In diesem Beitrag schnüren wir die Wanderschuhe und besuchen die beiden südschwedischen Nationalparks Store Mosse und Norra Kvill im småländischen Hochland. Unterwegs sind wir mit dem Wohnmobil, was uns maximale Flexibilität und die Möglichkeit gibt, mitten in der Natur zu übernachten.
Schweden verfügt über insgesamt 30 Nationalparks, die eine große Vielfalt an Landschaften und Ökosystemen schützen – von Mooren und Wäldern bis hin zu Bergen und Küsten. Die Nationalparks sind so gestaltet, dass sie für Besucher gut zugänglich sind und zahlreiche Möglichkeiten für Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Vogelbeobachtung und Kanufahren bieten. Insgesamt sind etwa 1,5 Prozent der schwedischen Landesfläche als Nationalpark ausgewiesen, wodurch wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen erhalten bleiben.
Beeindruckende Moorlandschaft mit Seen, Wildblumen und Wollgras
In den beiden Parks hier im Beitrag ist das Übernachten mit dem Wohnmobil eine, sagen wir mal Grauzone. Offiziell gibt es nämlich keinen Camping- oder Stellplatz innerhalb der Parkgrenzen, sondern nur in den umliegenden Ortschaften. Bis Anfang des Jahres gab es in Südschwedens größtem zusammenhängenden Moorgebiet Store Moose noch einen Stellplatz am naturum, dem National Park Zentrum in der Nähe von Hillerstorp.




Im Frühjahr 2023 musste der Park wegen des enormen Besucherandrangs vorübergehend geschlossen werden. Leider konnten wir nun selbst beobachten, dass Camper am Rand des Parks auf den Wanderparkplätzen übernachten – denn hier gilt kein striktes Übernachtungsverbot – und dabei ihren Hausmüll im Wald zurückgelassen haben.
In solchen Momenten kommen mir unweigerlich die Zitate „Don’t take anything but pictures“ und „Leave nothing but footprints“ in den Sinn. Es macht mich wirklich wütend, wie wenig Rücksicht manche Menschen auf die Natur nehmen. Für mich hat das mit dem viel gepriesenen #vanlife jedenfalls nichts zu tun! Wir haben übrigens den Müll der anderen Camper mitgenommen und ordnungsgemäß entsorgt.
Aber zurück zum Erfreulichen, nämlich dem wunderbaren, sehr gut beschilderten 40 Kilometer langen Netz an Wanderwegen im Store Moose National Park. Dieses umfasst barrierefreie Wegen mit wenigen Kilometern länge, aber auch Rundwanderweg, wie beispielsweise um den See Kävsjön, mit einer Länge von 13 Kilometern. Es ist also für jeden und jede Kondition etwas dabei. Im naturum befindet sich nicht nur eine wunderbare Ausstellung über die Tierwelt, Flora und Fauna des Parks, sondern es sind auch kompetente Ranger am Start. Ich habe von der Rangerin vor Ort auch den Tipp bekommen, dass die Wanderung Svartgölsleden eine gute Option für uns ist, den National Park mit dem Dreirad zu entdecken.






Der 3,5 Kilometer lange Rundweg startet am Wanderparkplatz Östra Rockne an der Landstraße 151 und verläuft erst schattig durch ein Kiefern- und Tannenwäldchen, vorbei an den für den National Park ach so typischen bewachsenen Sanddünen. Am Rande des Wäldchens eröffnet sich einem dann der Blick über das Hochmoor, mit seinem niedrigen Baumbewuchs, dem wuscheligen Wollgras und den pastellfarbenen Wildblumen. Bis zum Moorsee Svartgöle spaziert man auf einem Bohlenweg. Am See laden Picknickbänke zu einer Auszeit ein und das tiefe mystische Blau des Sees schimmert mit dem Himmel um die Wette. Hier ist aber auch ein wunderbares Flecken Erde zum Fotografieren, denn die Libellen schwirren anmutig entlang des Seeufers und tankten Sonne im hohen Ufergras.
Den Aussichtsturm in Kvarnö am östlichen Rand des Parks erreicht ihr über eine nicht asphaltierte Zugangsstraße, die durch malerisches Farmland verläuft und in einen kleinen Wanderparkplatz mündet. Der Aussichtturm ist dann nur ein paar hundert Meter entfernt, über einen schmalen nicht barrierefreien Bohlenweg erreichbar. Vom Turm aus können allerlei Vögel und Damwild auf der Moorwiese beobachtet werden.



Verwunschene Wälder und Blaubeeren wohin das Auge reicht
Der National Park Norra Kvill bildet zwar keinen völligen Gegensatz zum Store Mosse, unterscheidet sich aber deutlich durch seine dichten, urwüchsigen Wälder und die moosbedeckten Felsen von der offenen Weite des Hochmoorgebiets. Hier wachsen seit über 150 Jahren ungestört mächtige Kiefern und Fichten, manche von ihnen sind bis zu 350 Jahre alt und erreichen beeindruckende Höhen. Über eine Abzweigung an der Landstraße zwischen Vimmerby und Norra Vi, etwa sieben Kilometer südlich von Ydrefors, gelangt man auf gut befahrbaren Schotterwegen zum einzigen Wanderparkplatz, der als Ausgangspunkt für die beiden ausgeschilderten Rundwanderwege dient
Der kürzere Rundweg mit 2,5 Kilometern führt um den idyllisch gelegenen Waldsee Stora Idegölen, der auch Zaubersee genannt wird. Dessen Ufer ist mit Schilf umsäumt und zwischen den Seerosenblättern und dem Fieberklee hüpfen die Wasserflöhe umher. Der Kiefernwald mit teils 35 Meter hohen Baumriesen steht bereits seit dem Jahr 1927 unter Naturschutz. Hier lohnt sich übrigens auch ein Besuch im Spätsommer, denn dann sind die Blaubeeren entlang dem Waldrand endlich reif 😉 .





Der längere Rundkurs mit 4 Kilometern verläuft vorbei an zwei Seen und über die Anhöhe Idhöjden zurück zum Parkplatz. Bänkchen für eine Auszeit gibt es genug und Teile des Weges sind mit schmalen Bohlen ausgelegt, d.h. die Wanderwege hier im Park sind allesamt nicht barrierefrei und ihr müsst wie ich eine Kraxe oder ein Tragetuch für den Transport der kleinen Zwerge mitnehmen.
Die abwechslungsreiche Strecke führt euch durch märchenhafte Wälder, vorbei an moosbewachsenen Felsen und uralten Bäumen. Besonders im Frühling und Sommer ist die Region ein Paradies für Naturfreunde, denn überall zwitschern Vögel und mit etwas Glück entdeckt ihr seltene Pflanzenarten. Vergesst nicht, ausreichend Verpflegung und Wasser einzupacken, denn unterwegs gibt es keine Einkehrmöglichkeiten.






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