserrevier „Schweriner Seen“ aufmerksam geworden. Dieser hatte zudem für unseren gewünschten Zeitraum auch noch ein Boot frei und so war die Sache sozusagen gesagt, getan oder besser gesagt, gebucht.
Die Hausboote von COSY haben alle 15 PS und können ohne Bootsführerschein gefahren werden. Wir haben alle nötigen Informationen per Email vom Vorfeld erhalten. Dazu gehörte auch eine Checkliste was alles mitzubringen ist. Uns als alte Camping-Hasen hat das zugegebenermaßen nicht vor große Herausforderungen gestellt, haben wir doch immer eine komplette Ausrüstung mit Schlafsäcken, Wasserschuhen, Küchenzubehör, Seilen etc., auf dem Dachboden vorrätig und so war letztendlich Ruck Zuck gepackt. Die vertragliche Abwicklung und auch unsere Rückfragen bzw. dem Kühlschrank an Bord wurden im Vorfeld freundlich und schnell beantwortet.
Wunderschöne Schweriner Seenlandschaft
Bevor ich euch jetzt weiter vom Leben und den Erlebnissen an Bord erzähle, möchte ich euch kurz das 63 km² große Wasserrevier „Schweriner See“ vorstellen. Wenn wir vom Schweriner See sprechen, meinen wir genau genommen drei Gewässer: Da ist einmal der Schweriner Innen- und Außensee sowie der Ziegelsee. Erstere sind durch den Paulsdamm voneinander getrennt und alle Seen durch schmale Kanäle miteinander verbunden.
Die Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem beeindruckenden und prunkvollen Schloss liegt am Schweriner Innensee und ist auch Start- und Endpunkt für den Hausbooturlaub. Unweit des Schlosses am Anleger haben wir so auch unser Hausboot in Empfang genommen und eine Einweisung erhalten.
Die Schweriner Seenlandschaft ist zudem Teil der Stör-Wasserstraße, die über den Wallensteingraben und dem Störkanal in die Müritz-Elde-Wasserstraße mündet und so eine direkte Verbindung zum Wasserrevier Mecklenburger Seenplatte herstellt.
Willkommen an Bord
Wir waren natürlich ganz schön gespannt wie die nächsten Tag an Bord so werden würden. Anfänglich war ich nämlich schon ein wenig skeptisch, als ich die vielen Menschen am Anleger gesehen habe, die uns schon interessiert beäugt haben.
Ihr müsst wissen, dass hier unweit der Schlossinsel die Schiffe der „Weißen Flotte“, also die Ausflugsdampfer die auf dem Innensee und auf dem Ziegelsee unterwegs sind, anlegen und COSY-Hausboote und ein Motorboot-Verleih den Anleger mitnutzen. Aber letztendlich gibt es für Schwerinbesucher ja auch nix schöneres, als zwei unbedarften Hobbykapitäten beim Üben von Knoten, sowie dem Ab- und Anlegen zuzuschauen 😉 .
Wir wurden vom COSY-Team aber freundlich empfangen und haben neben den Funktionen des Bootes auch die Sportbootkarte des Wasserreviers erklärt und natürlich auch ein paar Tipps und Tricks für schöne Anlegeplätze und Buchen bekommen. So hat sich auch herausgestellt das wir während unserem Aufenthalt nicht noch extra tranken müssen und auch der Abwassertank mehr als ausreichend ist.
Das Hausboot verfügt über vier Schlafplätze, einer super ausgestatteten Küche, sowie einer geräumigen Essecke und Sitzmöbel auf der bugseitigen Terrasse. Zudem gibt es neben dem Stockbett ein kleines Bad mit Toilette und Waschbecken im Heck. Für den Gang zur Toilette muss man jedoch den Innenraum verlassen. Über eine Leiter im Heck kann man dann auch das Sonnendeck erklimmen 🙂 .
(360-Grad Rundumsicht)
Eine Insel ganz für uns alleine
Unsere ersten Stunden an Bord haben wir mit der Erkundung rund um die zwei Inseln Ziegel- und Kaninchenwerder verbracht. Hier hat sich schon abgezeichnet, dass es auf dem See trotz dem super Wetter mit Sonnenschein und blauem Himmel recht windig ist und das unser Hausboot nicht unbedingt das windschlüpfrigste Gefährt auf dem See ist.
