Den heutigen Tag haben wir im Everglades National Park verbracht. Also „wir“ sind: Florian, meine Wenigkeit, Milliarden Moskitos und zwei Dutzend Geier die über den Campingplatz gekreist sind.
Wir sind also morgens früh aufgebrochen und haben in Naples einen kurzen Halt eingelegt, um uns mit den notwendigen Lebensmitteln einzudecken und um einen kurzen Besuch in „Tin City“ zu machen. Dabei handelt es sich um die „Historic Waterfront“ mit vielen Restaurants und Lädelchen.
Weiter ging es dann auf dem Tamiami Trail durch das Big Cypress National Preserve. Der Tamiami Trail verläuft durch das besagte Preserve und den Everglades National Park und verbindet die Städte an der Westküste mit Miami. Sein Name setzt sich aus Miami und Tampa zusammen.
Es führt noch eine alternative Route, nämlich die mautpflichtige, achtspurige „Alligator Alley“ (Interstate 75) durch den sumpfigen Süden Floridas. Aber nur auf dem Highway 41 hat man die Möglichkeit das Besucherzentrum des Preserves zu besuchen und eine Loop-Road durch die Sumpflandschaft zu fahren.
Dort konnten wir in den Mangrovenwäldern und im Marschland einige Alligatoren sowie viele Vögel beobachten. Hier ist das Klima bereits Subtropisch und die Vegetation ähnelt sehr dem in den Everglades.
Zum Unterschied zu den Everglades werden hier an einigen Stellen Airboat-Touren angeboten. Diese sind im Nationalpark gar nicht oder nur beschränkt erlaubt. Diese propellergetriebenen Flachboote sind meiner Ansicht nach eh „über wie ein Kropf“ und machen vor allem Lärm. Wie man hier in Ruhe die Tierwelt beobachten soll ist mir ein Rätsel. Vor allem wenn man mit so einem Getöse angefahren kommt. Aber nun gut, irgendwie müssen die Indianer und Rednecks ja Geld mit den Touristen verdienen und das ist eine ideale Ergänzung zu Alligator-Schaukämpfen und dem Verkauf von Alligator-Trophäen fürs Wohnzimmer. Unser Tagesziel war jedoch das Flamingo Besucherzentrum an der Golfküste des Nationalparks.
Vor der Gründung des Nationalparks war hier ein kleines Fischerdorf das wegen seiner Abgeschiedenheit gerne auch als Unterschlupf von Schmugglern und anderen Outlaws genutzt wurde. Jetzt befindet sich hier das Zentrum des Parks. Zudem ist Flamingo einer der wenigen Orte, an welchem sowohl Krokodile als auch Alligatoren gemeinsam leben. Leider hatte der Hurrikane Katrina 2005 die zum Besucherzentrum gehörende Lodge sowie das Restaurant so stark beschädigt, dass es abgerissen werden musste und bis heute (mangels Geld) nicht mehr aufgebaut werden konnte.
Die Hauptsaison für die touristische Nutzung der Everglades beginnt erst Ende November, daher waren auch nur Teile des Campingplatzes geöffnet. Außer uns haben sich noch eine Handvoll Hartgesottener an das „Ende der Welt“ verirrt 🙂 . Schon bei der Einfahrt auf den Platz sind die Geier in den Bäumen gesessen und haben uns argwöhnisch begutachtet. Später hat sich herausgestellt, dass diese eine echte Plage sind und primär an den Gummidichtungen der Autotüren, -fenstern und Scheibenwischern interessiert sind. Was zur Hölle sie auch damit tun.
Überall hat der National Park Service Warnschilder angebracht und sogar Planen für die Autos bereitgestellt, die man an Trailheads und Campingplätzen überstülpen konnten. Wir konnten mit eigenen Augen beobachten wie die Geier ein Fahrzeug trotzdem mit ziemlicher Inbrunst attackierten (es war wohl zu nahe an ihrem Lieblingsbaum abgestellt worden) und Löcher in die Plane rissen. Wir haben unser Zelt aufgestellt und uns abschließend an der Marina nach den Konditionen zum Mieten eines Motorboots für den nächsten Tag erkundigt: 80$ + Sprit und Steuern für zwei Stunden.
Leider war das Besucherzentrum am Abend bereits geschlossen, wir könnten in der Lobby jedoch den aktuellen Moskito-Meter ablesen und der verhieß nichts Gutes 🙁 🙁 . Der Abend war demnach kurz und obwohl wir später noch Unterstützung durch diverse Fröschchen bekommen haben, sind wir nicht mehr „Herr der Lage“ geworden und nach einem ausweglosen Kampf ins Zelt gegangen.
An Schlaf war aber noch lange nicht zu denken – die kleinen Biester haben uns im Zelt noch mindestens eine 3/4 Stunde auf Trab gehalten. Nach erfolgreicher Jagt haben wir dann versucht zu schlafen was etwas schwierig ist, wenn am Körper ca. 50 – 100 Stichen verteilt sind und unsere Arme und Beine aussahen als hätten die Moskitos „Schiffe versenken“ gespielt. Nebenbei sei noch gesagt, dass wir eine Flasche Repellent versprüht haben und bei 30 Grad und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit komplett langärmlich und -füßig bekleidet waren 🙁 .
In der Nacht hat uns dann noch ein starker Monsunregen durchnässt. Wir hatten wegen der Hitze die Fenster im Zelt offen gelassen und beim schließen dieser gelangten natürlich wieder Moskitos ins Zelt, die wir wieder eine halbe Stunde lang gejagt haben usw. . Aber am Morgen wurden wir ja gebührlich von den Geiern empfangen, die auf dem Campingtisch saßen und wohl schon dachen wir sind gestorben…
Die schlechte Wetterfront hat bis zum Morgen angehalten und an einen Ausflug mit dem Boot war leider nicht zu denken. Die Wolken sind tief und grau über der Bucht gehangen und es hat leicht genieselt. Da noch dunklere Wolken am Horizont waren verzichteten wir (auch wegen unserer Unerfahrenheit beim Bootfahren) auf die Fahrt aufs offene Meer.
Wir sind daher, zugegebenermaßen ein wenig enttäuscht, wieder Richtung Miami zurückgefahren. Im Royal Palm Informationszentrum am Eingang des Parkes wollten wir noch eine kurze Wanderung unternehmen, da es auf dem Trail anscheinend besonders viele Alligatoren und auch Krokodile zu bestaunen gibt. Wir wurde aber wieder von einem sehr starken Regen überrascht und haben die Sache dann auch abgebrochen. Man kann nur von Glück sagen das wir nicht mit dem Boot losgefahren sind…
Als Fazit kann man zu dem Ausflug in die Everglades sagen, dass wir den Nationalpark einfach zur falschen Jahreszeit besucht haben. Im Frühjahr gibt es zwar immer noch mehr Moskitos als im Rest Floridas, dass man jedoch im Zelt liegt und das Dauersummen der kleinen Dinger fast ohrenbetäubend ist scheint dann nicht mehr der Fall zu sein. Die Sache mit dem Regen und der Schlechtwetterfront war einfach nur Pech – Haken dran. Wir hatten unser Zelt nur rudimentär zusammengepackt und mit ihm ca. 100 Moskitos die zwischen Außen- und Innenzelt saßen und nun hoffentlich den gemeinen „Quetschtot“ starben. Vorsichtshalber sollte ein zugebundener Müllsack ihr Entkommen verhindern.
Die Aussichten auf moskitofreiere Zeiten standen aber an diesem Morgen gut und mit einem heißen Kaffee bewaffnet haben wir uns auf den Weg nach Key West gemacht 🙂 .