Sonnenuntergang

Am Sonntag Abend sind wir von Kiel aus auf unsere Reise durch das Baltikum aufgebrochen. Natürlich sind wir wieder, schwer bepackt, mit dem Zelt und unserem „Dusterle“ unterwegs. Wir hatten uns entschlossen für die Anreise den Seeweg zu nutzen und sind vom Ostuferhafen in Kiel mit der Fähre nach Litauen, genauer gesagt nach Klaipeda, gefahren. Das ist nicht die einzige Fährverbindung in die baltischen Staaten, für uns war es aber das preiswerteste Angebot. Die DFDS Seaways hat immer mal wieder Angebote für eine Überfahrt mit dem Auto inkl. zwei Passagieren. Auch der ADAC bietet Rabatte für Mitglieder und so sind wir inklusive der Commodore Außenkabine und einem Frühstücksbuffet auf einen Gesamtpreis von rund 300 Euro gekommen.

Die Überfahrt dauert 19 Stunden und die Fähre fährt täglich um 21 Uhr. Ich bin ja schon ein paar Mal in meinem Leben mit einer Fähre gefahren, war aber dieses Mal ein wenig über die Abfertigung am Terminal überrascht. Der Ostuferhafen ist in Kiel sehr gut ausgeschildert und auch ohne Navigationsgerät gut zu finden. Bei der Einfahrt auf das Hafengelände könnt ihr euch gleich rechts halten und das Auto auf dem kleinen Parkplatz abstellen.

Im Anschluss müsst ihr im Terminal-Gebäude eine Nummer ziehen und für den eigentlichen Check-in warten bis ihr aufgerufen werdet bzw. bis eure Nummer auf den aufgehängten Displays erscheint. Ein wenig wie an der Fischtheke im französischen Supermarkt 😉 . Das kann bis zu 20 Minuten dauern und am Ende erhaltet ihr für das Auto und jeden Passagier ein Ticket für die Einfahrt in den Hafen und somit auch für die Einfahrt in das Schiff. Ebenfalls wird euch der Slot für die Einfahrzeit mitgeteilt. Wie so oft beim Fähre-Fahren heißt es dann auch, warten, warten und nochmals warten …

Fährterminal in Kiel

Wir sind auf der Victoria Seaways, dem größeren der beiden Fährschiffe, nach Litauen gefahren. Schon bei der Auffahrt auf die Fähre hat mein Mann tolle Arbeit geleistet: Als Tourist mit dem Auto findet man nämlich nur ganz unten, sprich im Bauch des Schiffes, ein Plätzchen und das Hinunterfahren sowie das Einparken hätten mir persönlich die ein oder andere Schweißperle auf die Stirn gezaubert 😉 . Man muss an bereits geparkten Trailern vorbei navigieren und wird auf dem PKW Deck auch persönlich eingewiesen – ein bisschen wie wenn man Rückwärts in die Waschstraße fahren würde.

Unterwegs nach Klaipeda

Solltet ihr schon mal mit der Fähre, beispielsweise nach Norwegen, gefahren sein dürft ihr an dieser Stelle aber bitte keinen Vergleich ziehen. Das betrifft sowohl das Shopping- und Entertainmentangeboten an Bord als auch das Essensangebot in den beiden Restaurants. Dieses orientiert sich stark an den Passagieren. Gefühlt 80 % sind Fernfahrer aus den baltischen Staaten und die wollen, ich will jetzt niemandem zu nahe treten, keinen Hummer und kein Sellerieschaum-Süppchen mit Dill verfeinert. Das Essen ist daher, zumindest im Buffet-Restaurant in dem wir gegessen haben, eher bodenständig deftig. Uns hat es auf jeden Fall geschmeckt und lieber was bodenständig leckeres als eine schlechte feine Küche. Ich denke, für Kinder ist auf jeden Fall auch was dabei (es gibt Chicken Nuggets 😉 ) und auch Vegetarier finden trotz der sehr fleisch- und würstchenlastigen Auswahl etwas zum Essen.