Die Insel Ziegelwerder ist im Gegensatz zur nordwestlich gelegene Nachbarinsel Naturschutzgebiet und es darf somit auch nicht in Ufernähe geankert werden. Auf Kaninchenwerder gibt es aber einen kleine Anleger den wir unter Herzklopfen erstmalige angefahren haben. Ich hatte schon ein wenig Bammel, dass wir das mit dem Anlegen nicht hinbekommen, zumal die Wellen etwas stärker waren als in der geschützten Bucht am Schloss wo wir geübt hatten. Aber mit Hilfe eines Pärchens von einem anderen Boot haben wir es gut hinbekommen. Wahrscheinlich hätten wir es auch alleine hingekriegt, aber ihr wisst ja wie das so ist beim ersten Mal …
Auf der Insel befindet sich ein etwas merkwürdig anmutender Aussichtsturm sowie eine verlassene Ausflugsgaststätte, welche ihre besten Jahre schon weit hinter sich gelassen hat. Die ganze Insel ist dicht bewaldet und man kommt sich ein wenig vor wie im Paradies und fernab der Zivilisation.
Zurück an Bord hat uns schon Nachbars Hund schwanzwedelnd begrüßt und wir haben die Abendstunden auf unserer Terrasse mit einem wahrlich spektakulären Blick auf Schwerin ausklingen lassen und wurden dann von den Wellen sanft in den Schlaf gewogen.
Erkundungstour auf dem Schweriner Außensee
Bei der Einweisung vor Ort am Anleger hatten wir erfahren, dass am Seeufer des Schweriner Außensee das im 19. Jahrhundert erbaute kleine Schlösschen Wiligrad mit einem tollen Landschaftspark mit Spazierwegen ein Besuch wert sei. Wir haben uns daraufhin am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein aufgemacht und sind über denn Innensee und durch den Kanal am Paulsdamm auf den flächenmäßig größeren und um einiges windigeren Außensee gefahren.
Dort hat es aufgrund der mangelnden Anlegemöglichkeit und auch unserer Angst mit dem Außenborder auf Grund zu laufen mit dem Besuch des Schlosses leider nicht geklappt und so wir sind lediglich im Rahmen eines Tagesausflugs herumgeschippert und haben uns die Sonne auf den Kopf scheinen lassen. Die Idee unweit von Bad Kleinen in einer Bucht der Insel Lieps anzulegen mussten wir durch den sich Nachmittags verstärkenden Wind leider auch verwerfen.
Ich muss ja gestehen, dass ich diesen Aspekt im Vorfeld nicht ganz so auf dem Schirm hatte. Aber es ist doch recht schnell recht schauklig geworden und wir haben uns gegen die Wellen kreuzend zurück in Richtung Schwerin aufgemacht. Hier wäre es toll gewesen, wenn der Motor mehr als 15 PS gehabt hätte 😉 . Um eine Erfahrung reicher haben wir dann unseren Anker im ruhigen und beschaulichen Ziegelsee gesetzt.
Wunderbares Naturidyll Ziegelsee
Geankert haben wir immer mit Hilfe der Ankerstäbe, die auf dem Dach des Hausbootes befestigt sind. Hier und später auch beim Anlegen in der Marina in Schwerin, hat sich auch gezeigt, dass man zu zweit echt konzentriert zusammenarbeiten muss es „vernünftig“ hinzubekommen, sprich nicht mit dem Außenborder auf Grund zu laufen oder beim manövrieren nicht wo hängen zu bleiben und das Schiff zu beschädigen. Man muss also mehr tun als Prosecco zu trinken und sich auf dem Sonnendeck zu entspannen 😉 .
Alles in allem ist das aber wenig wild und vor allem auch für Neulinge gut machbar. Hier zählt halt, wie auch ansonsten im Leben, immer mit Bedacht vorzugehen, sein Handeln zu reflektieren und manches auch mal auszuprobieren um zu sehen, dass es dann anders besser funktioniert hätte.
Der zum Teil mit dichtem Schilf eingewachsene Ziegelsee ist vom Innensee über den Werderkanal und dem winzigen Heidensee erreichbar. Am dicht bewaldeten Westufer des Sees schließen sich die beiden Vogelschutzgebiete Schelfwerder Wald und das Wickendorfer Moor an. Hier hat es uns auch am Besten gefallen, den fährt man entlang des wilde, undurchdringlichen Uferwaldes, denkt man nicht dass die betriebsamem Schweriner Innenstadt nur wenige Kilometer entfernt ist.
Viel eher rechnet man mit Bibern, Schildkröten und Alligatoren 😉 . Hier im Naturidyll scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und viele Vogelarten singen und pfeifen im Schilf. Hier lassen sich die Enten von den Wellen tragen und später im Sommer ist der See der perfekte Platz zum schwimmen und natürlich auch zum Prosecco trinken 😉 .
Der stadtnahe Teil des Ziegelsees hat jedoch eine weniger beschauliche Geschichte vorzuweisen. Hier wurde nämlich nach dem ersten Weltkrieg eine Binnenhafen errichtet. Zuvor wurden die Waren nämlich am Burgsee rund um das wunderschöne Schloss oder direkt am Pfaffenteich in der Innenstadt gelöscht. Von der Hafenanlage ist heutzutage nur noch der im Jahr 1939 errichtete und zugegebenermaßen imposante Getreidespeicher mit einem alten Kran zu sehen.
