„Mein Leipzig lob‘ ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute…“ Dieses berühmte Zitat eines versoffenen Frosches aus Goethes Faust I könnte nicht treffender sein, wenn es um die charmante Stadt Leipzig geht. Ehrlich gesagt hätte ich mir nicht träumen lassen, einen Beitrag auf meinem Blog mit einem solchen Zitat zu beginnen. Doch in der alten Kulturhauptstadt und Stadt der Philosophen, die auf eine Universität von 1409 zurückblickt, im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Aufklärung war und zudem die Keimzelle der Friedlichen Revolution in der DDR darstellt, ist ja quasi alles möglich 😉 .
Leipzig beeindruckte mich nur mit seiner historischen Bedeutung, sondern auch mit einer modernen und lebendigen Atmosphäre, was mir im Gegensatz zu unserem Besuch in Dresden sehr gut gefallen hat. Die Innenstadt mit ihren prachtvollen Bauten, malerischen Gassen und der lebhaften Fußgängerzone lädt zu einem sprichwörtlichen Spaziergang durch die Geschichte ein. Entlang der Karl-Liebknecht-Straße kann man in gemütlichen Cafés oder Restaurants international speisen, und die prächtigen Gründerzeitbauten und eleganten Jugendstilvillen im Stadtteil Gohlis muten ein wenig wie aus der Zeit gefallen an. Die Stadt ist wahrlich ein Klein-Paris, das wohl nicht nur mich mit Charme, Vielfalt und vor allem lebendiger Geschichte empfangen hat. Letzteres lässt sich meiner Ansicht nach am besten im Zeitgeschichtlichen Forum, einem von vier Museen der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, direkt am Markplatz erleben.
Diktatur und Demokratie – Auf Zeitreise im Zeitgeschichtlichen Forum
Das Zeitgeschichtliche Forum unweit der S-Bahn Station Markt ist meiner Ansicht nach ein Muss für alle Geschichtsinteressierten und bietet eine einzigartige Gelegenheit, die bewegte jüngere Geschichte Deutschlands bzw. der DDR nachzuempfinden. Der Besuch des Forums ermöglichte nicht nur mir als Westdeutsche, tiefer in die damaligen Ereignisse einzutauchen, die die Teilung Deutschlands und die nachfolgende Wiedervereinigung prägten. Das mag vielleicht ein wenig komisch klingen, aber ich war bei der Wende erst fünf Jahre alt und somit politisch und zeitgeschichtlich ein unbeschriebenes Blatt.
In meiner Schulzeit wurde uns im Geschichtsunterricht vor allem die NS-Vergangenheit eingehend vermittelt, und die Wichtigkeit des Niemals Vergessens wurde betont. Im Gegensatz dazu wurde der DDR-Geschichte weniger Platz eingeräumt, auch wenn es da doch auch einige Niemals-Vergessens Momente gegeben hätte. Die Dauerausstellung „Unsere Geschichte – Diktatur und Demokratie nach 1945“ im Zeitgeschichtlichen Forum gibt einem die Möglichkeit, einen umfassenden Einblick in die Ereignisse, Entscheidungen und Entwicklungen der DDR zu bekommen.
Hier werden nämlich mit interaktiven Installationen, multimedialen Präsentationen, Originaldokumente und Fotografien nicht nur Fakten und historische Zusammenhänge präsentiert, sondern auch von individuellen Geschichten und Erlebnissen der Menschen in Ost und West erzählt. Es geht darum, die Perspektiven zu verstehen, die Vielschichtigkeit der Ereignisse zu erfassen und die Auswirkungen auf die Menschen, die in dieser Zeit lebten, nachzuvollziehen.
Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte wird hier zu einer persönlichen Reise durch die Vergangenheit, und regt zum Nachdenken über die Bedeutung von Freiheit, Einheit und dem Zusammenwachsen zweier unterschiedlicher Welten an. Momentan kann noch in der ebenso multimedialen und sehr, sehr kurzweiligen Sonderausstellung „HITS & HYMNEN – Klang der Zeitgeschichte“ viel Musik gehört werden. Wir haben das Forum, das übrigens keinen Eintritt kostet, zusammen mit unserem dreijährigen Sohn besucht und vor allem bei den Hits und Hymen war er fast gar nicht mehr zu bremsen und hätte am Liebsten den ganzen Nachmittag dort verbracht.
Unterwegs im Süden der Stadt – Völkerschlachtdenkmal , Panometer und Südfriedhof
Das Völkerschlachtdenkmal im Süden der Stadt, welches an die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 erinnern soll und zu Ehren des Sieges über Napoleon erbaut wurde, ist ein beeindruckendes historisches Monument, welches in der heutigen Zeit ebenfalls ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Es hat in der Geschichte Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg schon immer eine kontroverse Rolle spielte. Während der Zeit der DDR wurde das Denkmal nämlich als Symbol für den antifaschistischen Widerstand uminterpretiert, was zu einer politischen Instrumentalisierung des Denkmals führte. Es wurde als Zeichen für den Widerstand gegen Unterdrückung und Faschismus gesehen, wodurch seine ursprüngliche Bedeutung als Denkmal für die Befreiung von Napoleon in den Hintergrund trat.
Die Kontroverse um das Völkerschlachtdenkmal setzte sich nach der Wiedervereinigung Deutschlands fort. Einige betrachten es als ein wichtiges historisches Erbe, während andere auf die umstrittene Nutzung während der DDR-Zeit hinwiesen. Die Diskussionen drehen sich um die Frage, wie das Denkmal heute interpretiert werden und welche Rolle es in der Erinnerungskultur Deutschlands spielen soll.