Das Abend- und Mittags-Buffet kostet 15,50 Euro pro Person und das Frühstücksbuffet 8,50 Euro pro Person. Das Buffet-Restaurant ist nicht zu verfehlen und direkt neben dem „normalen“ Restaurant gelegen. Hier gibt es zwei und drei Gänge Menüs zu denen ich aber keine Angaben machen kann was das Angebot und die Qualität betrifft. Im Buffet-Restaurant, das einen starken Kantinen-Charme versprüht, können die Speisen auch einzeln gekauft werden. Hier bewegen sich die Preise zwischen 0,50 Cent – 2,50 Euro je nach Gericht und wenn einen nur der kleine Hunger packt, ist das sicherlich eine Alternative zum Buffet oder dem Bedienrestaurant.

Das Frühstücksbuffet war bei uns im Commodore-Kabinen-Paket bereits inkludiert und geht von 7 bis 11 Uhr litauische Ortszeit. Das ist eine Zeitverschiebung von, aus deutscher Sicht gesehen, einer Stunde nach hinten. Ich würde euch empfehlen, das Frühstück auf jeden Fall wahrzunehmen, das Angebot ist reichhaltig und die Getränke sind ebenfalls im Preis mit inbegriffen. Zudem kann man, entgegen anderer Reiseberichte, mehrmals ans Buffet gehen und sich richtig satt essen 😉 .

Unterwegs nach Klaipeda

An Bord ist alles auf die Passagiere aus Litauen ausgelegt – es gibt nur litauisches Fernsehen und im Aufenthaltsbereich des Schiffes läuft primär Basketball, was ich ja äußerst sympathisch finde. Auch die Getränkepreise sind moderat – eine 0,5 Liter Dose Bier kostet 3 Euro was jetzt kein Wucher ist.

Von der Kabine war ich angenehm überrascht. Ich hatte mir jetzt nicht, trotz der Tatsache das unsere zur zweitbesten Kategorie an Bord gehört, „Wunder und Was“ versprochen. Das Fährschiff ist, sagen wir mal eher funktional gehalten und so ist es auch mit der Kabine. Aus diesem Grund finde ich auch, dass sich ein Upgrade auf eine Außenkabine mit großem Fenster auf jeden Fall lohnt.

Wir haben am Abend noch in der Kabine ein Gläschen Wein getrunken und auch am Morgen hat sich unser Fenster bezahlt gemacht – man kann schön aufs Meer hinausschauen und muss dafür nicht in den öffentlichen Aufenthaltsbereich sitzen. Ich muss jetzt anmerken, dass wir mit dem Wetter absolutes Glück hatten und wir den ganzen Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und fast keinem Wind auf den Picknick-Bänken auf dem Außendeck verbracht haben. Die Ostsee lag da wie ein Spiegel und die Sonne hat sich in im tiefblauen Wasser gespiegelt. Der perfekte Start in unseren wohlverdienten dreiwöchigen Urlaub 🙂 .

Unterwegs nach Klaipeda

Jedoch hat sich die Fahrt von der Fähre, wie auch schon die Fahrt auf die Fähre, als recht abenteuerlich herausgestellt. Hier ist mir auch mal wieder klar geworden, dass viele Menschen einfach nur egoistische Deppen sind und ihnen die Anderen einfach nur scheißegal sind. Die Anweisungen des Fährpersonals wurden, wie auch der gesunde Menschenverstand, nämlich einfach mal komplett ignoriert. Denn wer kommt ansonsten auf die Idee, den Motor bereits auf dem Autodeck anzumachen obwohl man noch gar nicht weiß, wann es überhaupt los geht mit der Fahrt nach draußen?

Unterwegs nach Klaipeda

Aber egal, die Abgase muss man selbst ja nicht einatmen, dass ist ja nur ein Problem für die Mitarbeiter auf dem Autodeck. Von der Dummheit der Anderen darf man sich aber nicht den Urlaub vermiesen lassen, wobei mich sowas ja schon immer aufregt.

Gražus Sveikinima