In diesem Beitrag erkunden wir Vancouver Island, die größte nordamerikanische Pazifikinsel in der kanadischen Provinz British Columbia. Wir haben der Insel ganz klassisch im Rahmen einer Auto-Rundreise durch Westkanada einen Besuch abgestattet und aufmerksame Leser meines Blogs wird es jetzt nicht wundern, wenn ich anmerke, dass wir mit dem Zelt unterwegs waren.
Demnach werden ich auch ein paar Übernachtungsmöglichkeiten in den Provincial Parks und natürlich im Pacific Rim National Park vorstellen. Vancouver Island ist mit einer Länge von 460 Kilometern und einer Breite von 100 Kilometern wie Kanada im Miniaturformat. Es gibt Berge, Seen, Fjorde, Strände und viel Kunst und Kultur in den Städten.
Per Fähre nach Vancouver Island
Demnach sind wir auch vom Festland, sprich dem quasi benachbarten Vancouver aus per Fähre auf die Insel übergesetzt. Natürlich ist auch eine direkte Anreise mit dem Flugzeug nach Victoria, der Hauptstadt British Columbia, möglich. Der Victoria International Airport (YYJ) wird von den großen kanadischen Flughäfen wie Montreal oder Toronto angeflogen. Abzuwägen sind hier sicherlich die Mietwagenpreise und auch die Fluglänge und -kosten, zumal die Fährfahrt durch das wunderbare Gulf Islands National Park Reserve mit seinen über 100 Inselchen und Schären entlang der Küste ein toller Trip ist und sich wie ein Mini-Kreuzfahrt anfühlt.
Die Überfahrt von Tsawwassen in die Swartz Bay nahe Sidney bzw. Victoria dauert mit BC Ferries 1,5 Stunden und kostet für zwei Personen mit einem Auto rund 110 Dollar. Das ist zwar nicht preiswert aber noch im Rahmen, so meine bescheidene Meinung. Auf der offiziellen Seite des Fährunternehmens findet ihr die aktuellen Fahrpläne und Preise. Neben der von uns gewählten Fährverbindung gibt es z.B. auch ab Horseshoe Bay im Norden Vancouvers eine Fährverbindung nach Nanaimo auf Vancouver Island.
Bei schönem Wetter, wie es bei uns der Fall war, solltet ihr unbedingt die Zeit auf Deck verbringen, die Sonne genießen und Seehunde sowie Otter beobachten. Und natürlich nach Walen Ausschau halten – peak season ist von April bis Oktober und auf Vancouver Island ist das Schöne, dass sowohl die Oracs auf Durchreise (transient) also auch die dauerhaft niedergelassenen (residents) einem vor die Linse schwimmen können. Aber auch Buckel-, Zwerg- und Grauwale sind zwischen den Inselchen unterwegs, daher ist das Fernglas auch unabdingbar.
Vom Fähranleger sind es direkt nach Downtown Victoria ein bisschen mehr als 30 Kilometer Fahrt auf dem Highway 17. Auf dem Weg solltet ihr unbedingt im Gowlland Tod Provincial Park einen Zwischenstopp einlegen, die Wanderschuhe schnüren und die Aussicht über das Saanich Inlet genießen. Leider gibt es in diesem Provincial Park keine Übernachtungsmöglichkeiten, weswegen wir bei unserem Aufenthalt im Goldstream Provincial Park am Trans Canada Highway übernachtet hatten. Dieser befindet sich 14 Kilometer nördlich von Victoria und eignet sich gut als Base für diverse Ausflüge in der Metropolregion. Für Liebhaber von Gärten und Grünanlagen ist ein Besuch des wundervollen Butchart Gardens nahe Brentwood Bay ein absolutes Muss.
BC Ferries
Unterwegs im Großraum Victoria
Die Hauptstadt Victoria liegt im äußersten Süden Vancouver Islands und pflegt ihr englisches Erbe auch fleißig. „Very British“ wird in einigen Hotels der Afternoon Tea angeboten und die Grünflächen vor den Gebäuden gleichen einem Golfplatz. Die beiden markantesten und größten Gebäude der Stadt sind einmal das Parlament, sowie das 1908 im Stil eines Schlosses erbaute Fairmont Empress Hotel.
