In Ulm, um Ulm und um Ulm herum

Glücksorte – Frühlingserwachen in der Friedrichsau

5. April 2024

Wenn die Bäume langsam ihre ersten Knospen zeigen, die gelben Blüten der Narzissen ihre Köpfe recken und die filigranen Blätter der Krokusse sich den ersten warmen Sonnenstrahlen entgegenstrecken, dann spürt man förmlich den Frühling in der Luft. Die Kornelkirsche, ein klassischer Frühjahrsblüher, verströmt bereits Anfang April einen schwachen Honigduft und wird von den ersten Bienchen umschwärmt. Diese Jahreszeit hat für mich persönlich einen besonderen Stellenwert innerhalb des Jahreskreises. Trotz ihrer Vergänglichkeit steht der Frühling für mich als ein kraftvoller Neuanfang – ein starkes Symbol für uns alle, selbst wenn die Welt Kopf zu stehen scheint.

In Ulms größtem Stadtpark, der Friedrichsau am Donauufer, lässt sich der Frühling bei einem Spaziergang besonders gut erleben. Durch die im Jahr 1980 in Ulm stattgefundene Landesgartenschau von Baden-Württemberg wurde das bis dahin kaum genutzte Gelände am Rande der Stadt zu dem Park umgestaltet, wie wir ihn heute kennen. Viele der dortigen Ausflugsgaststätten haben, ebenso wie das Gelände an sich, eine lange Geschichte.

Sommerfrische, Gesellschaftsgärten und Bundesfestung

Die Friedrichsau erhielt ihren Namen nämlich bereits im Jahr 1811 von Friedrich I., dem damaligen König von Württemberg. Die Hundskomödie, heute eine Pizzeria mit einem schönen Biergarten, wurde noch im selben Jahr von der Vereinigung Gesellschaft in der Au als Gesellschaftshütte mit Bierkeller und Kegelbahn gegründet. Zu dieser Zeit kam es auch in Mode seine knapp bemessene Freizeit mit der Familie aktiv zu nutzen und einige wohlhabende Bürger hatten sich damals in der Au kleine Sommer- bzw. Gartenhütten gebaut oder bauen lassen.

Im Jahr 1853 erhielten dann zwei weitere Ulmer Vereine die Genehmigung, ihre Gesellschaftsgärten in der Friedrichsau zu eröffnen. So entstanden die Biergärten der Liedertafel und der Teutonia. Bis zum Jahr 1855 kamen noch weitere Gesellschaftsgärten hinzu, darunter der Liederkranz, der – wie die Teutonia – bis heute besteht. Denn Bier tranken die Ulmer schon immer gerne und reichlich: Im Sommer 1879 wurden insgesamt stolze 70.300 Liter über alle Gesellschaftsgärten hinweg konsumiert.

Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab‘ ich vernommen!

Eduard Mörike
Frühling in der Friedrichsau

Der See im Tiergarten wurde dann im Jahr 1860 künstlich angelegt. Heute befindet sich dort der größte Spielplatz der Au mit einem großen Abenteuerschiff, Picknickmöglichkeiten und Spiel und Spaß für kleine und große Kinder. Wusstet ihr, dass man auf dem See um die Wende des 19. Jahrhunderts herum Schlittschuhlaufen und auch Ruderboote ausleihen konnte? Zudem konnten die damaligen Ausflügler im Seepark-Restaurant lecker und auch ein wenig mondän im Grünen essen. Das Restaurant musste leider im Jahr 1968 dem heutigen, zwischenzeitlich etwas verwitterten Kiosk weichen.

Eines meiner persönlichen Glücksbänkchen steht übrigens etwas versteckt und abseits des Weges am Ufer des Sees im Tiergarten, unweit des Kiosks. Umgeben von Sträuchern und Bäumen hat man einen schönen Ausblick auf Enten, Schwäne und das Wasserspiel, in dem die Sonne den ein oder anderen Regenbogen projiziert.

Aber auch Teile der Ulmer Bundesfeste können am Donauufer unweit des Fußgängersteges erkundet werden. Das Fort Friedrichsau, ein kleines Außenfort in Form einer „Lünette“, das zwischen 1852 und 1854 erbaut wurde, ist sehr gut erhalten und auch ein wunderbares Fotomotiv. Es sollte ursprünglich das östliche Vorgelände auf beiden Seiten der Donau sichern.

Wenn ihr mehr über die Bundesfestung Ulm erfahren wollt, dann lädt der gut ausgeschilderte Festungsweg zum Erkunden und Spazierengehen ein. Er verbindet mit einer Gesamtlänge von rund 12 Kilometern die einzelnen, noch erhaltenen Bauwerke des Festungsrings und informiert auf 32 Tafeln an markanten Festungswerken über die Entstehung, Funktion und nachmilitärische Nutzung des imposanten Bauwerkes. In meinem alternativen Reiseführer Glücksorte in und um Ulm findet ihr übrigens noch 79 weitere Orte zum Entspannen, Entdecken, Staunen und natürlich Glücklich sein.

Glücksorte in und um Ulm

Droste Verlag
ISBN 978-3-7700-2170-3

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