Bis zur Wende wurde der Hafen kontinuierlich ausgebaut und auch die Kaimauer auf knapp 300 Meter verlängert. Schippert man heute mit dem Hausboot herum kann man sich fast nicht vorstellen, was für ein Gewusel und welche Hektik hier bei einem jährlichen Warenumschlag von bis zu 200.000 Tonnen geherrscht haben musste. Heute ist das ehemalige Hafenbecken ein beschaulicher Ort für Sport- und Hausbootfahrer und der Speicher ein Hotel, das auch Liegeplätze für seine Besucher anbietet.
(360-Grad Rundumsicht)
Unterwegs in der Landeshauptstadt
Nach den beschaulichen Tagen auf dem Ziegelsee wären wir gerne nochmals nach Kaninchenwerder gefahren. Der Wind hatte aber so aufgefrischt das wir es doch lieber gelassen haben und stattdessen in der Marina in Schwerin untergekommen sind.
Hier hat man den unschlagbaren Vorteil, dass man zu Fuß in die Innenstadt laufen kann und so auch am Abend die Chance hätte ein Restaurant zu besuchen oder einen Cocktail zu trinken. Wir sind am Abend jedoch in der Marina geblieben, haben Fotos geschaut uns unterhalten und bei Kerzenlicht ein wenig gelesen und ein Glas Wein getrunken. Vielleicht sind wir da auch nicht ganz das Maß aller Dinge, kochen wir doch beide sehr gerne und gehen generell wenig aus.
Besonder gut hat es mir in der Innenstadt entlang des Pfaffenteichs und im angrenzenden Stadtteil Schelfstadt gefallen. Hier gibt es viel Fachwerk und die für mich als Schwäbin für den Norden Deutschlands so typischen roten Klinker-Putz-Häuschen.
Wir haben in Schwerin aus Zeitgründen und weil wir ja auch möglichst viel Zeit an Bord verbringen wollten, keines der Museen oder Sammlungen besucht. Ich habe euch aber unten im Artikel die einzelnen Sehenswürdigkeiten verlinkt und kann euch die „Stadtmarina“ als Ausgangspunkt dafür nur wärmstens empfehlen. So sind wir noch ein wenig im Schlossgarten spaziert und haben die sonnigen Stunden genossen.
Alles in Allem ging der fünftägige Urlaub viel zu schnell vorbei und man hätte gut und gerne noch zwei weitere Tage anhängen können. Wenn ich nochmals ein Hausboot auf dem Schweriner See leihen würde, dann aber eher später im Jahr. Für uns als an kältere Nächte gewöhnte Outdoorurlauber waren die teilweise recht frischen Abend- und Nachtstunden im Mai mit teilweise bis zu 0 Grad aber kein Problem. Dazu beigetragen hat sicherlich auch das Öfelchen an Bord, welches super funktioniert und den Innenraum am frühen Morgen schnell aufgeheizt hat 🙂 .
Seid ihr mit Kindern unterwegs oder liebäugelt ein Hausboot mit euren Kindern zusammen zu mieten sei angemerkt, dass die Kinder auf jeden Fall schwimmen und auch Anweisungen ohne Diskussion Folge leisten können müssen! Ansonsten kann der entspannte Ausflug schnell unnötig anstrengend oder schlimmstenfalls zum Horrortrip werden.
An Bord hat nämlich nur einer das Sagen und das ist der Kapitän. Wenn ihr das jetzt so lest, hört sich das vielleicht komisch an. In „Stresssituationen“, sprich beim Ankern, Anlegen oder auch bei Ausweichmanövern (man ist ja nicht alleine auf dem Wasser unterwegs 😉 ) muss jedoch allen an Bord 100 Prozent klar sein was zu tun ist. Ein wenig ist das ganze vergleichbar mit dem Autofahren und etwaigen Ablenkungen.
Weiterführende Links
- Offizielle Homepage der COSY-Hausboote: www.cosyhausboote.de
- Weiße Flotte Schwerin: www.weisseflotteschwerin.de
- Staatliches Museum Schwerin: www.museum-schwerin.de
- Schloss Schwerin: www.mv-schloesser.de/de/location/schloss-schwerin
- Freilichtmuseum für Volkskunde: www.schwerin.de/kultur-tourismus/kunst-kultur/bildende-kunst-museen/freilichtmuseum-schwerin-muess
- Dokumentationszentrum für Opfer von Diktaturen: www.dokumentationszentrum-schwerin.de
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