Unweit des Fairmont Empress hat übrigens auch die weltweit zweitgrößte Wasserfluggesellschaft Harbour Air Seaplanes ihr Terminal. Ich hatte Wasserflugzeuge bisher nur auf Flugshows oder im Fernsehen gesehen und war fasziniert davon, dass auch immer eine Stewardess bzw. ein Steward in Uniform mit an Bord sind und das Ganze eigentlich wie auf einem „normalen“ Flug (mit deutlich weniger Gepäck 😉 ) abläuft.
Neben dem Flugterminal schaukeln die Yachten munter im blaugrünen Wasser. Orientieren wir uns zwischen Fairmont Empress und dem Parlament nach Südosten können wir den Beacon Hill Park auf einem Spaziergang erkunden. Für einen fernöstlich angehauchten Spaziergang in Chinatown müsst ihr euch Richtung dem nördlichen Ende Downtowns rund um die Fisgard Street orientieren.
Downtown eignet sich perfekt für einen nachmittäglichen Schaufensterbummel. Hier laden Galerien mit lokaler Kunst, kleine individuell Geschäfte und Cafés zum Entdecken, Erkunden und Entspannen ein. Rund um das sehenswerte Royal British Columbia Museum, aber auch in den Parks und Gärten sind bunt bemalte Totempfähle, die respektvoll auf das Erbe der First Nations verweisen, zu bewundern.
Die Fort Rodd Hill National Historic Site liegt keine 15 Kilometer westlich von Downtown und ist nicht nur wegen seines markanten Leuchtturms, dem Fisgard Lighthouse, das perfekte Postkartemotiv und Ausflugsziel. Die Sperrfestung wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und erst von den Briten und ab 1906 vom kanadischen Militär genutzt. Das Fort diente im 2. Weltkrieg zur Sicherung von Victoria und dem Militärhafen, welcher sich in der selben Bucht befindet und die Pazifikflotte der kanadischen Marine beheimatet. In den 50er-Jahren verlor das Fort zunehmend an militärische Bedeutung und wurde zur National Historic Site umgewidmet. Auf dem Gelände sind Geschützstellungen und verschiedene Ausstellungen über das Leben und Arbeiten im Fort zu entdecken bzw. zu besuchen.
Wildromatische Süd-Westküste
Mit dem Sheringham Point Lighthouse ziert ein weiter markanter Fotopunkt die wildromatisches Süd-Westküste der Insel. Wir folgen dem Highway 14 bis wir die West Coast Trail Unit des Pacific Rim National Park Reserves erreichen. Diese ist die südlichste von drei sogenannten Units, in die der rund 130 Kilometer lange und 511 km² große Nationalpark untergliedert ist. Wusstet ihr, dass aktuell 10 Nationalparks in Kanada den Zusatz Reserve tragen und lokalen indigenen Völker somit Nutzungsrechte am Park haben?
Wir haben auf dem Weg in das meiner Ansicht nach wenig sehenswerte Port Renfrew im French Beach Provincial Park, samt Seehund-Weckdienst, übernachte. Hier könnt ihr im für die Insel typischen gemäßigten Regenwald zwischen Farnen, umgeben von Tannen und den riesigen, teils mit Moos bewachsenen Western Red Cedars unweit des Strandes die Zeit in der Natur genießen. Und natürlich mit etwas Glück die in der Buch spielenden Seehunde beobachten 😉 .
Solltet ihr nicht nur wie wir Halbtages- oder Tageswanderung unternehmen wollen, könnt ihr in Port Renfrew auf der 75 Kilometer langen und wohl bekanntesten, aber auch schwierigsten Wanderroute Kanadas, dem West Coast Trail bis nach Bamfield am Barkery Sound wandern.
Long Beach Unit im Pacific Rim National Park Reserve
Die Long Beach Unit des National Parks befindet sich ebenfalls an der spärlich besiedelten Westküste rund vier Stunden und 300 Kilometer entfernt von Victoria und ist für seine Strände, das Surfen und die Sonnenuntergänge berühmt.
Unser Zelt hatten wir inmitten des Regenwaldes auf dem Green Point Campground nahe dem Örtchen Tofino aufgeschlagen. Ich möchte an dieser Stelle die dritte Unit des National Parks, nämlich die Broken Group Islands nicht unerwähnt lassen. Die rund 100 Inselchen im Barkery Sound sind nur per Boot erreichbar.
