Die erste Augustwoche haben wir in Berlin verbracht und waren, dieses Mal fern der Heimat 😉 , unter anderem auch mit dem Fahrrad unterwegs. Zusammen mit einem Freund sind wir einen Teil des Berliner Mauerradweges gefahren. Dieser verläuft auf insgesamt 160 Kilometer entlang der ehemaligen DDR-Grenzanlagen. Von Helmsdorf im Norden Berlins sind wir dabei ein landschaftlich sehr schönes und 55 km langes Teilstück der Westroute in Richtung Wannsee gefahren. Angereist sind wir natürlich mit der S-Bahn und so startet die folgende Aufzeichnung auch am S-Bahnhof in Helmsdorf. Der Einzelfahrschein für ein Fahrrad kostet keine zwei Euro und muss zusätzlich zum Ticket erworben werden.
Zur allgemeinen Erklärung möchte die beiden folgenden Dinge nicht unerwähnt lassen. Einmal stammt die im Beitrag verlinkte GPX-Route von einem früheren Ausflug auf der selben Strecke – Danke Max 🙂 . Zum anderen hatten wir während der Wochen in Berlin ein Hotel am Spreebogen im Hansaviertel bezogen. Darauf werde ich aber nochmals in einem späteren Beitrag zurückkommen. Der Radweg ist sehr gut ausgeschildert, wobei man an manch einer Kreuzung die Schilder im Grün der Bäume suchen muss und das lag nicht nur daran, dass wir die Tour entgegen der offiziellen Richtung gefahren sind 😉 .


Ich würde die erste Etappe Richtung Hennigsdorf als die Anspruchsvollste beschreiben, da ein Teil des ehemaligen Zoll- bzw. Kolonnenweges mit recht großen Steinen gepflastert ist und man ganz schön durchgeschüttelt wird. Daher schaut, dass ihr beim Leihen eines Rades eines mit Federgabel erhaltet, so ist die Fahrt ein wenig sanfter und schonender für eure Gelenke. Die erste Etappe verläuft abwechslungsreich über Felder, durch Wälder und Wohngebiete.




Historisch interessant ist die Invalidensiedlung in Frohnau, einem Berliner Ortsteil im Bezirk Reinickendorf. Diese wurde 1937 für die Versehrten aus dem vorherige, sprich dem 1. Weltkrieg, erbaut und bildete mit 150 Wohnungen, sowie Wirtschafts- und Gemeinschaftsgebäuden eine kleine Stadt in der Stadt. Fährt man heute durch die Siedlung kommt man sich ein wenig vor als fahre man durch einen andere Zeit. Vor allem die zweigeschossige Klinkerbauten, welche im Karree und fein säuberlich wie in einer Kaserne angeordnet gebaut wurden, versprühen einen altmodischen und etwas angestaubten Charme.




Die nächste Etappe verläuft von Henningsdorf aus in Richtung Staaken. Der jetzige Radweg wurde von den Grenztruppen auch als Kontrollweg genutzt und hier, am idyllischen Ufer der Havel kann man sich nur schwer vorstellen das Deutschland mal ein geteiltes Land war. Die Wälder rund um Berlin, mit ihren sandigen Böden und den Nadelbäumen, erinnern mich ja an die bewaldeten Küsten in Südeuropa und an Urlaub pur. Ganz und gar kein Urlaubsfeeling haben die unzähligen Infotafeln am Wegesrand versprüht, die die Geschichte von dutzenden Republikflüchtlingen erzählen. Traurigerweise und leider auch logischerweise endet diese Geschichte oftmals mit dem Tod im Todesstreifen der Mauer.



Im Landschaftsschutzgebiet rund um den namensgebenden Hahneberg, welcher einem mit 88 Metern Höhe schon wie ein richtiger Berg vorkommt 😉 , hatten uns noch ein paar kleine wollige Wesen Gesellschaft geleistet. Rückblickend hat es mir hier landschaftlich fast am Besten gefallen und das lag nicht nur an den Schafen 😉 . Hier kann auch das gleichnamige Fort besichtigt werden und das Gebiet bietet ein paar schöne Wander- und Spazierwege.


Die letzte Etappe von Staaken in Richtung Großer Wannsee, genauer nach Kladow, ist wieder ein wenig anspruchsvoller und nicht ganz so topfeben wie die vorherige Etappe. Für süddeutsche Verhältnisse weist die Route natürlich keine große Steigung auf, jedoch gibt es ein paar „Hügelchen“ die zu bewältigen sind. Immer wieder stößt man auch auf historisch interessante Abschnitte mit Mauerresten oder anderen Spuren aus dem geteilten Deutschland.




Entlang der Strecke befinden sich auch immer wieder Badestellen und Möglichkeiten für eine Einkehr. Trotzdem empfehle ich euch etwas zum Trinken mitzunehmen, vor allem im Sommer und bei den momentan herrschenden Temperaturen. Bevor wir im Kladower Promenadenhafen die BVG-Fähre in Richtung Wannsee bestiegen hatten, haben wir uns noch im Landhausgarten Dr. Fraenkel einen Kaffee gegönnt. Dieser liegt nur wenige Minuten vom Fähranleger entfernt und ist das genaue Gegenteil von der lauten Uferpromenade in Kladow, mit ihren unzähligen Restaurants und den Massen an Touristen und Sommerfrischlern. Die in den 30er Jahren gestaltete Gartenanlage liegt malerisch am Wasser und wurde auf Veranlassung des Bankiers Dr. Max Fraenkel, in Nachfolge einer gewerblichen Nutzung des Geländes als Ziegeleibetrieb, in Auftrag gegeben. Heute steht der knapp 3 Hektar große Garten unter Denkmalschutz und neben dem Café befindet sich auch ein kleines Besucherzentrum sowie eine Museumsshop.



Für uns war die leichte Brise am Hafen und auf See eine willkommene Abwechslung zur manchmal eher stickigen Wärme in den Wäldchen, wo man zwar im Schatten radeln konnte, sich die Hitze aber mehr staute. Vorbei an Segelschiffchen und Motorbooten sind wir an den Fähranleger in Wannsee gefahren bzw. gefahren worden 🙂 . Für die 20 minütige Überfahrt kann ein Einzelfahrschein AB gelöst werden. Die Fähre verkehrt stündlich, wobei ich euch empfehle für die Abfahrten am frühen Morgen (vor 9 Uhr) und am Abend (nach 17 Uhr) das Internet zu bemühen um die jeweils aktuellen Zeiten zu erhalten.
Wir haben unseren Ausflug ins Grüne im Biergarten Loretta am Wannsee bei einer Berliner Weisse ausklingen lassen. Ich kann euch die Strecke nur wärmstens empfehlen da sie eine andere Seite des ansonsten so hektischen und touristischen Berlins zeigt. Für einen Ausflug mit kleineren Kindern würde ich vor allem das letzte Teilstück, welches unter anderem entlang dem Groß Glienicker See verläuft, in Kombination mit der Fährfahrt favorisieren. Am See gibt es viele Badestellen und die Fahrt mit dem Schiff ist vor allem für kleine Zwerge immer ein Erlebnis.
Informationen zur Radtour | |
Schwierigkeit | mittel |
Distanz | 55 km |
Fahrzeit | 5 Stunden |
Geeignet für Kinder / Fahrradanhänger | Ja / Ja |
Für Rennräder geeignet | Nein |
Straßenbeschaffenheit | Asphalt, geschotterte und gepflasterte Wege |