Festungsmauern von Aigues-Mortes

Etappen 27 bis 30 – Die nächsten paar Tage haben wir quasi im Herzen der Camargue in Saintes-Maries oder offiziell Saintes-Maries-de-la-Mer verbracht und uns dort auf einem wunderbaren Campingplatz mit direktem Strandzugang einquartiert. In Saintes-Maries hatten wir vor ein paar Jahren schon mal eine Woche lang ein Ferienhaus gemietet und ich kann jetzt schon mal vorwegnehmen, dass es uns hier immer noch so gut gefällt, wie damals und es auch nicht unser letzter Aufenthalt in der Camargue sein wird. Die schöne Strandpromenade, der historischen Stadtkern mit der Wallfahrtskirche, die weiß verputzten Häuser und der fantastische Wochenmarkt machen nämlich einfach nur Lust auf Urlaub.

Unterwegs in Saintes-Maries-de-la-Mer

Bevor ich euch aber auf den Camping „La Brise de Camargue“ und in die Hauptstadt der Camargue mitnehme, besuchen wir auf dem Weg dorthin noch ein anderes äußerst markantes Städtchen.

Aigues-Mortes – Beeindruckende Festungsstadt im Sumpfland

Durch trutzige Festungsmauern gelangt man nämlich erst in das Innere der ville close, der befestigten Altstadt von Aigues-Mortes. Diese ist im Schachbrettmuster angelegt und gehört zu den größten noch erhaltenen mittelalterlichen Festungsstädte in Europa und wirkt heute hier in der topfebenen Sumpflandschaft ein wenig deplatziert bzw. aus der Zeit gefallen. Aber ich finde genau das macht ihren Reiz auch aus 🙂 .

Festungsmauern von Aigues-Mortes

Man muss jetzt wissen, dass die Stadt Mitte des 13. Jahrhunderts direkt am Ufer einer Lagune gebaut wurde und der Hafen außerhalb der 1,6 Kilometer langen Stadtmauer mit dem Meer durch Kanäle verbunden war. König Ludwig IX. brauchte damals nämlich unbedingt zwei Dinge in dieser Mittelmeerregion: eine Bastide und einen Hafen, um die Kreuzzüge gen Jerusalem koordinieren zu können. In diesen kriegerischen Zeiten, der übrigens auch die Tempelritter zeitlich zuzuordnen sind, passt es ganz gut, das sich König Ludwig den Beinamen „der Heilige“ gab 😉 .

Über die Jahrhunderte hinweg wurde die Lagune in Teilen landwirtschaftlich durch den Abbau von Salz und den Anbau von Wein nutzbar gemacht und heute sind nur noch die Kanäle als Wasserstraßen präsent. Die Salzberge der Salins du Midi sind übrigens besonders schön vom Wehrgang auf der Stadtmauer aus zu sehen. Diesen lohnenden Spaziergang haben wir uns mit dem Kinderwagen an dieser Stelle übrigens gespart 😉 .

Leider hatte es am Morgen als wir in La Grande-Motte losgefahren sind ordentlich geregnet. Bei unserem Spaziergang durch die Altstadt hat sich der blaue Himmel schon wieder gezeigt, aber die Sonne wollte erst gegen Nachmittag bei unserer Ankunft in Saintes-Maries wieder richtig herauskommen.

Entspannte Tage in der „heimlichen“ Hauptstadt der Camargue

Fährt man auf der Rue National D570 durch das Marschland nach Saintes-Maries denkt man, man fährt ans Ende der Welt. In den kleinen Seen rechts und links der Straße stehen dutzende rosa Flamingos und in der Ferne sieht man auf den dürftig umzäunten Weideflächen auch die typischen weißen Camargue-Pferde. Wobei diese eher zu Reiterhöfen, diese es hier en masse gibt, gehören als dass sie als wilder Herde durch die Lande ziehen. Wie eingangs bereits erwähnt haben wir uns auf dem Camping „La Brise de Camargue“ am östlichen Ortsende für die folgenden drei Nächte einquartiert.

Es gibt noch einen weiteren Campingplatz, sowie ein paar Wohnmobilstellplätze im Ort, wir haben uns aber auch wieder aufgrund der Bewertungen und der Möglichkeit zum Duschen für den Campingplatz und gegen einen Stellplatz entschieden. Wobei ich sagen muss, wir hatten in der Nachsaison absolut Glück mit einer freie Platzwahl und weil der Platz auch nur zu 20 Prozent belegt war. In der Hauptsaison, wenn der Platz mit ein paar hundert Parzellen ausgebucht ist, möchte ich ehrlich gesagt nicht wissen, wie es in den Sanitäranlagen etc. aussieht 🙁 .

Entspannte Stunden auf dem Camping „La Brise de Camargue“

Die trutzige Wehrkirche Notre-Dame-de-la-Mer steht im Ortszentrum und ist mit ihren hohen Zinnen schon kilometerweit in der flachen Landschaft zu sehen. Es hat sich also ein wenig wie „heimkommen“ angefühlt, als wir durch den ersten Kreisverkehr im Ort und vorbei an unserer ehemaligen Ferienwohnung in Richtung Campingplatz gefahren sind. Unserer Einkäufe haben wir wieder in der kleinen Superette oder auch auf dem mediterranen Wochenmarkt erledigt. Ich glaube ich wiederhole mich, wenn ich jetzt schreibe, wie sehr ich die Wochenmärkte in Frankreich liebe 😉 .

Die Wallfahrtskirche ist aus dem 12. Jahrhundert beherbergt übrigens die Schreine der heiligen Maria Jakobäa und Maria Salomeder und ist zu Zeiten der Wallfahrt Ende Mai und Oktober Pilgerziel für tausende Roma aus allen Herren Ländern. D.h. in dieser Zeit ist es auch mit der ansonsten gegebenen Beschaulichkeit vorbei, kann man hier doch eher einen entspannten, als einen aktiven Urlaub verbringen.

Wir haben während unserem Aufenthalt vor allem die Zeit am Strand in vollen Zügen genossen. Hier sind alle paar hundert Meter Wellenbrecher aufgeschüttet und so können in den künstlichen Buchen auch kleinere Kinder wie Henry super Baden und Planschen. Als kleines Highlight habe ich, erstmals in meinem Leben, einen Seehasen gesehen.

Seehasen sind sogenannte Bodenfische, wobei mich deren Aussehen eher an eine Schnecke mit Schwimmflossen erinnert hat. Sie fühlen sich ein wenig an, wie wenn man in Moosgummi greift und ich habe keine Ahnung warum jeden Tag zwischen ein bis drei Exemplare in der Bucht in Strandnähe zu finden waren. Normalerweise sind die Tierchen sehr selten und nicht am Strand vorzufinden. Ich vermute, dass sie alt oder krank waren und nicht mehr genug Kraft hatten bei Flut zurück in Meer bzw. bei Ebbe erst gar nicht in Richtung Strand zu schwimmen. Aber in diesem Fall kann man ja ein wenig Nachhelfen und sie zurück ins sommerwarme Nass bringen – frei nach dem Motto: „Jeden Tag eine gute Tat.“

Diese Tage waren auch die letzten am Meer und ich schaue jetzt schon mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Weinend, weil ich doch so gerne Urlaub am Meer machen. Lachend, weil wir in einer Region, die wir bisher noch nicht besucht haben die nächsten Tage verbringen wollen. Die Rhône mündet hier in der Camargue ja im Meer und wir wollen auf unserer weiteren Reise dem wasserreichste Strom Frankreichs flussaufwärts folgen.