Wir haben also die Long Beach Unit auf verschiedenen kurzen Wanderungen nahe dem Campground erkundet. Viel der Routen, wie beispielsweise der Schooner oder Nuu-Chah-Nuulth Trail verlaufen erst durch den verwunschenen Regenwald mit seinen moosbedecken Bäumen und endet am Strand mit einem fantastischen Bick auf den Pazifik. Hier ist also der perfekte Ort zum Entspannen, Seele baumeln lassen und Muscheln sammeln 😉 .
Und wenn ihr ein wenig auf Entdeckungstour geht, könnt ihr in den zwei Sonnenstühle, der sogenannten red chair location, den Sonnenuntergang genießen. In der Infobox findet ihr mehr Infos zu den places with scenic view.
Das nahegelegene Tofino könnte man als National Park Zentrum mit zig Restaurants, Läden und Supermärkten bezeichnen. Es ist aber auch einer der Hotspots für Surfer und Aussteiger auf Vancouver Island.
Da mein Mann und ich nicht surfen und ein wenig mit dem Bodyboard im Wasser rumpaddeln nicht zählt, haben wir uns bei Jamie’s Whaling Station für eine Tour im Zodiac angemeldet. Zodiacs sind Festrumpf-Schlauchboote, die vom Heck aus gesteuert und mit mit zwei starken Außenbordern versehen sind. Seid ihr auf Vancouver Island unterwegs, solltet ihr euch unbedingt die Zeit nehmen und auch das Geld in eine Whale Watching Tour investieren. Es gibt weltweit nicht so viele Spots, an denen man als „einfacher Tourist“ Okras beobachten kann und ich versichere euch, es war ein abenteuerlicher, wilder und einzigartiger Ritt auf den Wellen.
Whale Watching in Tofino
Vor dem Start wurden wir vom Veranstalter mit einem Survival-Anzug mit integrierter Schwimmweste, Mütze und Handschuhen ausgestattet. Da das Zodiac teilweise mit 60 Stundenkilometern unterwegs war und die Temperatur auf See durch den Fahrtwind rund 10 Grad geringer als an Land ist, hatte die Outdoorausstattung durchaus seine Berechtigung, auch wenn das beim Start nicht alle Mitfahrer an Bord wahrhaben wollten 😉 .
Vom Hafen aus ging es durch die Fjorde und an den Inselchen vorbei zur ersten Sichtung, also eine Stelle an der am Morgen Fischer bereits Wale beobachtet hatten. Die Perspektive die sich uns vom Boot aus geboten hat war einfach fantastisch. Vom Wasser aus sieht bzw. wirkt die Landschaft immer anders wie vom Festland aus.
Wir hatten auf unserer dreistündigen Tour eine Gruppe von fünf Orcas beobachtet, die zwischen den Inseln Richtung offenem Ozean geschwommen sind. Es war faszinierend den riesigen Tieren zuzuschauen und der kleine Baby-Orca, dem noch die typische weiße Zeichnung gefehlt hatte, hat sich natürlich sofort in unser Herz geschwommen. Auf dem Rückweg haben dann noch ein kleiner Otter und einige Seerobben für Belustigung an Bord gesorgt.
Der Unterschied zu den Touren vor beispielsweise der amerikanischen Halbinsel Cape Cod ist, dass hier einmal keine Orcas zu sehen sind und man sich ein „normales“ Ausflugschiff mit 200 anderen Passagieren teilen muss. Das Ganze hat natürlich mit rund 150 Dollar pro Nase so seinen Preis.
Ostküste und verwunschene Bergwelten
Nanaimo ist die zweitgrößte Stadt Vancouver Islands und über den Trans Canada Highway mit Victoria verbunden. Ab hier führ der Highway 19 weiter über Campbell River bis in das knapp 390 Kilometer entfernte Port Hardy, ganz im Norden der Insel. Ein lohnenswerter Abstecher in das Landesinnere, das sich im Gegensatz zu den wilden Küstenlandschaften von einer ganz anderen Seite zeigt, ist eine Wanderung in der Paradise Meadows Loop im Strathcona Provincial Park, dem ältesten Park British Columbias. Dabei bietet der Helen Mackenzie Lake Campground eine super Option für Backcountry Camping und der Cumberland Lake Park Campground am rund 40 Kilometer entfernten Comox Lake bzw. der Kitty Coleman Beach Provincial Park mit direktem Strandzugang eine Alternative für Komfortcamping mit Kindern.
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