Ungeachtet der Kontroversen bleibt für mich das Völkerschlachtdenkmal eine beeindruckende Sehenswürdigkeit, die nicht nur für ihre architektonische Pracht, sondern auch für ihre komplexe geschichtliche Bedeutung steht. Von der Aussichtsplattform eines der größten Denkmäler Europas hat man zudem einen atemberaubenden Blick über Leipzig und die umliegende Landschaft. Der Eintritt umfasst den Besuch des Denkmals sowie ein kleines Museum am Fuß des Denkmals.
Der benachbarte Südfriedhof ist hingegen ein Oase der Ruhe und des Gedenkens. Er ist einer der größten Parkfriedhöfe Europas und beherbergt die Gräber vieler bekannter Persönlichkeiten, darunter Schriftsteller, Wissenschaftler und Künstler.
Der Südfriedhof wurde im Jahr 1886 eingeweiht und erstreckt sich auf eine Fläche von rund 82 Hektar. Ich finde ja, dass die weitläufigen Alleen, üppigen Grünflächen, zu Teilen majestätischen Grabstätten und historische Denkmäler aus allen Epochen dem Ort eine besondere Atmosphäre verleihen. Die malerischen Parklandschaft hat uns jetzt im Herbst zu einem entspannten Spaziergang durch das bunte Blättermeer eingeladen und mein Henry war fleißig am Blätter und Kastanien sammeln.
Das sich ebenfalls im Süden der Stadt befindende Panometer ist nicht nur ein Museum, sondern ein faszinierendes Erlebnis, das Kunst und Geschichte in einem beeindruckenden Industriedenkmal vereint. Das außergewöhnliche Ausstellungskonzept im Panometer wurde von dem Künstler Yadegar Asisi ins Leben gerufen und ermöglicht den Besuchern je nach Ausstellung, in vergangene Zeiten oder fiktionale Welten einzutauchen.
Bei unserem Besuch der Ausstellung 9/11 hatten wir das Gefühl, mitten in New York zwischen den imposanten Türmen des World Trade Centers zu stehen. Die Szene startet mit dem geschäftigen Treiben rund um das World Trade Center am Morgen des 11. September 2001 um 08:41 Uhr, fünf Minuten vor den Attentaten. Die nachfolgenden Tragödien werden sehr eindrucksvoll mit abgedämmertem Licht und absoluter Stille angedeutet, aber nicht explizit gezeigt, was im krassen Gegensatz zum morgendlichen Trubel im multikulturellen Manhattan steht.
Ich empfehle euch, diese Ausstellung nicht mit Kindern im Kindergartenalter zu besuchen. Zwischenzeitlich bin ich rausgegangen, weil Henry vollkommen zu recht Angst bekommen hat. Kinder haben für solch dramatische Szenarien feinere Antennen als wir Erwachsene und sind vom Weltgeschehen einfach auch ein Stück weit weniger abgestumpft, auch wenn sie die Ereignisse oft noch nicht einordnen können. Die für Erwachsene sehr sehenswerte Ausstellung 9/11 kann noch bis zum 3. März 2024 besucht werden.
Artenvielfalt im wunderbaren Leipziger Zoo
Der Zoo Leipzig im Norden der Stadt, im malerischen Rosental, gehört zu den ältesten Zoos Deutschlands und ist einer der modernsten europäischen Tierparks. Er wurde bereits im Jahr 1878 gegründet und erstreckt sich über eine beeindruckende Fläche von 27 Hektar und vier Themenbereiche. Unser Highlight war ganz klar die einzigartige, imposanten Gondwanaland-Tropenhalle. Dort haben wir uns zu Fuß und per Boot auf eine Expedition durch den tropischen Dschungels begeben und exotische Pflanzen und Tiere hautnah erleben dürfen.
Der Zoo ist eine Heimat für über 850 Tierarten, darunter auch bedrohte Arten wie Amurleoparden, Riesenotter und Sumatra-Tiger. Neben der Tropenhalle haben wir lange die Elefanten samt den süßen und sehr verspielten Baby-Elefanten beobachtet. Im Spätherbst, einer Zeit des Neubeginns im Tierreich, könnt ihr hier im Zoo eine Vielzahl von Tierbabys, von den majestätischen Löwen über die anmutigen Giraffen bis zu den verspielten Affen, beobachten.
Die kleinen Besucher können sich auf den Spielplätzen austoben und ein tolles Streichelgehege mit sehr süßen und wuscheligen Hasen besuchen. Die Preise in den Restaurants sind nicht überteuert, und es gibt in den jeweiligen Themenbereichen auch kontinentspezifisches Essen, was die (kulinarische) Reise durch den Zoo noch interessanter macht. Für einen Besuch des Zoos solltet ihr mindestens einen halben Tag einplanen.
Übernachtung mit dem Wohnmobil
Übernachtet haben wir sehr ruhig, sauber und sicher auf dem Wohnmobilstellplatz nördlich der Innenstadt auf dem Gelände von Boje Sportartikel in der Dessauer Straße. Der Platz ist perfekt für einen Besuch der Innenstadt sowie des Zoos, da die Straßenbahn quasi vor der Tür hält. Das Ticket für den öffentlichen Nahverkehr kann über die LeipzigMOVE-App gekauft werden.
Der Stellplatz hat 25 Euro pro Mobil und Nacht gekostet und kann unkompliziert per PayPal oder Bar bezahlt werden. Die Platzverhältnisse sind etwas beengt, was jedoch meiner Meinung nach für einen stadtnahen Platz vollkommen in Ordnung ist. Ich finde wer seine Campingmöbel herausstellen möchte, sollte sich einen Stellplatz oder Campingplatz, wie den KNAUS Campingpark Leipzig-Auensee, in der Peripherie suchen.
Virtuelle Kaffeekasse
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